Am 26. August wurde Marion Petry im sonntäglichen Gottesdienst als neue Gemeinde-referentin der
Pfarrei St. Severin eingeführt. Die Pfarrbriefredaktion freut sich, sie gerade in der aktuellen
Ausgabe vorstellen zu können, in der es um das Thema „Frau in der Kirche“ geht.
Zukünftig gehört sie als Vertreterin des Seelsorgeteams zur Pfarrbriefredaktion.
Als es um die Nachfolge für den bisherigen Gemeindereferenten Frank Reintgen ging, haben
sich Seelsorgeteam und Pfarrgemeinderat sehr bewusst entschieden, dass es eine Frau sein sollte.
Ist das von Bedeutung für Sie?
Wenn Sie das Bild „Gesichter der Menschen – Gesichter Christi“ sehen, das auf
meiner Einladung zur Beauftragung als Gemeindereferentin unseres Erzbistums vor zehn Jahren
abgebildet war, wird einiges deutlich. Es zeigt sehr eindrucksvoll: Wir Menschen machen Gott in der
Welt lebendig, wir geben ihm ein Gesicht. Das ist mir wichtig. Das spiegelt sich auch für mich im
Seelsorgeteam wieder. Ich bin hier in ein viele Jahre lang männlich geprägtes Team hinein gekommen,
da bringt eine Frau schon eine Veränderung. Mir liegt am Herzen, dass es eine gute Mischung gibt
von Jung und Alt (ich bin mit 41 Jahren die Jüngste im Team) und von Mann und Frau. Das
Seelsorgeteam soll ja auch ein wenig ein Spiegelbild der Gemeinde sein. Wenn wir das Ohr an der
Gemeinde haben wollen – „nah bei den Menschen“, wie es im Leitsatz des
Pastoralkonzeptes* heißt – dann ist diese Vielfalt wichtig. Das heißt natürlich nicht nur
Vielfalt des Alters oder des Geschlechtes, sondern auch Vielfalt der Begabungen.
"der Ring ist für mich ein wichtiges Zeichen ..."
Was ist Ihre besondere Begabung, die Sie in die Gemeinde hineinbringen?
Ob es eine Begabung ist, weiß ich nicht, aber die Zugehörigkeit zu meinem Orden ist mir sehr
wichtig. Das ist eine Gemeinschaft, die mich trägt, eine geistige Familie. Ich kann mir meinen
Dienst nicht mehr vorstellen ohne diese Zugehörigkeit.
Sie tragen einen ungewöhnlichen Ring, hat der etwas mit der Zugehörigkeit zum Orden zu
tun?
Ja, ich trage diesen Ring als Zeichen dafür, dass Gott mich in die Welt stellt und ich in
Verbindung mit meinem Kloster bin. Deshalb verbinden sich in diesem Ring zwei Ringe miteinander.
Der Ring ist für mich ein wichtiges Zeichen. Auf dem Ring sind sieben Erhebungen zu sehen, sie
stehen für die sieben Gaben des heiligen Geistes und für die sieben Sakramente. Er erinnert mich
auch an die Gebetszeiten in Mariendonk, dem Kloster, zu dem ich gehöre, und an die Menschen, die
mit mir diesen Weg gehen.
Unser Pfarrbriefthema sind ja die Frauen in der Kirche ...
Spezifische Themen von Frauen und für Frauen sind mir wichtig. Wenn ich an meine vorherige
Gemeinde denke, da habe ich regelmäßig Frauengottesdienste angeboten. Ich bin überzeugt, dass es
seine Berechtigung hat, wenn es neben den Gottesdiensten für alle, für die ganze Gemeinde, auch
andere Formen gibt – nur für Frauen oder nur für Männer, zum Beispiel Wortgottesdienste oder
Gebetszeiten. Die Bedeutung des Geschlechtes wahrzunehmen, halte ich für wichtig. Es gibt ja zum
Beispiel den Schweigegang für Männer hier in Köln (schmunzelt...) – vielleicht passt das ja
so gut, weil das Schweigen den Männern meistens leichter fällt als den Frauen.
Menschen machen Gott in der Welt lebendig (Fotocollage von Firmlingen aus dem Dom zu Speyer), Foto: Privat
Was werden Ihre besonderen Arbeitsfelder in der Gemeinde sein?
Fest steht, dass ich mich u.a. um die Kommunionvorbereitung kümmere, und ein Schwerpunkt ist
sicher auch das Thema „Kinder, Mütter, Väter“. Dieser pastorale Schwerpunkt der
Gemeinde ist ein sehr komplexes Feld. Ich arbeite total gern mit Kindern und Jugendlichen,
unabhängig von der Familie, aber natürlich auch gemeinsam mit der Familie. Das schließt nicht aus,
dass ich ebenso gern an ein Krankenbett gehe oder zu dem Menschen im Altenheim. Und zu meinem
Aufgabenfeld gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit in ihren vielfältigen Formen.
Und wie erleben Sie die Gemeinde hier?
Ungemein vielfältig, lebendig und bunt. Da spiegelt die Kirchengemeinde das Leben der Südstadt
wieder. Das finde ich wunderbar. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis ich die Komplexität und
Vielfalt erfasst habe – ich arbeite daran, und ich fühle mich von vielen Menschen
unterstützt. Ich habe den Eindruck, ich bin schon ziemlich lange hier, und ich habe das Gefühl, gut
hierhin zu passen.
Gibt es so etwas wie eine Botschaft, einen Wunsch für die Menschen hier?
Ich möchte Mut machen, weiter so lebendig zu bleiben und Wege mit unserem Gott zu gehen, einem
Gott, der mit uns geht.
Mit Marion Petry sprach Ingrid Rasch.
*„Pastoralkonzept“ meint die vom Bischof ge-wünschte Planung, in der alle
Pfarrgemeinden ihre gegenwärtigen und zukünftigen seelsorglichen Aktivitäten beraten und
darstellen.