"Nah bei den Menschen" … heißt es im Leitwort des seelsorglichen Konzeptes der
Pfarrgemeinde St. Severin. Der Besucherservice in der nun wiedereröffneten Kirche ist ein wichtiger
"Baustein" in diesem Konzept. In der Zeit von 10 bis 18 Uhr sind Ansprechpartner in der Kirche
präsent. Was bewegt Menschen, sich hier zu engagieren und welche Erfahrungen machen sie?
Ich bin überrascht, wie offen die Menschen sind, die in die Kirche kommen. Sie gehen auf uns zu,
obwohl wir doch fremd sind, und sie wollen buchstäblich mit uns über Gott und die Welt sprechen.
Das freut mich sehr, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin gern wieder dabei, wenn meine Zeit es
zulässt.
Maria H.
Ich habe den Wunsch, mit den Leuten im Veedel im Gespräch zu bleiben oder eher noch, mit ihnen
ins Gespräch zu kommen, auch und gerade dann, wenn sie "kirchenfern" sind. Diese Gespräche,
Beobachtungen und Begegnungen machen mir Hoffnung. Und sie sind eine Anforderung an mich: Ich komme
aus der Komfortzone zumindest soweit raus, dass ich denen Rede und Antwort stehen kann, die mich
nach dieser Hoffnung fragen.
Ewald M.
Als ich gefragt wurde, ob ich mitmache beim Besucherservice, habe ich sofort zugesagt. Die
Möglichkeit, mir selbst die renovierte Kirche in Ruhe anzuschauen und auch zu erleben, war der
Grund. In dieser Zeit habe ich viele interessante Menschen getroffen, die aus unterschiedlichsten
Gründen die Kirche besucht haben. Das hat mich so beeindruckt, dass ich mich auch weiterhin
engagieren möchte.
Anke L.
Da habe ich mir mal wieder eine tolle Aufgabe angelacht, dachte ich nach meiner Zusage, eine
Zeit im Besucherservice zu übernehmend. Ich weiß ja noch gar nicht so viel über unsere Kirche St.
Severin. Ich lerne sie gerade selbst erst besser kennen. Was soll ich den Besuchern erzählen? Werde
ich ihre Fragen beantworten können? Und dann bin ich beim ersten Mal direkt für drei Stunden
eingeteilt. Was mache ich drei Stunden in der Kirche?
Und dann ist plötzlich alles anders als erwartet: Es macht Freude, mit den Besuchern die
Begeisterung über den renovierten hellen freundlichen Kirchenraum zu teilen. Es ergeben sich ganz
leicht Gespräche über Gott und die Welt. Manche Menschen sind sehr offen und erzählen ihre ganz
persönliche Geschichte mit der Kirche, mit ihrem Glauben und manchmal auch ihren Zweifeln. In
meiner Hand liegt es, wie weit ich mich darauf einlasse.
Die kurzen Gesprächspausen nutze ich, um selbst den Kirchenraum für mich neu zu entdecken,
das Lichtspiel mit der wandernden Sonneneinstrahlung zu beobachten und die Ruhe zu genießen; eine
kleine Auszeit vom lärmenden Alltag. Die drei Stunden sind schneller um als ich dachte.
An einem Samstagmorgen sind viele Kinder mit ihren Eltern in der Kirche. Ein kleines Mädchen
singt, während sie mit ihrem Vater durch die Kirche wandert, immer wieder: "Stern über Bethlehem
…". Eine Mutter erzählt mir, sie sei nur ihrer kleinen Tochter zuliebe gekommen. Eigentlich
sei sie Atheistin.
Mein Fazit aus den bisherigen Erfahrungen: Es ist gut und wichtig die Kirche offen zu halten,
als Ort des Rückzugs, der Stille und der Begegnung mit Gott und den Menschen hier vor Ort. Ich
werde mich hin und wieder zu einem Dienst einteilen lassen.
Martina T.
Mona Wilsmann und Stefanie Manderscheid unterstützen seit
dem 1. Juni 2017 als hauptamtliche Kräfte das Team der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter im Besucherservice der Severinskirche.
Stefanie Manderscheid:
Als ich vor 25 Jahren einmal in Venedig war, kam beim Besuch einer Kirche ein alter Priester
auf mich zu, zeigte mir die Kirche und gab mir das Gefühl, willkommen zu sein. Seither war ich in
vielen Kirchen, aber die Begegnung mit dem freundlichen Priester habe ich nie vergessen. Daran
dachte ich, als ich mich für den Besucherservice in Sankt Severin beworben habe: Es ist schön,
willkommen zu sein!
Nun verbringe ich einige Stunden in der Woche in der wunderbar renovierten Kirche.
Ich hatte schon viele Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen: mit Älteren, die von
ihren Erinnerungen erzählen, mit Kindern, die alle Details neugierig bestaunen, mit Menschen, die
Kummer haben, die trauern. Begegnungen auch mit Menschen, die einen Teil ihrer Mittagspause in
Sankt Severin verbringen, um einfach ein bisschen Ruhe zu haben, mit Betenden natürlich, mit
Besuchern, denen es vor allem um die Kunstgeschichte geht und mit vielen anderen … Ich hoffe,
ich kann dazu beitragen, dass unsere Besucher sich in Sankt Severin willkommen fühlen und sich gern
erinnern!
Mona Wilsmann:
Schon seit den ersten Tagen meiner Mitarbeit im Besucherservice in St. Severin ist mir der
Moment, wenn der Besucher den Kirchenraum betritt, nahe gegangen. Dieser Augenblick hat eine große
Bedeutung und ist für mich eine Möglichkeit, mit jedem Einzelnen durch einen Blick, ein Nicken oder
ein kurzes Lächeln in Beziehung zu treten. Ich möchte für den Besucher präsent sein und ihm
signalisieren, dass ich ihn persönlich sehe und willkommen heiße, wenn er oder sie die Kirche
betritt.
Ich hatte bereits viele angeregte Gespräche, deren Inhalte von Kunst über die
Kirchengeschichte bis hin zu sehr persönlichen Themen reichten. Doch auch in "Nicht-Gesprächen",
wie durch einen Blick von wenigen Sekunden oder die Körpergestik, kam es für mich bereits zu vielen
zwischenmenschlichen Kontakten, die mich berührten und in mir nachklangen.
Solch zwischenmenschliche Zusammentreffen bringen mich dem Glauben näher, und es ist schön zu
sehen, was dieser Ort Kirche für Potentiale in sich trägt. Für mich ist er Begegnungsstätte, ein
Raum der Ruhe und Achtsamkeit. Die Kirche ist ein wichtiger Ort, um die eigenen Gedanken und
Emotionen sortieren und kanalisieren zu können. Das Anzünden einer Kerze hat für mich enorm an
Bedeutung gewonnen. Dafür bin ich sehr dankbar.