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Wort-Gottes-Feiern – was sagen die Verantwortlichen?

Auch der traditionsreiche Gottesdienst mit der anschließenden Prozession zur Severinusverehrung wird als
Wortgottesfeier begangen.

"Ich habe gern die Verantwortung übernommen", sagt Barbara Wissen auf die Frage nach ihrem Motiv, sich zur Leiterin von Wort-Gottes-Feiern ausbilden zu lassen. Es ist ihr wichtig, dass Menschen sich versammeln können, um in Gemeinschaft zu beten und ihren Glauben zu feiern, und dass dies auch in Zukunft möglich ist. Das Wort zu hören und es auch zu verkünden, nicht nur zu empfangen sondern auch zu geben, liegt ihr am Herzen. Zunächst kostete es sie Überwindung, sich in dieser ungewohnten Rolle zu zeigen. Auch das liturgische Gewand war unvertraut. Mittlerweile ist das anders. "Ich fühle mich mit dem Gewand stimmig, ich nehme mich in einer anderen Rolle wahr, und das gibt mir auch Kraft." Auch die anfängliche Unsicherheit in der inhaltlichen Gestaltung des Gottesdienstes ist einer aufmerksamen Gewohnheit und Gelassenheit gewichen.
Ganz wichtig ist ihr die gemeinsame Kommunion zum Abschluss des Wortgottesdienstes. Dass hierbei die Gemeinschaft besonders spürbar wird, hört sie auch von den Gottesdienstbesuchern. Aus deren Kreis hat sie bisher noch keine negativen Rückmeldungen auf diese neue Form der Gottesdienstfeier bekommen. Im regelmäßigen Austausch mit den anderen Leiterinnen und Leitern erfährt sie gute Anregungen, und auch sie selbst nimmt gern an Wort-Gottes-Feiern teil. "Die Sache Jesu braucht Begeisterte", von diesem Leitspruch ist Barbara Wissen geprägt.

 

Auch Martin von Bongardt sagt spontan, dass er gern Verantwortung für die Zukunft des kirchlichen Lebens übernimmt und aus diesem Grund die Ausbildung gemacht hat. Ein wenig aufgeregt war er am Anfang in der ungewohnten Rolle, aber nun füllt er sie mit Gelassenheit und Souveränität aus. Ein liturgisches Gewand ist ihm vertraut aufgrund der langen Erfahrung als Messdiener. Für ihn ist es vor allem wichtig, sich mit den biblischen Texten der jeweiligen Feier auseinanderzusetzen oder auch mit der Person des Heiligen, dessen Gedenktag gefeiert wird. Dadurch fühlt er sich auch selbst bereichert. "Ich finde es schön, dem Gottesdienst gerade in der kleinen Paulus-Melchers-Kapelle vorstehen zu können." Nach seiner Erfahrung ist man im Kreis sitzend dort intensiv verbunden in Gebet und oft mehrstimmigem Gesang. "Ich freue mich, in diesen Gottesdiensten auf besondere Weise meinen Auftrag als Christ zu erfüllen."

 

"Ich möchte mich auf etwas Neues einlassen", meint Frederik Thenée. Er hält es für wichtig sich einzubringen und Kirche mitzugestalten, anstatt sich ausschließlich an Kritik aufzuhalten. Dass sich gerade junge Menschen einbringen, liegt ihm am Herzen. Und so hat er entschieden, sich zum Leiter von Wort-Gottes-Feiern ausbilden zu lassen. "Etwas Respekt habe ich schon vor der Aufgabe, aber ich wurde bisher sehr warmherzig in der Gemeinde aufgenommen und möchte etwas zurück-geben."

 

Was sagt die Gottesdienstgemeinde dazu?

"Wann immer ich kann, besuche ich den Gottesdienst in der Paulus-Melchers-Kapelle", sagt Herlinde B., und das schon seit Jahrzehnten. Jeden Mittwoch um 18.00 Uhr versammelt sich die kleine Gottesdienstgemeinde in St. Paul in der Kapelle zunächst zum Rosenkranzgebet und dann zur Messfeier oder zum Wortgottesdienst. Zu Letzterem sagt sie: "Die Feier ist immer mit so viel Liebe und Engagement vorbereitet, es ist wohltuend. Ich empfinde das nicht als Gottesdienst zweiter Klasse, es ist eine andere liturgische Form." Sie ist froh, dass auf diese Weise kein Gottesdienst ausfällt, auch wenn es weniger Priester in der Gemeinde gibt.
Herlinde B. hat schon lange vor dem Konzil positive Erfahrungen mit damals ganz neuen liturgischen Formen gemacht – auf Burg Rothenfels hat sie selbst noch Romano Guardini erlebt, dessen Theologie die Liturgiereform des Konzils wesentlich geprägt hat. Rebellisch war das, erinnert sie sich, die Messe zum Volk hin zu feiern und einander das Brot zu reichen. Das Brot zu teilen in der Wort-Gottes-Feiern gehört für sie selbstverständlich dazu, darauf möchte sie nicht verzichten. Und sehr wichtig: "Das gemeinsame Singen mit Herrn Rhiel."

 

Für Roland P. und seine Nachbarin Hedy ist der Besuch der Severinus- bzw. der Hörnchensmesse oder der entsprechenden Wort-Gottes-Feiern dienstags um 19 Uhr im Hochchor von St. Severin seit langem Tradition. Er bereitet sich darauf vor, schlägt zum Beispiel nach, welche Bibeltexte für den Tag vorgesehen sind. Sich in der Gemeinschaft zu versammeln, biblische Texte zu hören, gemeinsam mit vertrauten Menschen zu beten, das ist ihm wichtig. "Die Wort-Gottes-Feiern haben für mich ebenso spirituellen Charakter, sind genauso feierlich und auch sorgsam gestaltet wie die Messfeiern." Aber einen bedeutsamen Unterschied nennt er doch, und es stellt sich heraus, dass er bisher nur Wort-Gottes-Feiern erlebt hat, die von Frauen geleitet wurden. "Wie gut, dass hier Frauen zu Wort kommen und ihre besonderen Fähigkeiten einbringen können, das dürfte noch viel häufiger sein."

 

Für Kirchenmusiker Gerd Schmidt steht im Blick auf die Wort-Gottes-Feiern ein anderer Aspekt im Vordergrund. Er sieht hier eine Besinnung auf die Ursprünge des Christentums, auf die Zusammenkünfte der Anhänger des neuen Weges, wie sich die Christen zunächst nannten. Sie übernahmen Verantwortung für die gottesdienstliche Feier, die ohne Priester stattfand, und so tun das jetzt Menschen, die engagiert und kundig die Wort-Gottes-Feiern gestalten. Nach seiner Einschätzung ist das keineswegs ein Gottesdienst zweiter Klasse, sondern einer mit besonderer Prägung, und das wird auch so von den Teilnehmenden wahrgenommen. Für die Zukunft kann er sich auch für Gottesdienste mit musikalischem Schwerpunkt (zum Beispiel Evensong) eine liturgische Gestaltung durch "Laien" vorstellen.

 
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