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Siebenundsiebzigmal gesungen

Im ersten Buch der Bibel, dem alten Testament, wird besonders viel gesungen – 77-mal und dazu 43-mal zum Singen aufgefordert. Diakon Dr. Barthel Schröder geht der Frage nach, warum wir singen und welche Bedeutung das Singen in der Bibel hat.

 

Nach einem Bericht in Spiegel Online vom 26.08.2007 ist der Gesang für die Menschheit nie ein bloßer Zeitvertreib gewesen, sondern er muss ein Vorteil im Kampf ums Überleben gewesen sein. Nach Ansicht der Forschung sangen die Menschen eher als sie sprechen konnten, denn die menschliche Stimme kann, wie der Gesang zeigt, viel mehr als beim Sprechen nötig ist. Würde diese Fähigkeit keinen Nutzen gebracht haben, so hätte die Evolution das Singen im Laufe der Zeit ausgemerzt.


Der evolutionäre "Erfolg" des Gesanges liegt nach der Forschung darin, dass er "emotional synchronisiert - eine unverzichtbare Voraussetzung für gemeinsames Handeln, das wiederum unabdingbar für das Überleben in schweren Zeiten war". Das Singen beruhigt zudem, bringt die Emotionen ins Gleichgewicht und löst Glücksgefühle aus, weil beim Singen das Belohnungssystem im Gehirn stimuliert wird. Da der Körper nur dann dieses Belohnungssystem aktiviert, wenn es um etwas Wichtiges geht, müssen wir davon ausgehen, dass das Singen für die Menschen von elementarer Bedeutung ist.

Daher wundert es nicht, dass der Gesang zur Kultur sämtlicher Zeiten und Völker gehört und alle Lebenssituationen begleitet.

Dies zeigt sich gerade auch in der Bibel, in der 77-mal gesungen und 43-mal zum Singen aufgefordert wird. Das Schwergewicht liegt hierbei im Alten Testament, denn das Wort "singen" tritt im NT nur 6-mal auf.
Im Mittelpunkt des Singens steht Gott: "Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, deinem Namen, du Höchster, zu singen" (Psalm 92,2). Gesungen wird vorrangig, um das Tun Gottes zu preisen: "Denk daran, hoch sein Werk zu preisen, von dem die Menschen Lieder singen" (Hiob 36, 24) und "Von den Taten deiner Huld, Herr, will ich ewig singen" (Psalm 89, 2). Auch die erfahrene Hilfe Gottes wird in Liedern des Dankes besungen: "Der Herr war bereit, mir zu helfen; wir wollen singen und spielen im Haus des Herrn, solange wir leben" (Jesaja 38,20) und "Singen will ich dem Herrn, weil er mir Gutes getan hat" (Psalm 13, 6).


Dass auch Israel die Erfahrung machte, dass gemeinsames Singen Gemeinschaft schafft, zeigen viele Texte in den Geschichtsbüchern der Bibel: "David und das ganze Haus Israel tanzten und sangen vor dem Herrn mit ganzer Hingabe" (2. Samuel 6, 5) und "Als sie nach Davids Sieg über den Philister heimkehrten, zogen die Frauen aus allen Städten Israels König Saul singend und tanzend mit Handpauken, Freudenrufen und Zimbeln entgegen" (1. Samuel 18, 6).

 

Auch, dass das Singen Glücksgefühle im Menschen auslöst, ist der Bibel nicht fremd: "Ich will jauchzen und an dir mich freuen, für dich, du Höchster, will ich singen und spielen" (Psalm 9, 3) und "Meine Lippen sollen jubeln, denn dir will ich singen und spielen, meine Seele, die du erlöst hast, soll jubeln" (Psalm 71, 23).

 

Dass in den Gottesdiensten eine gewisse Sing-Ordnung herrschen muss, war der Bibel auch nicht fremd: "Für sie galt eine königliche Vorschrift, die bestimmte, was die Sänger an den einzelnen Tagen zu singen hatten" (Nehemia 11, 23).
Des Singens kann es nie genug sein: "Ihr, die ihr den Herrn lobt, singt laut, so viel ihr könnt; denn nie wird es genügen. Ihr, die ihr ihn preist, schöpft neue Kraft, werdet nicht müde; denn fassen könnt ihr es nie" (Sirach 43, 30).


Dass im Neuen Testament so viel weniger vom Singen die Rede ist, liegt daran, dass das Singen für die ersten Christen, da sie ja Juden waren, eine Selbstverständlichkeit war: "Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und sangen Loblieder“ (Apostelgeschichte 16, 25) und "Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade" (Brief an die Kolosser 3, 16).
Und auch im Reiche Gottes werden wir wohl singen: "Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron" (Offenbarung 14, 3). Unser Singen soll ewig sein.


Barthel Schröder

 

<em>© SilviaBins</em> © SilviaBins

 
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