Schutzkonzept im Praxis-Test
Franca Bruder und Marlon Schmatz – das gewählte Leitungsteam der Leiterrunde St. Severin – sind spontan bereit, über ihre Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung des Schutzkonzeptes zu sprechen. Aktiv engagiert in der Jugendarbeit sind sie seit einigen Jahren. Auch trotz Studium (Franca, 21, studiert im 6. Semester Psychologie) und Job (Marlon, 19, arbeitet in der schulischen Übermittagsbetreuung und bereitet sich auf ein Lehramtsstudium vor) investieren sie Zeit und Energie in die Jugendarbeit. Verantwortung zu übernehmen ist für sie selbstverständlich.
"Das Schutzkonzept ist gut, daran kann man sich orientieren im Kontakt mit Kindern", davon
sind beide überzeugt. Gelegenheiten dazu gibt es bei Fahrten (im Advent, zu Pfingsten, im Sommer),
bei Kinderfeten oder beim Jugendcafé im Pfarrheim an St. Severin. Ähnliche Inhalte wie die des
pfarrlichen Schutzkonzeptes haben beide in ihrer eigenen Jugend-Leiterschulung kennengelernt. Seit
2013 sind diese Inhalte feststehende Teile im Konzept der Leiterschulung. Auch darüber hinaus
bleibt das Thema in der Leiterrunde präsent – beispielsweise durch einen Input von Pastoralreferent
Benedikt Kremp bei einem der regelmäßigen Treffen oder von Tanja und Jonas, Sozialpädagogen der
GOT, zum Thema "Grenzverletzungen" beim Leitertag.
Wie sich all das auswirkt bei Fahrten und Unternehmungen mit Kindern, ist für beide spontan
klar. Bei den verschiedenen Programmpunkten dürfen die Kinder selbst entscheiden, was sie mitmachen
wollen und wo sie ihre Grenze ziehen. "Wir vermeiden zum Beispiel eher Spiele, die mit viel
intensivem Körperkontakt verbunden sind – eine Ausnahme kann sein, wenn die Kinder eng befreundet
sind", meint Franca. Und grundsätzlich achten die Leiterinnen und Leiter darauf, dass etwa bei
Konflikt-Klärungen "Eins-zu-Eins-Situationen" vermieden werden, d.h. eine Leiterperson und ein Kind
sind nicht allein in einem geschlossenen Raum, andere sind in Hör- oder Sichtnähe. "Transparenz ist
ein Schlüsselwort", so benennt es Marlon.
Beide haben nicht den Eindruck, dass sie als Jugendleiter unter einem Generalverdacht stehen, aber dennoch erleben sie die genannten Maßnahmen auch als Schutz für die Mit-glieder der Leiterrunde.
Sarah Flucht, pädagogische Fachkraft, ergänzt: Gerade bei den Fahrten ist das Schutzkonzept
von großer Bedeutung.
"Es ist wichtig, dass bei Fahrten Machtausübung (Machtstellung, Überlegenheit,
Einschüchterung) vermieden wird, damit es nicht zum Machtmissbrauch kommen kann." Es geht dabei
nicht nur um das Machtgefälle zwischen Leiterinnen/Leitern und Teilnehmenden, sondern auch um
Machtstellungen im Kreis der Leiterinnen/Leiter und im Kreis der Teilnehmenden. Auch hier ist es
wichtig, dass Kinder lernen, Nein zu sagen und respektvoll miteinander umzugehen. Grundsätzlich
gilt es, mögliche "Gefahrenquellen" von vorneherein auszuschalten. Hierfür ist das Schutzkonzept
eine verlässliche Leitlinie.