Erfahrungen
Bildquelle: privat
Im Sommer 2014 ist meine Mutter gestorben.
Zwischen ihrer Einlieferung ins Krankenhaus und ihrem Tod lagen nur ein paar Tage. Und
zwischen der Ankündigung des nahen Todes durch den Arzt und dem Eintreten ihres Todes lagen nur ein
paar Stunden. Eine Krankenschwester fragte nach, ob ein Priester die Krankensalbung spenden solle;
so schnell hatten meine Brüder und ich gar nicht daran gedacht. Es war eine besondere Erfahrung,
meine Mutter in ihren letzten Lebensstunden zu begleiten. Nach ihrem Tod hat es gut getan, dass wir
noch einige Stunden Zeit hatten, uns im Krankenzimmer in Ruhe zu verabschieden.
Da meine Mutter schon früher den Wunsch geäußert hatte, nach Ihrem Tod verbrannt zu werden,
mussten wir uns darüber keine Gedanken mehr machen. Auch über den Ort des Grabes hatten wir Brüder
uns schon früher einmal verständigt. So wussten wir schon vor dem gemeinsamen Besuch beim
Bestatter, was wir wollten.
Beim Aussuchen der Urne hat sich durch die Gestaltung der Urne das Thema der Bestattung
ergeben, die Geschichte von den Spuren im Sand.
Die anfallenden Aufgaben haben wir unter uns Brüdern aufgeteilt: Einer hat die Trauerkarte
gestaltet, einer die Trauerfeier vorbereitet und der dritte Bruder hat die organisatorischen
Angelegenheiten vor Ort übernommen. Ein mit meiner Mutter befreundeter Pastoralreferent hat die
Trauerfeier gestaltet – sehr würdevoll und sehr persönlich.
Beim Besuch am Grab nach dem Sechswochenamt habe ich eine hilfreiche Geste für mich gefunden.
Ich habe noch einmal in die Vergangenheit geschaut voller Wertschätzung und Liebe für das Leben
meiner Mutter, habe sie gesegnet und mich dann um 180 Grad gedreht, mich sozusagen von der
Vergangenheit abgewendet und wieder hoffnungsvoll in die Zukunft geschaut. Das war eine hilfreiche
Zäsur im Trauerprozess.
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Matthias Thomas
©SilviaBins
"Wir sind ein pilgerndes Gottesvolk …"
An diese Zeile aus einem Severinuslied auf dem Weg von der Tauerhalle zum Grab bei der
Beerdigung ihres Vaters erinnert sich Barbara Wissen besonders gern. Da hat sie die Verbundenheit
des Vaters mit der Gemeinde der Trauergäste besonders deutlich gespürt. Als der Vater vor vier
Jahren starb, war für die ganze Familie eine Erdbestattung selbstverständlich. „Der Mensch
wird in seiner ganzen Körperlichkeit begraben, so wie er als Mensch gelebt hat und wir ihn als
Angehörige gesehen haben. Das Grab nimmt so den ganzen Menschen auf.“ Mit diesen Sätzen
drückt Barbara Wissen aus, was ihr bei der Beerdigung wichtig war. Ein Sarg und dessen Herablassen
in ein ausgehobenes großes Grab sind für sie vertraute Zeichen.
Wichtig waren ihr auch die Rituale des Abschiednehmens vor der Beerdigung. So war es bei der
Aufbahrung des Vaters im Sarg beim Bestatter möglich, dass seine Enkelkinder die Gelegenheit
hatten, etwas Persönliches – zum Beispiel ein selbstgemaltes Bild – mit in den Sarg zu
legen und zu wissen, das bleibt bei ihm, auch wenn er in die Erde kommt.
Gern erinnert die Tochter sich an die Trauerfeier auf dem Friedhof und den anschließenden Weg
zum Grab. Nicht nur das Severinuslied ist ihr im Gedächtnis, sondern auch eine Begebenheit, bei der
der Humor des Vaters lebendig wurde: Der Sarg wäre in einer Kurve aufgrund des hohen Schnees und
der schlechten Wegverhältnisse beinahe vom Wagen gerutscht. Die Anspannung wich an dieser Stelle
einer durchaus ansteckenden anrührenden Heiterkeit aller Trauergäste.
Wichtiger Ort des Gedenkens ist für Barbara Wissen auch das große Familiengrab, in dem ihre
Mutter, ihr Vater sowie dessen Eltern, Großeltern und Geschwister beerdigt sind. Beim
traditionellen Friedhofsbesuch an Allerheiligen werden immer wieder die Namen und
Verwandtschaftsverhältnisse erklärt. Einen ganz besonderen Erinnerungswert haben die Namen der hier
auch beerdigten Geschwister ihres Vaters, die vor 70 Jahren, bei einem der letzten großen
Bombenangriffe auf Köln, zusammen mit seiner Mutter ums Leben gekommen sind. Auch für die
nachfolgenden Generationen gibt es so eine Erinnerung, die über die eigene Familiengeschichte
hinausgeht.
©MaurusRunge
Beerdigt wie bei den Mönchen
Im vergangenen Herbst waren wir mit Firmlingen einige Tage im Benediktinerkloster in
Meschede. In der dortigen Klosterkirche sitzen die Mönche zum Gebet im Halbkreis mit Blick auf den
Altar. Außerhalb der Kirchenmauer findet sich auf der Chorseite der Kirche der Friedhof, auf dem
die verstorbenen Mönche beigesetzt werden. Dort sind die Gräber in einem Halbkreis zum Altar hin
angeordnet. Die Gräber der verstorbenen Mönche und die betenden Mönche in der Kirche ergeben also
zusammen ein Rund um den Altar: Ein sprechendes Bild
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Benedikt Kremp
Trauerkontakte:
Offener Trauertreff (Anmeldung nicht erforderlich)
jeden 1. Dienstag im Monat, 16.00 bis 17.30 Uhr, Domforum Köln, Domkloster 3