Es sind in der Regel die kleinen Dinge, die ein Gefühl des Beschenktseins entstehen
lassen. Dies klingt an, wenn wir davon sprechen, dass uns jemand Zeit, Gehör, Glauben, sein
Herz, Liebe geschenkt hat, Dinge, die keinen materiellen Wert darstellen, aber in ihrer
Nicht-Selbstverständlichkeit als besonders wertvoll erfahren werden. Ein Schenken von Zeit, Gehör,
Glauben, Herz und Liebe ist nur unter Gewährung einer besonderen Nähe möglich. Eine Übergabe
materieller Geschenke setzt dies nicht notwendigerweise voraus, sind doch auch Gewohnheit,
Berechnung oder eine als notwendig erachtete Revanche nicht selten Triebfedern des
Schenkens.
Andre hat das Wesen von Weihnachten auf den Punkt gebracht, wenn er von einem Fest der Liebe
sprach. Gott hat uns in der Geburt des Jesus von Nazareth beschenkt, weil er uns in diesem
Wanderprediger nahe gekommen ist, uns in ihm eine nicht überbietbare Nähe gewährt hat. Diese
Gewährung von Nähe ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, sie ist Zeichen Seiner
grenzenlosen Zuneigung zu den Menschen. Um Beschenktsein wirklich erfahren zu können, ist
vielleicht ein gewisses Maß an Einfachheit und Eingeschränktsein eine Hilfe. Vielleicht darum die
Geburt in einer Krippe, in einem in den Boden eingelassenen Futtertrog, vielleicht darum die für
vier Erwachsene und vier Kinder viel zu enge Wohnung in Rio.
Wir fühlten uns durch die Einladung von Lourdes und Andre beschenkt, aber auch etwas beschämt.
Wir wären von uns aus nie auf diese Idee Fremden gegenüber gekommen.
Warum eigentlich nicht? Heißt es doch bei Paulus: „In allem werdet ihr reich genug sein,
um selbstlos schenken zu können“ (2. Korintherbrief Kapitel 9 Vers 11). Andre und Lourdes
haben uns ein Beispiel gegeben, das wir nicht nur nicht vergessen, sondern auch nachahmen.
Barthel Schröder
PS: In Brasilien heißt es: „Gott ist Brasilianer“. Ich glaube, sie haben nicht ganz
Unrecht.