Verbunden mit St. Paul
©SilviaBins
Claudia P. sprach mit Martin von Bongardt über sein kürzlich erschienenes Buch "St. Paul – Pfarr- und Baugeschichte einer Kirche in der Kölner Südstadt"
Was war der Anlass, dieses umfangreiche Werk zu schreiben?
Die Idee entstand 1998 anlässlich gemeinsam gefeierter Jubiläen von Kirchen in unserer
Pfarrei (100 Jahre Maria Hilf, 90 Jahre Vollendung von St. Paul, 80 Jahre St. Maternus). Ich
dachte, es wäre schön, zum hundertsten Jubiläum 2008 eine ausführliche Geschichte meiner
Heimatgemeinde vorlegen zu können. Ich wusste damals schon aus verschiedenen Quellen, dass es viel
Interessantes über St. Paul zu berichten gibt. Je mehr ich mich damit beschäftigte, desto mehr
Details entdeckte ich. So fand ich zum Beispiel in einer Schrift des NS-Dokumentationszentrums den
Hinweis auf eine Fahne der Pfarrjugend, die damals von der Hitler-Jugend beschlagnahmt worden war.
Die Jugendlichen erhielten die Fahne zurück (zu der Zeit existierten noch Reste des Rechtstaates)
und trugen sie im Triumphzug in die Pfarrgemeinde.
Wie sind Sie konkret vorgegangen?
Ich habe mich zunächst mit der Entstehung des Viertels befasst und war fasziniert von dem
spannenden Kontrast zwischen Arm und Reich, der dort zu beobachten war. Viel Zeit habe ich im
Historischen Archiv des Erzbistums verbracht, wo das Pfarrarchiv von St. Paul seit 1994 gelagert
ist. Und ich habe Pfarrangehörige als mündliche Quellen befragt. Mit zunehmender Beschäftigung
ergaben sich immer mehr Details, setzte sich ein Bild wie aus Mosaiksteinchen zusammen. Auf
Flohmärkten und bei Postkartenbörsen habe ich stundenlang nach Abbildungen gesucht. Sehr viele
Fotos habe ich selber gemacht. Allein für die Bearbeitung von Abbildungen habe ich zwei Jahre
gebraucht. Das war auch ein Grund dafür, dass das Buch zum Kirchenjubiläum leider nicht fertig
war.
Und was bedeutet St. Paul für Sie ganz persönlich?
Mir gefällt die Kirche als Ganzes, sie ist mir von klein auf vertraut. Seit 1975 bin ich dort
Messdiener, viele Jahre habe ich im Chor gesungen. Ein Schmuckstück ist natürlich der Marienaltar,
den ich besonders schön finde. In meinem Beruf als Silberschmied liegen mir sakrale Gegenstände
sehr am Herzen. Ich habe mich deshalb sehr eingesetzt für die Einrichtung des "Armariums", in dem
diese kostbaren Gegenstände jetzt geschützt aufbewahrt werden.
Was ist das Besondere an St. Paul?
Die Kirche ist im neugotischen Stil erbaut, lässt aber auch schon die Moderne erkennen. Die
Ausstattung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist neugotisch, der Hochaltar dagegen
expressionistisch.
Sie haben unglaublich viel Arbeit, Zeit und auch Geld in Ihr Buch investiert. Hat es sich
gelohnt?
Ja, denn die Arbeit an dem Buch hat mir sehr viel Freude bereitet. Als ich mit meiner Arbeit
am Buch anfing, wurde bald deutlich, dass sich in der Pfarrgemeinde vieles ändern würde. Mir lag es
persönlich am Herzen, das Wissen über die Pfarrgemeinde festzuhalten.