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"Den Ton bitte von oben her denken!"

Ein Blick auf Freuden und Mühen der Chorproben
"So schön hat der Chor gesungen", heißt es immer wieder. Das fällt nicht vom Himmel, sondern wird erarbeitet – in wöchentlichen Proben und einem jährlichen Chorwochenende. Barbara K. als neues Mitglied im Kammerchor St. Severin beschreibt ihre Eindrücke von einem Chorwochenende.

 

Atemberaubend, diese Aussicht: Zum alljährlichen Chorwochenende sind wir auf der Marienburg an der Mosel. Oben auf dem Bergrücken die Jugendbildungsstätte Marienburg, links und rechts das Moseltal. Freitagabend: 40 Sängerinnen und Sänger sowie der Chorleiter sind angekommen. Wir sollten den Blick von der atemberaubenden Aussicht lösen, denn den Atem möchten wir in den kommenden zwei Tagen gut nutzen: Wir wollen hier die ersten Stücke des Requiems von Mozart (KV 626) einstudieren, um es am 04.11. 2018 in St. Severin aufzuführen.


Die erste Probe nach dem Abendessen – ein Saal im ersten Stock, Stuhlkreis für die Sängerinnen und Sänger, ein Flügel und zahlreiche Kästen mit Mineralwasser. Einsingen. Lockerungsübungen für den Körper, die Stimme zum Klingen bringen. Das Zwerchfell aktivieren, zum Beispiel mit "f, s, t, f, s, t, sch. Ffff, ssss, tttt, sch". Kleine Melodien schrauben uns in ungeahnte Höhen – und Tiefen.


Dann geht es richtig los. Der Chorleiter Gerd Schmidt gibt eine kurze Einführung zum Stück, zum Hintergrund und zur Einordnung in die gesamte Totenmesse. Dann ein Klangeindruck dank Flügel oder CD-Aufnahme, auf dem alle vier Singstimmen gemeinsam erklingen. Anschließend proben wir jede Singstimme einzeln: Welche Töne müssen wir eigentlich in welchen Rhythmus singen? Wie kann ich mir den ersten Ton des nächsten Abschnitts merken? Wie bekomme ich diese hohen Töne nur sauber gesungen …? Und immer wieder der Hinweis des Chorleiters: "Den Ton bitte von oben her denken!" Gerade bei Mozart mit diesen unglaublichen Höhen …


Die einzelnen Stimmen dann wieder zusammensetzen. Oft von "unten" aufbauend, erst die tiefen Stimmen (Bass und Tenor), dann gemeinsam mit den Frauenstimmen. Und die eigene Melodie halten, auch wenn Mozart an manchen Stellen markante Reibungen komponiert hat. Aushalten. Die Auflösung in den Wohlklang folgt Takte später.


Abends gemütliches Beisammensein. Egal, wie der Abend verbracht wurde, am Samstag geht es vor neun Uhr mit der Probe weiter. Die Männerstimmen proben mit einem Chormitglied, die Frauen studieren mit dem Chorleiter die Stimmen ein. Anschließend setzen wir alle Stimmen zusammen, wiederholen die bisher geprobten Stücke. Mittagspause. Nachmittags weiter. Abends nur kurzes Singen im Saal; Wiedersehen im Partykeller.


Fortsetzung am Sonntag. Als Andacht singen wir in der hauseigenen Kapelle. Noch eine kurze Probe, dann die Abfahrt. Eigentlich könnten wir jetzt noch weitersingen. Es war zwar manchmal anstrengend und verlangte viel Aufmerksamkeit, brachte aber gleichzeitig viel Freude und Spaß. Wir verabschieden uns – vom fantastischen Ausblick und von den Mitsängerinnen und Mitsängern. Die nächste Probe ist schon am Dienstagabend in St. Severin.

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