Anja C. über ihre Erfahrungen bei der Wohnungssuche in der Südstadt. Wenn sie dabei erfolgreich ist, würde die gelernte Journalistin gern in der Pfarrbriefredaktion mitarbeiten.
Zur Adventszeit gibt es in manchen Gemeinden den alten Brauch der Herbergssuche, auch
"Frauentragen" genannt: Jeden Tag nimmt ein anderer Haushalt der Gemeinde ein Bildnis der
Gottesmutter bei sich auf.
Wie brandaktuell ist das Thema Herbergssuche für viele Menschen hier in Köln! Flüchtlinge,
Obdachlose, Studenten, junge Familien – die Liste derer, die in unserer Stadt eine Wohnung,
eine Bleibe suchen, ist lang. Auch ich gehöre seit vielen Monaten dazu.
Was ich will? Leider das, was (fast) alle wollen: Klein, praktisch, bezahlbar. Damit wird die
Wohnungssuche trotz guter Kontakte in viele Stadtgebiete nicht einfacher. "Es bewegt sich wenig in
Köln", so hat es letztens ein Kölner Immobilienexperte formuliert. Speziell in der Südstadt sei die
Lage schwierig, unter anderem durch die Nähe zu Universität und Innenstadt. Ich kann das nur
bestätigen; hatte ich doch mal einen der raren Besichtigungstermine ergattert, stand das nächste
Problem im Raum: Ich bin Freiberuflerin. Keine gute Visitenkarte für Makler oder Vermieter –
trotz (je nach Wohnungslage) Sichtkontakt zu meinem Hauptkunden, der Universität, und ansonsten
tadellosen Unterlagen. "Sagen Sie mal, junge Dame, können Sie die Wohnung überhaupt bezahlen?!"
Nach solchen Charmeoffensiven geht es eben weiter wie bisher: Unregelmäßige, oft lange
Arbeitszeiten, und auf dem täglichen Zeitplan stehen insgesamt drei Stunden Zugfahrt zwischen dem
Arbeitsplatz Köln und meinem Wohnort an der Sieg. Nerven wie Privatleben leiden; für Beziehungen,
Freundschaften, Hobbys bleibt kaum noch Zeit, Spannungen sind vorprogrammiert.
Mit Anekdoten meiner bisherigen Wohnungssuche ließen sich Bücher füllen: "Herd? Mmh, der ist
in der Einbauküche nicht mit dabei. Sind Sie sicher, dass Sie einen brauchen?" – "Jetzt haben
Sie mich erwischt! Mit Heizungssystemen und so kenn' ich mich überhaupt nicht aus. Aber wenn ich
aufdrehe, wird's immer warm…"
Man braucht, wie vielfach bestätigt, das berühmte Quäntchen Glück. Aus anfänglichem
Optimismus wurde bei mir sehr schnell ein realistisches Zusammenstreichen meines Wunschkatalogs,
dem dafür Stadtgebiete "jet wigger drusse" hinzugefügt wurden. Trotzdem bleibt die Südstadt rund um
Zint Matän mein Wunsch- "Veedel": Hier hat bis zum Ende des Krieges ein Teil meiner Familie gelebt,
wurde in St. Maternus getauft und getraut. Hier habe ich meine geistliche Heimat gefunden, Menschen
(wieder) kennen gelernt, Kontakte geknüpft, das Severinusfest gefeiert.
Aufgeben kommt nicht in Frage. Die Herbergssuche wird weitergehen …