Für Sie gelesen ...
Peter Webeling
Das Lachen und der Tod
Todesraum Auschwitz
Der Autor schildert in seinem Roman den Aufenthalt des holländischen Komikers Ernst Hoffmann
im Lager Auschwitz. Verschiedene Räume markieren den Lebensweg dieses Juden bis zu seiner
Befreiung: die Künstlergarderobe, ein Theatersaal in Amsterdam, ein Viehwaggon bei seiner
Deportation, die Häftlingsbaracke im KZ, die Krankenstation der an Fleckfieber Erkrankten, den als
Duschraum kaschierten Vergasungsraum, das Krematorium mit den Verbrennungsöfen, das Zimmer des
Privilegierten, die SS-Kantine, das Haus des KZ-Kommandanten und der Todesblock. Sie stehen für das
beglückende Gefühl des Beifalls, für Liebe bei aller Enge, für Entmenschlichung und Solidarität,
für Überleben und Tod, für Verstellung und sich untreu werden, für Todesangst.
Als Komiker versucht Ernst Hoffmann bei seinen Mitgefangenen jeden Abend durch einen Witz ein Lachen hervorzurufen, das sie über das Grauen und ihr Leid kurz hinauswachsen lässt, das ihnen Hoffnung und Mut gibt für den nächsten Tag. Bald wird er gezwungen, auch für die SS-Schergen aufzutreten. Und die verschiedenen Räume verändern nicht nur sein Auftreten vor dem Publikum, sondern ihn auch selbst. Der Kampf ums eigene Überleben und um das Überleben der Frau, die er im Raum des Viehwaggons kennen und lieben gelernt hatte, erzwingt Anpassungen, die ihm Angst machen, so dass er nicht selten vor sich selbst erschrickt.
Unbeantwortet bleiben am Schluss seine Fragen: "Habe ich mit meinen Auftritten in den Baracken
und vor der SS Menschenleben gerettet? ... Hätte ich die Verzweifelten davon abhalten können, sich
in den Stacheldraht zu werfen, wenn auch nur vorübergehend?" Auch sein Überleben ist nicht frei von
Schuld, wie er sich selber eingestehen muss.
Den Komiker Ernst Hoffmann hat es in Auschwitz nicht gegeben, doch Orchester und
Lagerkabaretts gehörten zum Alltag in den KZs. Das Leben und Sterben in den Lagern beschreibt der
Roman nach den Aussagen eines KZ-Häftlings wirklichkeitstreu.
Dieser Roman wird jeden Leser erschüttern. Er gehört zu den besten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Dank an meinen Sohn, der mir dieses Buch zu Weihnachten geschenkt hat.
Barthel Schröder