"Ich kann hier besser an Gott denken"...
sagt Elvira, 7 Jahre; sie besucht den Schulgottesdienst in St. Maternus. Pastoralreferent Benedikt Kremp hat erkundet, wie Grundschulkinder den Kirchenraum St. Maternus erleben.Mittwochs morgens um kurz nach acht bewegt sich regelmäßig eine Gruppe von Grundschulkindern unter Begleitung und Glockengeläut auf St. Maternus zu. In der einen Woche kommt diese Schülergruppe aus der Katholischen Grundschule Mainzerstraße, in der nächsten aus der Katholischen Grundschule Zugweg.
Gemeinhin ist von der "Schulmesse" die Rede, weil man das früher so nannte. Tatsächlich
feiern wir schon lange keine Messe mehr, sondern einen Wortgottesdienst, der liebevoll in der
Schule vorbereitet wurde. Fast immer gibt es ein kleines Theaterstück oder von den Schülern
verfasste Texte zum Thema. Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst vom Kirchenmusiker am
Flügel. Eine gute Gelegenheit, mit den Kindern nach und nach ein schönes Repertoire an kindgemäßen
Liedern aufzubauen.
Mit den "Kleinen" beginnen wir zunächst damit, die verschiedenen Orte in der Kirche näher kennenzulernen (Ambo, Altar, Tabernakel, Kreuz, Orgelbühne, Marienbild etc.). Es ist eine große Freude mitzuerleben, wie lebhaft die Kinder zum Beispiel das große im Altarraum hängende Kreuz betrachten, wie sie es beschreiben und was ihnen alles daran auffällt. (Haben Sie sich das Kreuz schon mal näher angeschaut? Es lohnt sich...) Von Interesselosigkeit der Kinder keine Spur.
Konzentrierte Kinder beim Schulgottesdienst mit Benedikt Kremp in St.Maternus. ©SilviaBins
Zunächst ist es eine Tradition, den Schulgottesdienst in der Kirche abzuhalten, theoretisch wäre es auch möglich, die Gottesdienste in Aula oder Turnhalle der Schule stattfinden zu lassen.
Mit den Schülerinnen und Schülern bin ich der Frage nachgegangen, wo sie lieber Gottesdienst
feiern möchten. Sehr eindeutig entschieden sie sich für den Kirchenraum und konnten das auch sehr
überzeugend begründen:
Zunächst fielen ihnen ganz praktische Argumente ein. "Hier gibt es ein Klavier, Bänke und ein
Mikrofon." Doch dann fingen die Kinder schnell an, die besondere Atmosphäre des Raumes zu
beschreiben: Die bunten Fenster, die vielen Bilder von Gott und den Geschichten aus der Bibel, die
Heiligenstatuen, die Kerzen und nicht zuletzt der Altar inmitten des Raumes. All das prägt die
besondere Atmosphäre der Kirche. Wenn Elvira sagt, "Hier kann ich besser an Gott denken!", klingt
das wie eine Zusammenfassung der genannten Beobachtungen.
Manch einer hat auch ganz klar ein Lieblingsstück in der Kirche: Giovanni geht gerne hierher,
"weil es hier das Kreuz gibt", und für Gina ist die Kirche ein besonderer Ort, weil sie hier
getauft wurde und der Ort also eng verknüpft ist mit der eigenen Geschichte.
Auffallend häufig benannten die Kinder die Ruhe dieses Raumes. "Hier ist es ruhig, hier kann
man beten!"
Ich hatte nicht unbedingt erwartet, dass Kinder die Ruhe als etwas Wertvolles benennen. Offenbar brauchen nicht nur Erwachsene Orte der Ruhe, sondern auch die Kinder. Laute Orte gibt es ringsum genug.
Noch ein Wort fiel mehrfach, das ich nicht unbedingt bei Siebenjährigen erwartet hatte:
Konzentration! "Hier können wir uns besser konzentrieren". Diese Erfahrung machen übrigens auch
Erwachsene. Der Raum hilft uns bei Konzentration und Zentrierung, bietet ein Gegengewicht zu den
vielen zentrifugalen Kräfte in unserem Leben. Ein Ort, der klar um eine Mitte zentriert ist.
Einem Kind war wichtig, dass hier auch das "heilige Brot" aufbewahrt wird. Ein anderes Kind
hatte eine ganz kurze Begründung, warum es lieber in der Kirche Gottesdienst feiern möchte: "Die
Kirche ist ein heiliger Ort!"
Wie gut, wenn es Orte und Momente gibt, in denen wir spüren, dass es "Heiliges" in unserem Leben gibt. Wie gut, wenn es einen Ort gibt, der uns daran erinnert.
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Benedikt Kremp