Olaf S. Was ich tue, das ist keine Arbeit. Ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht. Früher, als
ich angestellt war, da hatte ich mehr Sicherheit, ich wurde bezahlt, auch wenn ich in Urlaub fuhr
oder krank war. Vor zehn Jahren habe ich mich selbständig gemacht, und das habe ich noch keinen Tag
bereut, auch wenn ich heute finanziell nicht so gut gestellt bin wie zuvor. Aber ich bin zufrieden,
und das bekomme ich auch von meinen Kunden zurück, das ist wunderbar. Nein, mit Arbeit hat das
nichts zu tun, zumindest nicht mit Anstrengung oder Mühe. Kinder erziehen, das ist für mich Arbeit,
das kann ich jetzt mit etwas Abstand sagen.
Mit drei kleinen Kindern, das ist ein Fulltime-Job ohne Pause, da war ich montags manchmal
froh, wenn ich zum Dienst gehen konnte. Jetzt habe ich montags einen freien Tag hier, aber da wird
Büroarbeit gemacht, eingekauft, sauber gemacht, all das kann ich in Ruhe tun, und ich kann es
selbst bestimmen – wunderbar!
.
"Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu
arbeiten."
Konfuzius
Rainer P. Arbeit, das ist keine Berufung für mich, keine Erfüllung, aber Arbeit ist ein Grundrecht, das
hat was mit Menschenwürde zu tun. Eigentlich sollte man von dem, was man arbeitet, leben können.
Ich bekomme Hartz IV, und da darf ich fünf Stunden in der Woche arbeiten, ohne dass es mir
angerechnet wird. Bei "Huddel und Brassel" habe ich was gefunden. Ich kümmere mich mit einem
Kollegen zusammen um einen Garten, das ist schön zu sehen, was man geschafft hat. Ohne Arbeit
wüsste ich gar nicht, wie ich leben sollte, dann würde ich noch mehr rauchen oder alle Bücher
dreimal lesen. Meinen früheren Beruf (Elektromechaniker bei einer Firma, die 2005 den Arbeitsplatz
wegrationalisierte) vermisse ich jetzt nicht mehr. Eigentlich bedauere ich Leute, die unheimlich
reinklotzen müssen, um einen Status zu erhalten. Ich kann gut leben, ich habe Gott sei Dank kein
Suchtproblem, wie so viele. Ich komme auch mit wenig Geld aus, meine Ansprüche sind nicht so groß.
Und ich finde es schön, Freiheit zu haben und Zeit.
"Huddel und Brassel im Veedel" – ein Arbeitsprojekt im Rahmen des
Vringstreffs.
Es schafft Perspektiven für Menschen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt nicht mehr beschäftigt
werden können. Sie führen kleine Dienstleistungen für Kunden aus dem Severinsviertel
durch.
Brigitte R. Arbeit ist eine zentrale Aufgabe in meinem Leben, nicht nur, weil sie mir Geld bringt.
Genauso wichtig ist es, dass sie sinnvoll ist und ich mich darin nützlich empfinde. Auch wenn ich
manchmal frustriert und müde bin, finde ich bei interessanten Aufgaben immer noch den inneren
Antrieb, die Arbeit weiter zu machen. Ganz wichtig ist für mich das gute Arbeitsklima, das mit
keinem Geld der Welt zu bezahlen ist. In längeren Arbeitsphasen warte ich auf Urlaub, im Urlaub –
wenn ich gut erholt bin –, freue ich mich auf Arbeit.
Die richtige Erkenntnis, was Arbeit bedeutet, kommt, wenn man sie verliert, nicht mehr
ausüben kann oder keine findet. Ich mache keine Unterscheidung zwischen Erwerbsarbeit, Hausarbeit,
Ehrenamt. Aber in unserer Gesellschaft gelten wir nur etwas, wenn wir einen guten Job haben. Die
Familienarbeit wird oft nicht wahrgenommen.
