Die Farbe ist entscheidend
Marga Wagner zu den von ihr gestalteten Fenstern in St. Maternus Die in Grün- und Rottönen gehaltenen Fenster in der Vierung von St. Maternus werden heute von vielen Kirchenbesuchern bewundert. Anfangs habe sie kaum Reaktionen auf ihr Werk aus der Gemeinde bekommen, stellt die jetzt 82jährige Künstlerin bedauernd fest. Claudia P. (Pfarrbriefredaktion) hat mir ihr gesprochen.©Anna Wagner
"Diese Kirche braucht Farbe", sagte sich Marga Wagner, als sie Ende der achtziger Jahre zum
ersten Mal St. Maternus besuchte und den Kirchenraum auf sich wirken ließ.
Den Auftrag zur Fenstergestaltung gaben damals Pfarrer Johannes Lüdenbach und der
Kirchenvorstand von St. Maternus. Pfarrer Lüdenbach hatte die von ihr gestalteten Kirchenfenster in
St. Franziskus in Leverkusen-Steinbüchel gesehen und war davon begeistert. Die Auftraggeber machten
ihr nur wenige Vorgaben für die Gestaltung – die Fenster sollten figürliche Darstellungen enthalten
und in ihrer Aussage für die Betrachter verständlich sein.
Zunächst war nur die Finanzierung einer Fensterseite (die Ostseite mit der grünen Farbgebung)
gesichert. Später konnte nach einer großzügigen Spende auch die Westseite in Auftrag gegeben
werden. Die Farbauswahl ist bei Marga Wagner stets die erste Entscheidung, aus der sich alles
andere ergibt. Sofort war ihr klar, dass sie die Fenster auf der Ostseite überwiegend in Grüntönen
gestalten würde. „Und aus den Farben ergab sich dann die Thematik: der Lebensbaum, in dessen
Zentrum die Kreuzigung steht“, fügt die Künstlerin hinzu. Für die Westseite hatte sie gleich warme
Farben vor Augen, überwiegend Rottöne. "Daraus ergab sich für mich die Thematik der Auferstehung,
aber auch die des Geistes und des Wassers als dem Symbol neuen Lebens."
Die einzelnen Bilder der beiden Fensterseiten konzipierte sie so, dass sie jeweils in einem
inhaltlichen Zusammenhang stehen.
Zur Gestaltung nutzte die Künstlerin nicht nur ihre theologischen Kenntnisse und ein Studium
der Byzantinistik, sondern auch ihre Erfahrungen beim Besuch französischer Kathedralen in vielen
Urlauben.
Mit der Abgabe der Entwürfe war die Arbeit an den Kirchenfenstern für Marga Wagner allerdings
nicht abgeschlossen. Bei der Firma Melchior – damals in der Nähe von St. Kunibert ansässig –
begleitete sie den Prozess der Herstellung der Fenster eng. Jede einzelne Glasscheibe suchte sie
aus und reichte sie den Glasschneidern an. Vor deren Geschick hatte sie großen Respekt.
Jegliche Malerei – Gesichter, Hände, verschiedene Zeichen – führte sie selbst aus in
Schwarzlot (spezielle Technik der Glasmalerei), das dann eingebrannt wurde. Auch den Prozess der
Verbleiungen verfolgte sie aufmerksam. "Verbleit wird immer seltener", stellt sie bedauernd fest.
"Heute gibt es viele neue Techniken."
Ihren Platz in der Kirche fanden die 22 Fenster schließlich im Jahr 1991.
Nach wie vor beschäftigt sich Marga Wagner mit christlicher Kunst. Heute arbeitet sie
kleinformatiger und überwiegend mit Papier. Wer ihre beeindruckenden Gouachen (eine spezielle
Temperatechnik mit wasserlöslichen Farben) und Froissagen (Knittertechnik), kennenlernen möchte,
kann sie ab Mai 2016 in St. Maria Lyskirchen anschauen.
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Claudia P.
©SilviaBins
Der
"Lebensbaum", in dem der Gekreuzigte als Stamm das Leben an die Äste weitergibt
(Mitte).
Dieses Leben kommt vom Vater (oben Mitte) und ergießt sich bis in die Anfänge der Menschheit
(unten Adam und Eva).
Seitlich davon die Fußwaschung und Abraham, seinen Sohn Isaak opfernd.
Von unten nach oben sprießen Zweige, Blätter und Blumen. Den Abschluss bildet der Engel mit
den Marterwerkzeugen.
Auf der anderen Seite der Regenbogen, Zeichen des Bundes, den Gott mit den Menschen
geschlossen hat.
©SilviaBins
Das Thema
"Neues Leben" – Auferstehung
Um die mittige Ostersonne als Symbol des Auferstandenen sind Motive zum Thema Leben
angeordnet:
Oben Engel und Adler, in der mittleren Reihe Mutter und Kind sowie die Heilung des Blinden.
In der unteren Reihe Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, eine Weinkelter und Thomas,
der sich von der Auferstehung Christi überzeugen will.