Bestattung im Sarg - die sogenannte Erdbestattung - ist für die meisten Menschen vertraut. Weniger vertraut ist die Urnenbestattung.
Erfahrungsberichte geben einen Einblick in die unterschiedlichen Formen der Bestattung und der Grabstätten.
Würdig und feierlich war die Seebestattung, mit ganz besonderen und ihn berührenden Ritualen, so
beschreibt Steffen Hildebrand seine Erfahrung mit der Seebestattung seiner mit 83 Jahren
verstorbenen Nachbarin. Dank einer Vorsorgevollmacht konnten alle Dinge in ihrem Sinn geregelt
werden – so auch ihre Entscheidung, ebenso wie ihr Mann vor 20 Jahren, auf See bestattet zu
werden. Der Seebestattung vorausgegangen war eine Trauerfeier im Haus der Verstorbenen, deren
sehnlichster Wunsch es gewesen war, aus dem Krankenhaus nach Hause zurückzukehren. Dieser Wunsch
ging zu ihren Lebzeiten nicht in Erfüllung. Nach ihrem Tod aber wurde sie schließlich in ihrem Haus
aufgebahrt. Nachbarn und Freunde kamen, um sich zu verabschieden. Sie waren auch anwesend bei der
Trauerfeier, die ein ihr vertrauter Diakon dort gestaltete. Nach der Einäscherung überführten
Steffen Hildebrand und seine Frau die Urne aus Köln zur Ostsee.
Sie waren die einzigen Teilnehmer der Beisetzungszeremonie, die der Kapitän des Schiffes
vollzog, nachdem sie eine Weile auf die Ostsee hinaus gefahren waren und der Schiffsmotor
abgestellt wurde. "Es wurde ganz still, wir kamen faktisch und psychisch der Bestattung näher",
schildert Steffen Hildebrand seine Erfahrung und fügt hinzu: "Wenn bei einer Beerdigung der Sarg in
die Erde gesenkt wird – das Bild ist mir vertraut. Eine Urnenbestattung ist mir eher fremd.
Ganz neu und überraschend positiv war für mich die Erfahrung mit der Seebestattung."
Nach seiner Beschreibung hat der Kapitän den Part des Zeremoniars und vollzieht die
Bestattung nach einem festgelegten Ritual, das einem Wachwechsel an Bord nachempfunden ist: Ein
Mensch verlässt das Schiff des Lebens und übergibt der Nachwelt die Wache. Nach persönlichen Worten
des Kapitäns läutet die Schiffsglocke, während die mit Blumen geschmückte Urne versenkt wird, und
es gibt ein Pfeifsignal. Steffen Hildebrand: "Für mich war in diesem Moment das Meer ein starkes
Sinnbild der Unendlichkeit." Neu war für ihn auch die Erfahrung, dass die Bestattungsposition auf
einer Seekarte beurkundet und den Angehörigen ausgehändigt wird, und dass an Land der Name auf
einer Tafel eingraviert werden kann.
Völlig unvorbereitet war Markus Heuel auf den Tod seiner 51jährigen Schwester – ebenso wie
alle anderen Familienangehörigen: Kinder, Ehemann, Geschwister, Mutter. Ein jäher Tod, so hätte man
das früher genannt. Wenige Tage vor Weihnachten mussten sich die Angehörigen mit der Frage der
Bestattungsform auseinandersetzen. In Erinnerung daran, dass die Verstorbene einmal positiv über
den Bestattungswald gesprochen hatte, dessen Einrichtung in der örtlichen sauerländischen Gemeinde
sehr umstritten war, fiel schnell die Entscheidung für eine Urnenbestattung dort. Eine katholische
Bestattung war selbstverständlich für die gesamte Familie, die langjährig und mit vielerlei
ehrenamtlichen Engagements in der katholischen Pfarrgemeinde beheimatet ist. Der Pfarrer des
Krankenhauses, in dem die Verstorbene als Krankenschwester tätig war, gestaltete den Gottesdienst,
die Trauerfeier und auch die Bestattung.
