Eine große Bau- und Sanierungsmaßnahme für St. Severin steht an. Die Gemeindenachrichten haben es mehrfach angekündigt, die lokale Presse hat informiert, es gab Infoveranstaltungen. Dennoch bleiben viele Fragen. Michael Wissen aus der Gruppe "info.bauprojekt" beantwortet sie für die Leser/innen des Pfarrbriefs
Die Kirche sieht doch gut aus – außen wie innen – warum muss eine so große
Maßnahme überhaupt sein?
Auf den ersten Blick werden die Schäden vielleicht nicht deutlich. Aber wer genauer hinschaut
und seinen Blick vom Kirchturm aus über das Mauerwerk, über die seitlichen Strebebögen und das Dach
des Kirchenschiffs schweifen lässt, wird feststellen, dass das Mauerwerk an vielen Stellen feuchte
Stellen und Verfärbungen aufweist.
Teilweise wachsen Pflanzen in den Mauerfugen, die eisernen Querstreben der oberen Fensterreihen
sind verrostet.
Was von der Straße aus wie ein leichter kosmetischer Schaden wirkt, hat sich nach einer
Begutachtung als erheblicher Bauschaden erwiesen.
Neben den Mauerwerk- und Fensterschäden sind auch die Dacheindeckung sowie die Regenrinnen und
Abflussrohre teilweise schadhaft, letztere zudem von zu geringem Durchmesser.
Die Folgen sind besonders gut erkennbar an einem der Flankierungstürme (das sind die beiden
kleineren hinteren Türme). Am nördlichen Turm ist auf halber Höhe ein Gesimsstück abgebrochen und
in den Garten des Pfarrhauses gestürzt, dort wo die Sarkophage stehen.
Eine anschließende Prüfung der übrigen Gesimse und Verzierungen hat ergeben, dass keine weitere
unmittelbare Gefahr besteht. Aber es ist klar, dass die Kirchengemeinde in der Verantwortung sowohl
für die Sicherheit als auch für den langfristigen Erhalt dieses Bauwerks steht. Daher ist in
Abstimmung mit dem Erzbistum Köln die Entscheidung gefallen, das Hauptschiff der Kirche umfangreich
zu sanieren. Da im Zuge der Maßnahmen auch im Bereich der Fensterflächen aufwändige Gerüstaufbauten
nicht nur außen, sondern auch innen erforderlich sind, ist auch die gleichzeitige Sanierung des
Innenraums eingeplant worden.
Was wird saniert, was wird renoviert?
Im Außenbereich des Hauptschiffes, an den Strebebögen, der Apsis und den Flankierungstürmen wird
das schadhafte Mauerwerk ausgebessert bzw. ersetzt. Die Mauerfugen werden vollständig neu verfugt.
Die Dächer des Hauptschiffes und der beiden Flankierungstürme werden neu eingedeckt. Die
Fensterstreben werden ausgetauscht und erneuert.
Im Innenbereich ist eine Sanierung der großen Wandflächen, der Gewölbeflächen und Gewölberippen
vorgesehen. Dabei ist auch über ein neues Farbkonzept für den Innenraum nachgedacht worden. Die
Heizungsanlage wird erneuert bzw. modernisiert und auch die Beleuchtung wird erneuert.
Was geschieht mit den Kunstwerken in der Kirche?
Für einige der bedeutenden Kunstwerke ist geplant, diese in Kolumba, dem Kunstmuseum des
Erzbistums Köln, einzulagern. Es reduziert Kosten, ist aber auch in anderer Hinsicht sehr
erfreulich: Wenn von Herbst 2015 bis Sommer 2016 diese Kunstwerke, etwa alle 20 Tafeln der
Severinus-Legende, im Museum gezeigt werden, dann können sie dort aus viel größerer Nähe angeschaut
werden als dies jemals in der Kirche möglich sein wird. Auf diese Weise ist es möglich, St. Severin
noch einmal ganz anders auf sich wirken zu lassen – und das sogar bei geschlossener
Kirche!
