Gedanken statt Predigt:
Mal was ganz anderes: Statt Predigt (viele von Ihnen haben in der letzten Zeit viele gehört und
ich habe viele gehalten) ein Nach-klingen-lassen der beiden Festwochen "100 Jahre Kirche St.
Maternus". Sie standen unter dem Thema "Zukunft braucht Erinnerung" und wie ich fand ist dieses
Thema – ohne langweilig zu werden – in vielfältiger Weise zur Geltung gekommen. Viele
haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Gemeinde haben viel Zeit,
Energie, Engagement und nicht zuletzt persönliche Glaubensfreude in die Vorbereitungen und in die
Durchführung investiert. Damit es nicht wie so oft geht: "Dat han mer – un jetz?", möchte ich
Sie und Euch einladen, sozusagen in einem kleinen Gedankenspaziergang die Elemente dieser
Festwochen nachklingen zu lassen.
Begonnen haben wir vor drei Wochen mit einer Familienmesse, in der wir die immer noch hinten in
der Kirche hängenden Bilder als ein Hoffnungsprojekt gegen Krieg und für den Frieden vorgestellt
haben, gemalt von Kindern der GGS Zwirnerstr. Ausgangspunkt war das Lied "Der Friedensmaler" von
Arkadi Ostowski geschrieben, von Fredrik Vahle 1983 übersetzt, in der Schule erweitert und von Anna
und Franka hervorragend vorgetragen.
Dann kam der Sonntag mit dem großen Chorkonzert "The Peacemakers" des Walisers Karl Jenkins, von
unserem Kammerchor nun schon zum 2. Mal aufgeführt und ein Höhepunkt in diesen gedenkenden
Festwochen. Jenkins vertonte eindrucksvoll Worte des Friedens von Personen wie Gandhi, Nelson
Mandela und Martin Luther King sowie andere inspirierende Aussprüche von Mutter Teresa, Albert
Schweitzer, Anne Frank und dem Dalai Lama. Das Werk – eine Hommage an Menschen, die sich für
den Frieden eingesetzt haben – enthält außerdem religiöse Texte aus der Bibel, dem Koran, von
Franz von Assisi. Eine Zeile des berühmtesten persischen Dichters und Mystikers Rumi (13.Jh.)
beschreibt treffend den ethischen Wert des Werks: "Alle Religionen, alle singen ein Lied: Friede
sei mit dir."
Jenkins selber sagte: "The Peacemakers ist dem Gedenken all derer gewidmet, die ihr Leben in
bewaffneten Konflikten verloren haben, im Besonderen den unschuldigen Zivilisten."
Nicht minder beeindruckend war die Lesung aus Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Roman "Im Westen
nichts Neues", umrahmt von zeitgenössischer Musik von Bruch, Reger und Ravel hier an der vom 2.
Weltkrieg beschädigten Kirchensäule. Und ich gestehe, dass ich sehr bewegt war, als ich letzten
Sonntag bei der Pfarrprozession am Bodendenkmal am Namenszug Remarques, dessen Bücher 1933 an
diesem Ort verbrannt wurden, mit der Monstranz den Segen erteilt habe.
Auch unseren jährlichen Krankensalbungsgottesdienst haben wir bewusst in diese Festwochen
gelegt, um deutlich zu machen: Ihr Kranken, ihr alt gewordenen Menschen gehört selbstverständlich
zu uns, seid nicht vergessen. Wir meinen es ernst mit unserem Thema: Zukunft braucht
Erinnerung.
Beim Weinfest einen Tag vor dem Pfarrfest begegnete ich einer 100-jährigen Frau, die mir ganz
stolz erzählte, dass sie 3 Monate älter ist als unsere Maternus-Kirche…