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Räume im Raum

In drei großen Kirchen wird in der Pfarrei St. Severin Gottesdienst gefeiert, und das auf unterschiedliche Weise: Gottesdienst in lebendiger Vielfalt (St. Severin), Gottesdienst in guter Tradition (St. Paul), Gottesdienst in Ruhe und Raum (St. Maternus). Unterschiedlich erleben die Menschen auch die (Kirchen)Räume oder die verschiedenen Orte in den Kirchen.

Schrein und Hörnchen – jahrhundertealte Gebetstradition

Mittelalterliches Chorgestühl ©SilviaBinsMittelalterliches Chorgestühl ©SilviaBins Der Hochchor von St. Severin

Dieser Chorraum atmet Geschichte. Der Raum mit seinem dunklen Chorgestühl, den hohen Seitenwänden mit blassbunten Fresken, den Posaunen mit großen Schallöffnungen (wozu dienen diese?) gibt mir das Gefühl von Ruhe und Zuversicht. Hier kann ich beten, zuhören – ich bin dabei. Es ist erstaunlich, wie stark ich diesen doch zum übrigen Kirchenraum hin offenen Raum als in sich geschlossen empfinde, in dem es mir möglich ist, mich zu sammeln, vertieft im Bewusstsein dessen, dass ich in der Tradition von Generationen von Menschen stehe, die hier gebetet und auch gearbeitet haben und nach mir noch viele, viele dies tun werden. Das begründet auch eine starke Verbundenheit zu der kleinen Gruppe von Menschen um mich herum bei der Severinusmesse. Sehr schön finde ich in diesem Zusammenhang auch die gemeinsame Kommunion. Wir stehen im Kreis, erhalten die Hostie, die wir nach einem gemeinsamen "Amen – so sei es" gleichzeitig essen. So entsteht Gemeinschaft, auch eine Intention dieses geheimnisvollen Geschenks. (Gäbe es doch im "Großgottesdienst" am Sonntag eine ähnliche Möglichkeit – wie etwa in St. Maternus).

Gemäß alter Tradition pilgerten und pilgern Menschen auch heute im Anschluss an die Severinusmesse in Prozession vorbei an Severinusschrein, Bischofsstab und "Hörn­chen" des Heiligen Cornelius zur Verehrung dieser Heiligen und vielleicht auch mit einem Anliegen an diese. Ich achte diese Haltung sehr, habe aber selbst keinen Zugang dazu wie zu Reliquien überhaupt. So bleibe ich still auf meinem Platz in der dunklen Chorbank, ziehe nicht mit. Ich ziehe es vor, das Gebet der Vorüberziehenden in Gedanken zu unterstützen und auch derer zu gedenken, die schon seit Jahrhunderten hier entlang zogen und weiterhin entlang ziehen werden. Der Raum wird weit.

Anneliese Lassleben

Kapellen in der Severinskirche:

Totenbuch mit den Namen gefallener Soldaten ©SilviaBinsTotenbuch mit den Namen gefallener Soldaten ©SilviaBinsDie Totenkapelle mit ihrer Pieta, den beiden Fenstern "Verkündigung" und "Krönung Mariens" und dem Totenbuch ist etwas Besonderes in unserer Severinskirche. Wenn ich als Alt-Severinerin Namen von gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieges aus unserer damaligen Nachbarschaft entdecke, zum Beispiel den Namen des Vaters meiner Freundin, schicke ich ein Gedenken zur Gottesmutter.

Rosemarie Amberge

 

Die Taufkapelle zieht magisch an ©SilviaBinsDie Taufkapelle zieht magisch an ©SilviaBinsDie Bischofskapelle hat auch einen besonderen Platz in meinem Herzen. Nach dem Krieg hat sie zuerst die Orgel aufgenommen und war verdeckt, bis in den 80er Jahren die neue Orgel ihren Platz auf der Orgelbühne im Westturm der Kirche einnahm. Seit einiger Zeit haben die Vorbereitenden des Friedensgebetes am Freitagmittag die Atmosphäre des Raumes entdeckt. Der zur Kirche offene Raum macht das gemeinsame Beten und Singen zu einem Erlebnis.

