St. Severin - prägender Ort im Viertel
Innerhalb der beiden Eröffnungswochen haben annähernd 10.000 Menschen die Severinskirche besucht. Ausgehend von dieser Erfahrung geht Diakon Dr. Barthel Schröder der Frage nach, welche Bedeutung Orte (und hier der Kirchenort) für die Menschen haben.Orte spielen in der Bibel eine wichtige Rolle. Gott offenbart sich Moses und den Israeliten an
ganz bestimmten Orten. Der Wohnort des Ewigen ist mit dem Tempelberg in Jerusalem eindeutig
bestimmt. Auch das Leben Jesu kennt bedeutsame Orte: den Berg Tabor, den Ölberg und Golgatha.
Bestimmte Orte haben auch für uns eine besondere Bedeutung. Orte, die uns prägten, Orte, an
denen wir selbst Spuren hinterlassen haben, Orte, an die wir uns gerne erinnern, Orte, die wir
vielleicht gerne aus unserem Gedächtnis streichen würden, Orte, zu denen wir uns irgendwie
hingezogen fühlen und an denen wir gerne bleiben.
Daher wundert es nicht, dass das Wort Ort, hebräisch "Ha-Makom", bei den Juden zum Namen für
Gott selbst wurde, durfte man doch den Gottesnamen JHWH (Ich bin, der ich bin) nicht aussprechen.
In einem jüdischen Kommentar zu Psalm 90,1 ("Du warst uns Wohnung von Geschlecht zu
Geschlecht") heißt es: "Gott ist der Ort der Welt, aber die Welt ist nicht sein Ort".
Das hebräische Wort für Ort leitet sich vom Verb "stehen" ab und betont damit den Ort als
Standort. Es kommt eben im Leben entscheidend darauf an, zu wissen, wo man steht. Die Anerkennung
gewisser Orte als "heilige" Orte bringt daher zum Ausdruck, dass man zu dem steht, was dort
geschehen ist. Sinai, Tabor, Ölberg und Golgatha werden auf diese Weise zu dem Bekenntnis: Gott ist
unser Standort und der Ort unserer Ankunft am Ende unseres Lebens.
St. Severin erstrahlt in restauriertem Glanz.
Auch Gemeinde braucht einen Ort: einen Ort "des Aufatmens, einen Ort, der die Unterbrechung in der Hektik des Alltags ermöglicht, einen Ort für die unausrottbare Transzendenz-Sehnsucht des Menschen, einen Ort der Anbetung" (Andreas R. Batlogg SJ).
Für viele Menschen im Severinsviertel und in der Südstadt ist die Kirche St. Severin seit Jahrhunderten ein solcher Ort. Gut, dass er wieder besucht werden kann.