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Heute ist der 26. September – und es ist Sonntag.

Quirl ©SilviaBins©Silvia BinsSeit etwa 7.45 Uhr höre ich vom Vringstreff her ein buntes, erwartungsfrohes Stimmen­gewirr von Frauen und Männern, die darauf warten, dass – 14-tägig – immer wieder sonntags Ehrenamtliche der Deubner-Stiftung um 9.00 Uhr die Türen zum kostenlosen Frühstück öffnen. Um die Hundert werden es auch heute wieder sein, die dort nicht nur satt werden und sich mit anderen unterhalten können, sondern auch froh sind über dieses strukturierende Element am für sie schwierigsten Tag der Woche. Denn alle Ämter und viele andere Institutionen haben geschlossen, die „normalen“ Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter des Vringstreffs haben frei, im Johannes­haus ist wie in allen anderen Einrichtungen das Personal reduziert, und auf der Straße läuft nicht so viel Interessantes wie an den anderen Tagen. So stellen sich nicht Wenige die Frage: „Wie kriege ich diesen Sonntag rum?“

 

Immer wieder sonntags ist auch für mich ein besonderer Tag. Auch mein Sonntag ist anders strukturiert als alle anderen Tage der Woche. Zunächst genieße ich die Ruhe am frühen Morgen: Kaum Autoverkehr, kein Baulärm (auch nicht an unserem Kirchturm), keine operative Hektik im Pfarrbüro unter meiner Wohnung, noch hat niemand angerufen…

 

So kann ich wirklich in Ruhe meinen morgendlichen Psalm lesen und betrachten, frühstücken und z.B. diesen Artikel schreiben. Ansonsten genieße ich es, in dieser Zeit bis zur 11 Uhr-Messe zu lesen, (wenn nötig) ein wenig aufzuräumen und – als festes Ritual – um 9.45 Uhr wie jeden Sonntag meine Mutter anzurufen. Was aber vor allem den Sonntag für mich zum Sonntag macht, ist die Feier der Gemeinde-Messe. Ich freue mich, dass wir immer wieder sonntags die Gelegenheit haben, uns zu versammeln, unseren Glauben gemeinsam zu feiern und anschließend auf dem Kirchplatz oder beim Gemeindefrühstück zu erzählen.

 

Das „Weltkulturerbe“ der regelmäßigen Unter­brechung der Arbeitswoche (und zwar für alle ohne Ansehen der Person, Nation, Religion…) verdanken wir der jüdischen Tradition. Wir Christen haben diese Tradition durch die Erinnerung an die österliche Auferweckung Jesu am „Ersten Tag der Woche“ auf den Sonntag verschoben, der durch Kaiser Konstantin 321 zum „christlichen Sabbat“ und zum öffentlichen Ruhetag erklärt wurde.

 

„Da nach Gen 1,3 am ersten Schöpfungstag das Licht erschaffen wurde, war es den Christen möglich, auch dem heidnischen Namen des Tages Sonntag (2. Tag der Planetenwoche) eine religiöse Bedeutung abzugewinnen; er lebt in den germanischen Sprachen fort,“ so W. Rordorf im Lexikon für Theologie und Kirche.

 

Ich habe viele gute Erinnerungen an Sonntage, die bei uns zu Hause immer gemütliche Familientage waren und die ich auch heute noch versuche, „gemütlich“ zu gestalten. Selbst Ehevorbereitungs- oder Trauer­gespräche haben sonntags eine besondere Atmosphäre, die den Gesprächen gut tut.

 

„Immer wieder sonntags…“ – nach dem Schlager von Cindy und Bert, mir noch als (ehrlich gesagt: fürchterlicher) Ohrwurm aus Jugendtagen vertraut, ist das Thema dieses Pfarrbriefs gestaltet. Ich freue mich über die bunte Vielfalt, mit der dieses „Sonntags-Thema“ angegangen wurde und wünsche allen Leserinnen und Lesern im Gegensatz zu den Kassiererinnen bei Rewe und Kaisers nicht ein „schönes Wochenende“, sondern ganz bewusst immer wieder einen „schönen Sonntag“!

 

Ihr und Euer Pastor Johannes Quirl


 
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