Termine

Messe von Anton Bruckner
24.11.2024 - 11:30 Uhr Cäcilienchor Herz Jesu
kfd St. Clemens - Jahreshauptversammlung
26.11.2024 - 15:00 Uhr im Clemenshaus

kfd Herz Jesu - Hl. Messe
03.12.2024 - für die Frauengemeinschaft
anschließend Jahreshauptversammlung
kfd St. Konrad - Erzählcafé 60+
04.12.2024 - 15:00 Uhr im Pfarrheim

Die Worte Jesu im Evangelium

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, ob die Worte, die wir im Evangelium hören, wirklich von Jesus so gesagt worden sind? Nun, sicher ist, dass die Quellen zu den biblischen Erzählungen, die uns heute vorliegen - häufig in Form von Gleichnissen - nicht direkt auf Jesus zurückgehen. Sie wurden vermutlich erst etwa 50 Jahre nach dem Tode Jesu niedergeschrieben. Der Wanderprediger Jesus hat sie ursprünglich jeweils zu einem konkreten Anlass mündlich in seiner Landesssprache aramäisch erzählt, um auf diese Weise in bildlicher Form Antwort auf aktuelle Fragen zu geben. Um seine Gleichnisse verstehen zu können, gilt es zu berücksichtigen, dass sie aus einer anderen Kultur und Zeitepoche stammen. In Bildern zu sprechen entsprach ganz der orientalischen Art zurzeit Jesu, die sich lebhafter einprägen als nüchterne Argumente. Als deutliches Indiz für die Echtheit zumindest der in den Gleichnissen enthaltenen Botschaft lassen sich auch in den heutigen Fassungen noch die Merkmale israelischer Lebensgewohnheiten nachweisen

Wegen ihrer Anschaulichkeit waren Gleichnisse in der Urkirche sehr beliebt. Da diese Kurzgeschichten gut im Gedächtnis haften blieben, ließen sie sich zunächst leicht und relativ zuverlässig mündlich weitergeben. Es ist jedoch anzunehmen, dass schon in dieser Zeit vereinzelt Gedächtnisfehler und Missverständnisse bestimmter Worte Einseitigkeit oder Übertreibungen verursachten.

Vermutlich sind die Gleichnisse schon früh in aramäischer Sprache, der Sprache Jesu, aufgezeichnet worden, doch sicher ist es keinesfalls, da keine aramäische Urschrift gefunden worden ist. Eine Übersetzung der Worte Jesu ins Griechische – ob aufgrund einer mündlichen oder einer schriftlichen aramäischen Weitergabe – , später auch ins Lateinische und die Landessprachen, bedeutet unvermeidlich, dass sich der Sinn oft leicht verschob, da es nicht immer gleichwertige Begriffsbestimmungen zur Ursprungssprache gibt.

Doch nicht nur eine leichte Sinnverschiebung des Ausdrucks veränderte den Wortlaut. Die zum Teil erheblichen Unterschiede bei den einzelnen Überlieferungen der Synoptiker – den Evange­listen Matthäus, Markus und Lukas – deuten darauf hin, dass der Wortlaut mitunter der jeweiligen anderen Situation und der anderen Zuhörerschaft angepasst wurde. Angesprochen waren nicht mehr nur die jüdischen Anhänger und Gegner Jesu, sondern auch Christen aus heidnischen Bevölkerungsschichten, welche andere Voraussetzungen und Erwartungen mitbrachten. Durch einleitende Worte und einer hinzugefügten Schlussbemerkung sollten die Gegebenheiten an die Zeit nach Jesu angepasst werden, um das Verständnis der Hörer bzw. Leser zu fördern und eine Deutungsrichtung zu geben. Dies weist aber darauf hin, dass eine allegorische Auslegung – die davon ausgeht, dass dem biblischen Wort ein tieferer Sinn zugrunde liegt und nicht der eigentliche schlichte, vom Wanderprediger Jesus gemeinte Wortsinn maßgebend ist – zum Teil schon sehr früh vorgenommen wurde. Diese Entwicklung führte dazu, dass die von Jesus erzählten Geschichten an manchen Stellen für die nachösterliche Situation der jungen Christengemeinden abgewandelt wurden, immer darum bemüht, den Kern der ursprünglichen Rede und die auch heute für uns noch gültige  Botschaft Jesu nicht zu verändern.

Der Prozess der Auslegung und Aktualisierung fand erst in dem Moment einen gewissen Abschluss, als die Form der Gleichnisse im zweiten nachchristlichen Jahrhundert kanonische, d.h. für den Glauben maßgebende Geltung erhielt und schriftliche Aufzeichnungen der Reden Jesu in den Evangelien als für die Kirche verbindlich festgelegt wurden. Die weiteren zahlreichen Auslegungsversuche wurden seit dieser Zeit zumindest nicht am Text selbst vorgenommen, sondern in eigenständigen Interpretationen fixiert.

Inge Flock

 

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