Matka Boska, Nossa Senhora, Gottesmutter - Marienverehrung in St. Paul
Schutzmantelmadonna
Maria – eine herausgehobene Frauengestalt in der Kirche – wird in unterschiedlichen
Bildern und Darstellungen verehrt. Besonders augenfällig ist dies in St. Paul, wo sich neben der
deutschen Gemeinde auch die polnische und portugiesische Gemeinde beheimatet haben.
Maria wird verehrt als Gottesmutter. Mit der Mutter verbinden Menschen aufgrund eigener
Erfahrungen in der Kindheit Schutz, Nähe, Umsorgtsein, Geborgenheit. Mit der Mutter verbindet sich
auch Heimat. Wo die Mutter war, da kommt man her, da kennt man sich aus. Die heimatliche Welt
erscheint als heil, hat man doch dort die Sicherheit und Verlässlichkeit des eigenen Daseins
erfahren, wurden doch dort der eigene Charakter, die Mentalität und die Einstellung zum Leben
geprägt.
Die betenden Menschen vor den unterschiedlichen Mariendarstellungen in St. Paul zeigen, wie sehr
Heimat und Zuhause in der Marienverehrung mitklingen.
Fátima-Madonna
Polnische Mitchristen beten vor einem Bildnis der schwarzen Madonna von Tschenstochau. Dieses
Gnadenbild, das sich im Kloster Jasna Góra befindet, ist das Symbol für die religiöse und
politische Freiheit Polens. Wenn polnische Mitchristen vor diesem Bild in St. Paul beten, dann
fühlen sie sich nicht nur mit ihrer alten Heimat verbunden, sondern erinnern sich auch des
Schutzes, den Maria Polen in der Vergangenheit hat zukommen lassen, und erflehen ihren Segen und
ihre Fürsprache für die Zukunft.
Für portugiesische Mitchristen hat die Jungfrau von Fátima eine ähnlich hohe Bedeutung. Dass die
Jungfrau Maria gerade am 13. Mai 1917 drei Hirtenkindern in Portugal erschien, um der Welt drei
Botschaften zu überbringen, gab dem damals sehr armen und von Wirtschaftskrisen hart gebeutelten
Land eine besondere Würde und Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wenn portugiesische Mitchristen
vor dem Bild der Jungfrau von Fátima in St. Paul beten, dann fühlen sie sich nicht nur ihrer alten
Heimat verbunden, sondern sie erinnern sich auch an die Botschaft der Erschienenen, die allen
Menschen eine bessere Zukunft verheißen hat.
Pietà
Die deutschen Mitchristen haben sich in besonderer Weise während der grausamen Bombennächte des
Zweiten Weltkriegs unter den Schutz Marias gestellt. Im betenden Gespräch mit ihr wurde das
Unbeschreibbare ausgehalten und auf eine bessere Zukunft gehofft. Der Marienaltar mit der
Schutzmantel-Madonna, unter deren weit gespanntem Mantel sich die Pfarrangehörigen versammeln,
bringt das sehr plastisch zum Ausdruck. In direktem zeitlichen Bezug zur Fátima-Madonna steht eine
weitere Mariendarstellung in St. Paul: die Pietà, Maria, die ihren toten Sohn im Schoß hält. Als
Mittelpunkt der im Jahr 1917 (also dem Jahr der Fátima-Erscheinung) eingerichteten
Kriegergedächt-nis-Kapelle wird sie zum Sinnbild des Mitleidens und des Trostes in der Trauer um
die Opfer des Krieges.
So sind die verschiedenen Mariendarstellungen Spiegelbilder unterschiedlicher Traditionen,
Kulturen und Erfahrungen.
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