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Aus Liebe neugierig

Wie individuell die Begleitung eines Erwachsenen hin zur Taufe geschieht, zeigt Diakon Dr. Barthel Schröder auf.

In der Osternacht wird das Taufwasser gesegnet. In der Osternacht wird das Taufwasser gesegnet.

Sein Vater ist ein Muslim, seine Mutter katholisch. Er wurde weder getauft noch beschnitten, sollte er sich doch später einmal selbst entscheiden können. Während der gesamten Schulzeit bis zum Abitur nahm er am katholischen Religionsunterricht teil. Er fand ihn zwar nicht uninteressant, aber zur Taufe führte er ihn nicht. Auf viele Fragen, die ihn beschäftigten, gab er keine Antwort. An der Existenz eines „höheren Wesens“ hat er nie gezweifelt, doch dieses Wesen schien ihm unpersönlich, weit weg, und mit seinem Leben wenig zu tun zu haben.

 

Mit Beginn des Studiums lernte er ein Mädchen kennen, in das er sich sofort verliebte. Sie stammt aus einer schlesischen Spätaussiedler-Familie. In Polen ist sie aufgewachsen, in einem streng katholischen Milieu groß geworden. Der Glaube ist für sie unheimlich wichtig, Gebet und sonntäglicher Gottesdienst sind eine Selbstverständlichkeit. Daran änderte sich auch nichts, als die Familie in die Nähe von Köln umsiedelt.

 

Am Wochenende fahren sie regelmäßig zu ihren Eltern, die ihn mit offenen Armen aufnehmen. Die gesamte Familie ging in die Sonntagsmesse, und er fühlte sich verpflichtet mitzugehen. Man kommt immer wieder über den Glauben ins Gespräch. Eine mögliche Heirat rückt in den Blick. Fragen bedürfen einer Antwort. Sie besteht auf einer kirchlichen Trauung, auf eine Taufe der Kinder, auf ihrer christlichen Erziehung. Ihm will sie aber ihren Glauben nicht aufdrängen und bringt auch klar zum Ausdruck, dass eine kirchliche Trauung auch möglich ist, ohne dass er getauft ist.

 

Er fühlt sich ein bisschen im Abseits und kommt ins Grübeln. Warum ist ihr der Glaube so wichtig? Er selber hat doch mehr als zwanzig Jahre ganz gut ohne einen solchen festen Glauben gelebt. Ist an diesem Glauben vielleicht doch etwas dran, das er bisher nicht gesehen hat?

 

Vor diesem Hintergrund bat er um Gespräche zum Glauben. Ob er am Ende Christ werden würde, blieb zunächst offen. Zu den Gesprächen brachte er seine Freundin mit. Wir einigten uns darauf, das Apostolische Glaubensbekenntnis, das allen Christen gemeinsam ist, und das Buch von Hans Küng „Einführung in den christlichen Glauben“ zum Leitfaden der Gespräche zu machen.

 

Er muss sein Studium mit Nachtschichten verdienen. Trotzdem fand er die Zeit, das Buch kapitelweise zu lesen, seine Fragen zu notieren und zu den zahlreichen Gesprächen ins Pfarrbüro zu kommen. Vieles wusste er noch aus dem Religionsunterricht, sodass nicht alles neu für ihn war. Dass der Glaube intellektuell verantwortbar ist, war für ihn wichtig. Dass die Ergebnisse der modernen Naturwissenschaften nicht im Widerspruch zu den Glaubensaussagen stehen, wenn man die Bibel richtig versteht, beseitigte einige Zweifel bei ihm. Und die Bibel wurde so für ihn zu einem spannenden Buch, eröffnete sie ihm doch den Blick auf ein „höheren Wesen“, das sehr persönlich und nah ist und mit dem Leben unendlich viel zu tun hat, ja dem Leben überhaupt erst einen Sinn verleiht.

 

Seine Freundin nahm an den Glaubensgesprächen aktiv teil, war genauso gut wie er vorbereitet. Ihr noch stark durch die Tradition geprägter Glaube wandelte sich. Aus einem gelernten Für-wahr-halten wurde teilweise ein gläubiges Verstehen. Und sie trug die Ergebnisse unserer Gespräche in ihre Familie. Sie lösten dort eine rege Diskussion aus, Fragen entstanden, die wir dann in den folgenden Gesprächen aufnahmen und zu beantworten suchten. Am Ende stand ein Gottesdienst, in dem er getauft und gefirmt wurde, und zum ersten Mal zur Kommunion ging. „Modern war er gestaltet“, so die Eltern seiner Freundin, „aber das war sehr schön.“ Wichtig war, dass er sich angenommen und aufgenommen gefühlt hat.

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