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Zur Arbeit berufen

"Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte", so lesen wir im alttestamentlichen Buch Genesis. Das Paradies ist offenbar kein Schlaraffenland, das keine Arbeit kennt.

 

Der Mensch ist also nicht nur zur Arbeit befähigt, sondern geradezu zur Arbeit berufen. Menschliches Dasein ist ohne
Arbeit nicht denkbar; erst in ihr kann er sich als Mensch verwirklichen. Ob der Mensch für die Arbeit oder die Arbeit für den Menschen "geschaffen" ist, bleibt offen.

 

Und weiter heißt es im Buch Genesis:
"Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden." Menschliche Arbeit ist in dieser Welt mit Mühen und Anstrengungen verbunden. Sie ist geprägt von Spannungen, Konflikten, Krisen und Enttäuschungen, die nicht selten Menschen verzweifeln lassen. Dennoch darf Arbeit nicht voreilig und leichtfertig mit Strafe gleichgesetzt werden, als wäre sie nur eine Konsequenz der Vertreibung aus dem Paradies. Sie ist nichts Vergehendes, Vorübergehendes. Die Menschen werden, wie der Garten von Eden zeigt, am Ende der Tage nicht von der Arbeit "erlöst". Menschen dürfen ausschließlich die Hoffnung haben, von Schweiß und Herzensweh befreit zu werden. Auch der "Himmel" kann also wie der Garten von Eden nicht ohne Arbeit sein, soll er von Menschen "bewohnt" werden, die wahrhaft Menschen sind.

Doch was erwartet Gott konkret, was ist gemeint mit "bebauen" und "hüten (bewahren)"? Menschen werden durch diesen Auftrag auf Erden an die Stelle Gottes gesetzt. Nicht mehr und nicht weniger. Zum Schöpfer wird der Mensch, indem er nicht nur Natur umwandelt und sie für bessere Lebensbedingungen nutzbar macht, sondern gerade auch, indem er in den Kindern neues Leben schafft. Arbeit auf und an dieser Erde ahmt also das Göttliche nicht nur nach, sondern repräsentiert es. Der Mensch nimmt durch seine Arbeit an dem Werk der Schöpfung teil.

 

Im Buch Genesis trägt Gott den Menschen auf, sich die Erde „untertan“ zu machen und sie zu "beherrschen". Unsere Zeit hat das "Untertan machen" und das "Herrschen" über die Erde und ihre Ressourcen einseitig zur dominierenden Zielsetzung menschlicher Arbeit gemacht. Nicht ohne Grund wird im Auftrag Gottes die Vermehrung der Menschen mit dem "Untertan machen" und "Herrschen" verbunden. Familie ist die durch Arbeit ermöglichte Gemeinschaft. Der Einsatz für die Familie, die Erziehung der Kinder, der Aufbau und die Sicherung intakter familiärer Beziehungen, das Sich-Kümmern um Alte und Kranke ist im biblischen Sinne Arbeit. Und diese Arbeit ist von hohem Wert. Arbeit als Broterwerb und nicht bezahlte Tätigkeiten für andere stehen gleichwertig nebeneinander. Die einseitige Vorrangstellung beruflicher Arbeit widerspricht dem biblischen Verständnis.

Adam und Eva - Fensterbild in St. Maternus  ©SilviaBins
Adam und Eva - Fensterbild in St. Maternus ©SilviaBins

Ohne "hüten (bewahren)" kein "bebauen". Der Garten von Eden steht für die von Gott gewollten Lebensordnungen. Kennzeichnend für diese Ordnungen sind Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Frieden, Solidarität mit Hilfsbedürftigen. Auch die Gleichheit von Frau und Mann gehören dazu. Der Garten von Eden als Gottes Traum von der Welt kennt keine Geschlechter-Hierarchie. Erst nach dem Sündenfall, erst im Zustand der nicht gehüteten Lebensordnungen Gottes heißt es im schon zitierten Buch Genesis: "Er aber wird über dich herrschen."
Der Garten von Eden ist nicht zuletzt der Ort, an dem Gott "anzutreffen" ist. Gott für Menschen durch eigenes Tun
erkennbar und sichtbar zu machen, das gehört auch zum Auftrag des Hütens (Bewahrens). Darum betont eine Enzyklika, dass die Aufgabe menschlicher Arbeit ist, "allen Menschen zu helfen, ... dem Schöpfer und Erlöser näher zu kommen". Die Arbeit wird zu einem Dienst für die Menschen, denen hierdurch nicht zuletzt auch die Augen für Gott geöffnet werden können.
Von Gott her gesehen ist Arbeit also nichts anderes als ein Dienst der Stellvertretung auf Erden, auch wenn wir das nicht in jeder alltäglichen Arbeit spüren. Indem Gott dem Menschen die Schöpfung übergibt, lässt er ihn nicht allein, sondern nimmt ihn in einer unüberbietbaren Weise ernst und vertraut ihm.
Der Mensch: durch die Möglichkeit zur Arbeit von Gott ernst genommen und mit einem Vertrauensvorschuss ausgestattet. Was können wir uns mehr wünschen?

Barthel Schröder // Diakon

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