Alle Maßnahmen sind vermutlich langfristig geplant?
Begonnen wurde mit den ersten Überlegungen im Jahr 2011. Seither sind in vielen Gesprächen
zwischen Vertretern der Gemeinde (Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat), des Erzbischöflichen
Generalvikariates, dem beauftragten Architekten und verschieden Experten und Gutachtern Art und
Umfang der Maßnahme geplant worden.
Nach der Ausschreibung der Gewerke haben verschiedene Handwerksfirmen ihre Angebote abgegeben.
Ende Juni dieses Jahres sind die ausführenden Firmen ausgewählt worden. Erstes sichtbares Zeichen,
dass es losgeht, wird der Gerüstaufbau sein. Wir gehen nach aktueller Planung von einem Baubeginn
September / Oktober 2014 aus.
Und wie lange wird es dauern?
Wir rechnen mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Um das Projekt zügig voranzutreiben und Kräfte zu
bündeln, hat der Kirchenvorstand verschiedene Projektteams zusammengestellt.
Diese Teams übernehmen Verantwortung für die gesamte Baumaßnahme. Das reicht von der Bauleitung
über die Konzeption und Planung der Innenraumgestaltung bis hin zu seelsorglichen Themen.
Eines dieser Teams, das Team "info.bauprojekt" stellt aktuelle Informationen zu wichtigen
Entscheidungen und zum aktuellen Stand der Arbeiten bereit. Während der laufenden Baumaßnahmen
werden Informationsveranstaltungen stattfinden, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen
sind. Informationen zu Ort und Zeit werden rechtzeitig bekanntgeben.
Was kostet das alles, und wer bezahlt es?
Die aktuelle und vom Erzbistum genehmigte Kostenplanung beläuft sich auf 7,5 Mio. Euro. Die
Baumaßnahme wird vom Erzbistum Köln finanziert. Die Gemeinde ist verpflichtet, einen Eigenanteil
der Kosten zu tragen. Einen Teil unserer Eigenleistung in Höhe von 50.000 Euro wollen wir über
Spendenaktionen oder Sponsoring aufbringen.
Was bedeutet die Schließung der Kirche St. Severin für die Gemeinde? Wo finden die
Gottesdienste statt?
In der Sanierungs- und Renovierungszeit wird die Kirche St. Severin nicht öffentlich zugänglich
sein. Soweit möglich, soll die Kerzenkapelle im Turm offen bleiben. Auch der Zugang zur Krypta (von
der Rückseite der Kirche aus), zum Sacrarium und zu den Ausgrabungen wird möglich sein. Die Krypta
steht damit für kleinere Gottesdienste und Gebetszeiten zur Verfügung, z.B. für die Severinusmesse
dienstags. Ein großer Teil des Gemeindelebens wird in St. Maternus stattfinden, die dann unsere
Hauptkirche sein wird. Dort werden beide sonntäglichen Messfeiern stattfinden. Das wird für viele
Menschen eine große Umstellung bedeuten. Vieles Vertraute, der Weg zur Kirche, die Atmosphäre des
Kirchenraums, das Glockengeläut zu den Messen, all das wird fehlen. Für manche wird der Weg zur
Kirche vielleicht zu weit sein.
Und auch spontane Besucher, die einen Moment der Ruhe oder des Nachdenkens in der Severinskirche
suchen, werden vor verschlossener Tür stehen.
Dennoch: Als Kirchengemeinde tragen wir die Verantwortung für die Orte und Gebäude, die seit
Jahrhunderten den Mittelpunkt des Gemeindelebens gebildet haben. Daher freuen wir uns, einen
nachhaltigen Beitrag zum Erhalt und zur Verschönerung unserer Kirche leisten zu können. Wir stehen
damit in einer Reihe mit den Menschen, die seit vielen Jahrhunderten Sorge für die Gestaltung und
Erhaltung dieses Gebetsortes tragen.