Ostersonntag 2009 – im Rahmen der Messfeier in St. Severin tauft Pfarrer Josef
Embgenbroich Erasmus A. Baumeister (40) und Sohn Friedrich (1 Jahr alt). Nicht nur die beiden
Täuflinge, sondern auch die Gottesdienstbesucher nehmen sichtlich bewegt Anteil an diesem nicht
alltäglichen Ereignis. Auf Anfrage der Pfarrbriefredaktion ist Erasmus A. Baumeister bereit, über
seinen religiösen Lebensweg zu sprechen.
Aufgewachsen ist er in einem „typisch 68er Elternhaus“, die Mutter studierte
Archäologie, der Vater Philosophie. Bei seiner Geburt war die Mutter erst 21. Über viele Jahre
hinweg lebten die Eltern mit ihm und seiner Schwester in Rom. „Die Stadt war mir vertrauter
als meine Heimatstadt im Ruhrgebiet, und als Kind war ich fasziniert von Rom, fasziniert von den
Kirchen, aber auch von den Ausgrabungen.“ Weil sie die Kinder nicht religiös festlegen
wollten, ließen die Eltern sie weder taufen noch am schulischen Religionsunterricht teilnehmen.
„Aber ich kannte mich trotzdem gut aus“, stellt Baumeister fest. Vermisst hat er in der
Kinderzeit die Erfahrung gemeinschaftlicher Aktivitäten, er wäre gern auch mal mit den Pfadfindern
unterwegs gewesen, so wie seine Frau das in Polen, wo sie aufgewachsen ist, erfahren hat.
Kirchen haben ihn, der Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft studiert hat, immer fasziniert und
zwar nicht nur als Orte der Kunst, sondern als Orte des Gebetes und der sakralen Feier. Der Wunsch,
sich taufen zu lassen und zur Kirchengemeinschaft zu gehören, ist entstanden in der Zeit vor der
Geburt seines Sohnes Friedrich. Die Schwangerschaft war schwierig. „Da war ich jeden Tag in
der Kirche. Ich habe eine Sprache, habe ein Ohr gesucht, auf meine Art, und ich habe sie
gefunden.“ Ihrem Sohn Fritzi – so wird der jetzt Dreijährige genannt – wollen
beide Eltern Werte mitgeben und Gemeinschaftserfahrung. „Wir sind keine ausgiebigen
Gottesdienstgänger, wir gehen unseren eigenen Weg. Fritzi fühlt sich wohl im Gottesdienst“,
sagt der Vater, „er liebt das Feierliche. Wenn zu Hause Bach gespielt wird, dann ist das für
ihn Kirchenmusik.“
Fritzis Großmutter hat sich sehr gefreut über die Taufe von Sohn und Enkelsohn. Die
68er-Protest-Einstellungen gehören der Vergangenheit an – seit langen Jahren ist sie
Pfarrgemeinderatsvorsitzende in einer Ruhrgebietspfarrei.