Urnenbestattung auf dem Südfriedhof © Michael Bause
Sozialbeerdigung um 9 Uhr morgens auf dem Südfriedhof. Die Verstorbene hatte keine Familie,
lebte ohne jeden Kontakt zur Nachbarschaft und starb einsam im „Klösterchen“. Vor der
Trauerhalle versammeln sich elf Mitglieder unserer Gemeinde, um die Urne zum Grab zu begleiten,
eine Rose in der Hand. Die Verstorbene soll wissen, dass sie in Gottes Augen wichtig war, nie aus
seinen Augen gelassen wurde. Nach der Liturgie am Grab wird eine 24-Stunden-Kerze angezündet, in
der Dunkelheit ein Zeichen des Nicht-Vergessen-Seins.
Nach einer alten syrischen Kirchenordnung hatte der Diakon die Aufgabe, den Strand nach
angeschwemmten Toten abzusuchen. Sie wurden für die Beerdigung hergerichtet und dann von der
Gemeinde bestattet. Diakonisches Tun der Gemeinde für völlig Unbekannte. Menschen in der Gemeinde
St. Severin knüpfen hier an.
Mit dieser Begleitung zum Grab wird die Vorstellung durchkreuzt, am Ende menschlichen Lebens
stehe die Verendung, und es wird die Hoffnung auf Vollendung sichtbar gemacht. Es wird auch die
Vorstellung durchkreuzt, ein Leben könne ohne Bedeutung und Wert sein, und die Überzeugung, dass
jeder Mensch für Gott unersetzbar ist, wird zum Ausdruck gebracht. Es wird auch die Vorstellung
durchkreuzt, jeder sei für seine Einsamkeit selbst verantwortlich und nach Jesu Beispiel wird der
Verzicht auf Urteil und Verurteilung angemahnt. Damit wird nicht zuletzt auch die Vorstellung
durchkreuzt, Sinnlosigkeit und Zufall bestimme das menschliche Leben, und es wird der Glaube an
einen liebenden Gott verkündet, der jeden von uns zu einem guten Ende führen wird.
Barthel Schröder, Diakon