"Ich glaube, es war so im Sinne meiner Schwester", sagt Markus Heuel. Gutgetan hat ihm nach
eigenen Worten, dass die Kirche "rappelvoll" war, dass beim Gottesdienst dort und bei der
Trauerfeier in der Krankenhauskapelle die Schwester auf bewegende Weise noch einmal für alle
Anwesenden "lebendig" wurde durch die würdigenden und einfühlsamen Worte des Pfarrers. Als
wohltuend hat er auch die vertrauten religiösen Riten empfunden. Wichtig war fast allen
Familienmitgliedern, sich von der Verstorbenen am offenen Sarg zu verabschieden, er selbst wollte
das nicht, sondern seine Schwester "lebendig" in Erinnerung behalten. Sehr unsicher seien alle
gewesen bei der eigentlichen Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis. Nachdem der Pfarrer gegangen
war, die mitgebrachten Blumen niedergelegt waren, habe niemand so recht gewusst, was jetzt
geschieht. Es habe die vertraute Friedhofsumgebung gefehlt. Alle waren zum ersten Mal an diesem
Ort. "Wir waren allein in dem kleinen Wald. Die Urne wurde an dem ersten und bisher einzigen Baum
beigesetzt, an dem schon einige Namensplaketten angebracht waren. Blumen, Steine und Kerzen waren
da, aber sonst war alles ungewohnt und unvertraut." Die Entscheidung zwischen Erdbestattung und
Urnenbestattung war kein Problem in der Familie, auch nicht für die Mutter, die es allerdings
schmerzlich vermisst, das Grab liebevoll pflegen zu können. Und sie kann den Bestattungswald
aufgrund der Entfernung nicht eigenständig besuchen. Für Markus Heuel ist der Ort der Erinnerung an
seine Schwester nicht das Grab. Da es für die Mutter so wichtig ist, denkt die Familie darüber
nach, ob die im Moment großer Erschütterung und Verunsicherung getroffene Entscheidung revidiert
werden sollte.
Einen Baum hat Monika Collet eingravieren lassen in die Messingplatte der Urnenkammer –
als Zeichen für die Naturverbundenheit ihres Vaters. Und sein Name steht dort ebenso wie Geburts-
und Todesdatum. Monika Collet wusste, dass beide Eltern nach ihrem Tod verbrannt und anonym
bestattet werden wollten – eine Entscheidung, die für sie schwer verständlich war. Niemandem
zur Last fallen wollten die Eltern, glaubt sie. Als ihr Vater Anfang vergangenen Jahres starb,
entschied die Mutter sich dann doch gegen eine anonyme Bestattung. Für die Tochter war schnell
klar, dass sie ihren Vater in der Grabeskirche St. Bartholomäus in Bickendorf bestatten lassen
würde, eine Entscheidung, die auch die Mutter mittrug. Monika Collet hatte als Vorsitzende des
Pfarrgemeinderates intensiv bei der Planung zur Umwidmung der Pfarrkirche in eine Grabeskirche
mitgearbeitet. Gerade vier Wochen vor dem Tod des Vaters war sie eröffnet worden. Ein wenig
unsicher war sie, ob der Vater vielleicht lieber in der Eifel bestattet worden wäre, woher er
stammt, auch wenn er die letzten Jahre in Bickendorf gelebt hat. "In einem Eifeldorf kommt man
ständig am Friedhof vorbei. Hier in Köln muss man es sich vornehmen, auf den Friedhof zu gehen, um
das Grab eines Angehörigen zu besuchen." Mit der Grabeskirche in der Nähe ist es fast wie auf dem
Dorf. Monika Collet bringt nicht regelmäßig, aber gern samstags nach dem Gang über den Wochenmarkt
Blumen in die Grabeskirche. Und dann ist immer jemand da, weil es ein Team von ehrenamtlich Tätigen
gibt, die täglich von 10 bis 17 Uhr abwechselnd in der Grabeskirche anwesend sind. Es ist das
„Ich-bin-da-Team“. Auf der Messingplatte, die an jeder Urnenkammer angebracht ist,
befindet sich eine kleine Vase und die Möglichkeit, eine Kerze aufzustellen. "Die Blumen halten
hier hervorragend", stellt Monika Collet lächelnd fest, "es ist kühl in der Grabeskirche". Auf der
Messingplatte der Urnenkammern (es gibt auch Doppelkammern) stehen nur die Namen und – wenn
gewünscht – die Lebensdaten der Verstorbenen. Dazu kann ein Symbol eingraviert werden. Monika
Collet hat sich für einen Baum entschieden.
Der Name dieses Bestattungsortes klingt freundlich, meinte Heike F. nachdem sie erfahren hat,
dass dort ein langjähriger Freund bestattet wurde. Auf die Frage an den Bestatter, wie sie das Grab
findet, hatte dieser gewarnt und gemeint, sie möge nichts erwarten. Dort sei nichts zu finden.
Vorsichtshalber lässt sie sich von einer Freundin begleiten. Das eingezäunte Waldstück in der Nähe
des Ostfriedhofs verrät vor allem durch ein Verbotsschild, dass hier ein Bestattungsort ist. Man
geht weglos über Gestrüpp und Brombeerranken, unwirklich erscheint es, dass hier – wo auch
immer – viele Urnen bestattet sind, neun Urnen auf einem Quadratmeter, wie der Bestatter
später auf Nachfragen informiert. Es sei die preiswerteste Form der Bestattung. Zu einer von der
Stadtverwaltung vorgegebenen Uhrzeit werden nacheinander jeweils neun Urnen bestattet. Mit einem
Gefühl der Beklemmung verlassen die beiden diesen "Naturwald". Es bleibt unwirklich, Heike F. hat
nicht den Wunsch, diesen Ort noch einmal aufzusuchen.