Rückmeldungen (am besten Lob) sind mir wichtig. Manchmal merke ich, dass ich Aufgaben, die
auf meiner Prioritätenliste nicht ganz oben stehen, einfach vergesse oder schleifen lasse. Für
unangenehme Angelegenheiten lasse ich mir Zeit. Und ich achte darauf, dass ich mich nicht selbst
ausbeute.
Samantha S. Am 26.06. endet meine Schulzeit. Wenn ich Glück habe, erhalte ich den Hauptschulabschluss.
Wenn es klappt, freue ich mich riesig, wenn nicht, dann habe ich Pech gehabt, aber ich habe es
zumindest versucht.
Arbeit ist für mich immer schon wichtiger, als zur Schule zu gehen. Für mich kommt auch keine
Ausbildung in Frage. Ich möchte Geld verdienen, alleine wohnen und das Leben genießen. Gerne möchte
ich als Verkäuferin arbeiten, um später Sachen für meine Kinder kaufen zu können, auch einfach nur
mal Lebensmittel, die sie gerne mögen. Mit Hartz IV kann ich meinen Kindern kein Vorbild sein und
ich kann ihnen keine Geschenke machen. Nur zuhause sitzen und nichts tun, wird mit der Zeit
langweilig; man geht außerdem auseinander und wird dick.
Jessica S. Nach den Sommerferien mache ich auf dem Berufskolleg Ehrenfeld eine schulische Ausbildung zur
Kinderpflegerin, damit möchte ich später bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Ich will nicht
nur putzen (das habe ich auch schon gemacht), das ist total langweilig.
Ich möchte gerne einen richtigen Job haben, um meinen Kindern später die Welt zeigen zu
können. Das geht nur mit Kohle. Ich möchte eine Weltreise mit ihnen machen, damit sie andere Länder
kennenlernen können. Ich will es anders machen als meine Eltern. Ich möchte meine Kinder an einer
Hochschule mit mehreren Sprachen anmelden, damit sie später bessere berufliche Chancen haben.
Arbeit ist wichtig, ansonsten wird man faul und schläft nur … Irgendwann eröffne ich meinen
eigenen Kindergarten, das ist mein größter Wunsch.
Das
Caritas-Jugendbüro in der GOT Elsaßstraße unterstützt
Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren bei allen Fragen rund um das Thema "Beruf und Ausbildung". Es
hilft bei der passgenauen Ausbildungs- und Stellensuche. Auch während der Ausbildung werden die
Jugendlichen unterstützt und begleitet.
Markus A. Diesen Arbeitsplatz habe ich mir vor zwei Jahren sehr bewusst ausgesucht; zuvor habe ich in
der außerklinischen Beatmungspflege gearbeitet. Ich habe Freude an meiner Arbeit hier, weil wir
eine ganz spezielle Einrichtung sind. Die Menschen, die hier leben, sind „Bewohner“. Wir versuchen,
ihnen so viel Eigenständigkeit und Selbstbestimmung wie irgend machbar zu ermöglichen. Sie können
zum Beispiel selbst bestimmen, wann und wie sie frühstücken möchten, wie lange sie schlafen wollen,
wie sie ihren Tag gestalten. Das alles kennen sie nicht nach oft mehrjährigen Erfahrungen in
Kliniken oder Reha-Einrichtungen, in denen sie eher fremdbestimmt und "Objekt" der Hilfe waren.
Unser Arbeitskonzept entspricht meiner Grundhaltung als Mensch, dem der Glaube wichtig ist.
Zudem wird man hier an vorderster Front mit der Frage konfrontiert, warum Gott dieses Leid zulässt.
Natürlich habe ich darauf nicht wirklich eine Antwort, aber ich selbst stelle mich der Frage und
bin auch offen für solche Fragen der Bewohner.
Die
Beatmungspflege St. Severinus (neben dem Krankenhaus der Augustinerinnen, dem
"Severinsklösterchen") bietet Platz für 32 Bewohnerinnen und Bewohner, die langfristig auf Beatmung
angewiesen sind.