Lächeln statt sprechen
Eine junge Mutter, aus Albanien geflohen, lebt mit ihrem Sohn im Wohnheim. Das Gespräch mit der Pfarrbriefredaktion führt sie in englischer Sprache.Sprache lernen und verstehen, um sich zurechtzufinden.
Deutschland gefällt ihr sehr gut, sie bewundert die Kultur, die sich so sehr von der des eher ländlich geprägten Albaniens unterscheidet. Köln mit seinen Straßen- und U-Bahnen war am Anfang etwas verwirrend, aber jetzt mag sie die Stadt und dieses Verkehrsmittel sehr.
Die deutsche Kultur, vor allem der Kölner Dom, hat sie tief beeindruckt: "So eine große und schöne Kirche gibt es in meinem Land nicht. An den Dom werde ich mich immer erinnern!"
Auf die Frage, was ihr an Deutschland fremd erscheint, erwidert sie nach einigem Zögern: "Das
deutsche Familienleben. In Albanien leben die meisten Frauen bis zu ihrer Heirat bei ihrer Familie;
dann heiraten sie und bekommen Kinder. Oft ziehen sie auch zur Familie ihres Mannes. Meist arbeiten
nur die Männer, die Frauen bleiben zu Hause. In Deutschland können auch die Frauen arbeiten gehen
oder studieren. Sie haben viel mehr Möglichkeiten. Aber dafür hält in Albanien die Familie sehr
stark zusammen. Man unterstützt sich gegenseitig, die Kinder verbringen viel Zeit mit den Eltern
und der Familie. In Deutschland, glaube ich, sehen manche Kinder ihre Eltern viel weniger."
Noch fremd erscheint der jungen Mutter die deutsche Sprache. Ihr Sohn hat im Kindergarten
schon etwas Deutsch gelernt, aber ihr fällt das Deutschlernen zur Zeit schwer: "Ich spreche zwar
Englisch und andere Sprachen, aber ich habe jetzt so viele Gedanken und Sorgen im Kopf – da
ist kaum Platz für Deutsch."
Wenn sie mit ihrem kleinen Sohn im Park spazieren geht, ist diese Sprachlosigkeit besonders
bedrückend für sie: "Ich treffe auf dem Spielplatz oft eine nette Frau mit Kindern, aber ich kann
nicht wirklich mit ihr sprechen. Nur 'Guten Tag' und 'Hallo, wie geht’s heute?' - und dann
können wir uns nur anlächeln und auf die Kinder zeigen."