... das sagt Pfarrer Johannes Quirl schon zu Beginn des Gespräches mit der Pfarrbriefredaktion. Und er gibt Auskunft darüber, warum das so ist und was ihm bei Beerdigungen am Herzen liegt.
Was gibt es denn Positives bei einer Beerdigung?
Auf den ersten Blick erst einmal nichts. Ich erlebe viel Sprachlosigkeit,
unausgesprochene Fragen, Verunsicherung und Ähnliches mehr. Ich ermutige die Hinterbliebenen zum
Erzählen und versuche, gut zuzuhören. Wenn es mir dann gelingt, von dem Wahrgenommenen etwas mit in
die Gebete und Gedanken bei der Trauerfeier auf dem Friedhof hineinzunehmen, kommt oft ein "Danke".
Und manchmal auch: "Wir können jetzt besser loslassen."
Sie sind schon viele Jahre Priester – nehmen Sie Veränderungen wahr beim Umgang der
Menschen mit Tod und Bestattung? Wenn ich zurückdenke an die Zeit meiner Kindheit und Jugend, dann sehe ich da erhebliche
Veränderungen im Vergleich zu heute. Damals musste man sich um die Abläufe der Rituale um und bei
der Beerdigung und die eigenen Verhaltensweisen beim Tod eines Menschen keine Gedanken machen
– da war vieles festgefügt. Insbesondere im religiösen Kontext: Rosenkranzgebet, Aufbahrung
des Verstorbenen meist im Haus, in der Wohnung, Trauerkleidung für mindestens sechs Wochen, nicht
selten auch für ein ganzes Jahr. Bis zum Sechswochenamt wurden Kleidung oder andere persönliche
Dinge nicht angerührt, es wurde nicht über Erbangelegenheiten gesprochen.
Sie schildern das als etwas sehr Positives ... Ich sage nicht, dass die Festgefügtheit immer nur einfach war, aber sie gab Schutz und
Klarheit. Heute fehlen diese Festlegungen, das bedeutet positiv Freiraum und erweiterte
Gestaltungsmöglichkeit – beides überfordert aber nicht wenige Menschen, namentlich in der
Konfrontation mit dem Tod, die immer Verunsicherung und Erschütterung bedeutet. Das Ausmaß dessen
ist sicher verschieden, je nachdem ob ein Mensch 'lebenssatt' stirbt oder in jungen Jahren, ob
plötzlich oder erwartet. Dennoch ist es für die zurückbleibenden Menschen eine bewegende Erfahrung,
die sie mit ihrer eigenen Endlichkeit konfrontiert.
Gibt es hier in der Gemeinde bestimmte Regelungen, man könnte vielleicht sagen "Standards"
bei Beerdigungen? Ja, es gibt Standards, die uns Seelsorgern wichtig und die keineswegs überall
selbstverständlich sind. Es gibt einen mit allen Seelsorgern verabredeten Plan, der sicherstellt,
dass immer einer von uns Seelsorgern „Beerdigungsbereitschaft“ hat. Selbstverständlich
ist, dass wir uns Zeit nehmen für das Trauergespräch, zuhören, wahrnehmen, was den Angehörigen
wichtig ist. Wer war dieser verstorbene Mensch, was hat er bedeutet für die anderen? Manchmal geht
es um kleine, den Angehörigen aber wichtige Dinge – etwa den Namen zu erfahren, mit dem der
verstorbene Mensch angesprochen wurde, der nicht immer identisch ist mit dem, was im
Personalausweis (und in unseren Unterlagen) steht.
Bildquelle: Pfarrbriefservice.de
Die Zahl der Katholiken nimmt ab, auch bei den Beerdigungen? Ja, es gibt es einen deutlichen Rückgang der kirchlichen Beerdigungen – sowohl in der
katholischen als auch der evangelischen Kirche. Gab es noch vor 20 Jahren im Bereich unserer
jetzigen Gemeinde 150 Beerdigungen im Jahr, so sind es jetzt noch nicht einmal 100, allerdings gab
es doppelt so viele Seelsorger. Da kann es zu Engpässen kommen, wenn mehrere Beerdigungen in einer
Woche oder auch an einem Tag stattfinden und wir Seelsorger nicht alle anwesend sind. Aber auch
dann ist uns Qualität wichtig.
Was macht aus Ihrer Sicht diese Qualität aus? Da ist – wie schon gesagt – das vorausgehende intensive Trauergespräch, manchmal
auch ein nachgehendes Gespräch. Dann gehört dazu eine Vorbereitung auf die Feier selbst, die
Auswahl der Bibeltexte, der Gebete, die natürlich zum Teil in der Liturgie vorgegeben sind. Das
wähle ich aus im Blick darauf, was zum Leben und Sterben der Person passt und auch zu denen, die
trauern. Und es ist wichtig, bei der Beerdigung ganz präsent im Augenblick zu sein.
Sie sind als Seelsorger bei der Beerdigung auf Bestattungsinstitute angewiesen. Wie erleben
Sie die Zusammenarbeit? Das ist sehr unterschiedlich und abhängig von deren Einstellung, ob sie insbesondere
Angehörige zu einer kirchlichen Bestattung ermutigen, die vielleicht keine starke Kirchenbindung
mehr haben. Es gibt keine Pflicht zum Einbezug der örtlichen Kirchengemeinde. Manche
Bestattungsunternehmen schlagen auch dann freie Trauerredner und eine Feier ohne liturgische
Rituale vor, wenn die verstorbene Person einer Kirche angehört hat. Da sind wir machtlos, weil
Menschen im Moment der Erschütterung angesichts des Todes oft nicht in der Lage sind, eigene
Wünsche zu äußern und dem Bestatter freie Hand lassen.
Wir halten Sie es in der Gemeinde mit den Trauergottesdiensten in der Kirche? Grundsätzlich wird der Verstorbenen namentlich am Tag der Beerdigung sowohl in den Werktags-
gottesdiensten als auch in den Sonntagsmessen gedacht. In wenigen Einzelfällen kann es bei einer
großen Trauergemeinde für ein Gemeindemitglied einen eigenen Gottesdienst in der Kirche geben.
Selbstverständlich halten wir auch Trauerfeiern in der Trauerhalle des Friedhofes oder in der
Trauerhalle des Bestatters.
Ganz wichtig: Unser Dienst ist kostenfrei! Die Frage nach der Bezahlung hält sich leider
hartnäckig. Eine Spende für die caritativen Aufgaben der Pfarrei ist natürlich immer möglich.