Rosemarie Amberge

 

Die Taufkapelle zieht mich fast magisch an, wenn ich durch das nördliche Seitenschiff gehe. Hinter dem steinernen Eingangsbogen leuchtet das kleine Fenster mit der Arche Noah. Mich berührt besonders die Taube mit dem Ölzweig als Symbol der Hoffnung. Das mächtige mittelalterliche Taufbecken mit der Osterkerze beherrscht den kleinen Raum, der schon aus dem 11. Jahrhundert stammt. Wie viele Taufen hat der Raum wohl schon erlebt, geht mir durch den Kopf – auf jeden Fall meine (vor 75 Jahren)...

Helga Muths

Großer Klang – kleine Kapelle

Die Paulus-Melchers-Kapelle in St. Paul

Es ist ein Raum mit besonderer Atmosphäre – ich liebe die Messe in der Kapelle, es ist ganz anders als im großen Kirchenraum, der oft nur spärlich gefüllt ist, wo die Menschen weit weg voneinander sitzen. Die Kapelle ist ein intimer Raum, in dem ich Gemeinschaft intensiv erleben kann. Weil es so klein ist, entsteht da für mich eine besondere Andacht. Man steht im Kreis um das Wort und um den Altar – wir können einander anschauen und uns bewusst wahrnehmen, es sind ja nicht so viele Menschen. Wenn wir singen, dann klingt es immer voll und schön, ein gesungenes Gebet, das aufsteigt wie Weihrauch. Besonders schön ist, wenn Herr Rhiel nach der Kommunion singt, dann brauche ich kein Gebet.

Hanny Hüttemann

Konzentration auf das Wesentliche

Die Krypta von St. Severin

Man taucht in eine Stille ein, ich spüre sehr deutlich und wohltuend den Gegensatz zum hektischen Getriebe draußen. Der Raum in seiner Schlichtheit der Gestaltung hat eine beruhigende Wirkung, hier zentriert sich alles auf das Wesentliche. Ich finde es daher auch sehr passend, dass die Gebetszeiten der "AusZEIT" in der Krypta stattfinden. Auch werde ich hier immer erinnert an die Tauffeiern meiner Enkel, an den Anfang ihres religiösen Lebens. Außerdem wandern meine Gedanken zu den angrenzenden Ausgrabungen. Die aufeinander ruhenden Steine zeigen einem die Vergänglichkeit des Lebens. So haben doch Generationen von Menschen im Laufe mehrerer Jahrhunderte hier unten gebetet. Wann immer ich es ermöglichen kann, bin ich beim Gottesdienst am Donnerstagmorgen in der Krypta und lasse mich ansprechen von der Ruhe des Raumes und von der Gemeinschaft der Menschen, die sich zur Messfeier im Kreis um den Altar einfinden.

Marion Creutz

Raum im Raum

Chorraum St. Maternus ©SilviaBinsChorraum St. Maternus ©SilviaBinsKommunionkreis in St. Maternus

Wenn wir in St. Maternus im Halbkreis um den Altar zusammenkommen, fühle ich mich an die Bonner Kirchen meiner Kindheit und Jugend erinnert: In beiden Kirchen – Heilig Geist auf dem Venusberg und auch in St. Augustinus in Duisdorf – ist der Altar rings umgeben von Bänken, und die Kommunion wird im Halbkreis ausgeteilt. Vielleicht ist es also Gewohnheit, aber mir gefällt die Form des Kreises für die Kommunion besser als das "Schlange stehen" in St. Severin: die Communio – die Gemein­schaft – wird hier in beiden Dimensionen erkennbar: die Gemeinschaft der Menschen untereinander, und die Gemein­schaft mit Gott. Besonders deutlich wird dieses Zeichen, wenn alle gemeinsam das Brot verzehren. Demnächst, wenn rund um den Altar von Maternus nicht nur ruhige Sonntagabend-Messen, sondern auch die quirligen Familien­messen stattfinden werden, wünsche ich unseren Kindern und Jugendlichen diese Erfahrung, in unserer Gemeinde die "Communio" zu erleben und wertschätzen zu lernen.

Giovanni Gullota

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