ERZBISTUM KÖLN

Weihe

Aufgabe der mit dem Weiheamt Betrauten ist es, die Kirche zu leiten. Das tut jedoch niemand aus sich selbst heraus. Es bedarf dafür autoritativer Befähigung und sakramentaler Vollmacht durch die Weihe, die eine besondere Teilhabe am Amt Jesu Christi schenkt. So wird der Geweihte befähigt, im Vollzug seiner Sendung „in der Person Christi“, des Hauptes der Kirche, zu handeln.

 

Jesus hat Menschen in seine Nachfolge gerufen, damit sie das Evangelium leben und verkünden. Aus dem Kreis der Jünger hat Jesus die Zwölf erwählt, „die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte“ (Markusevangelium 3,14). „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ (Matthäusevangelium 9,37f. / Lukasevangelium 10,2).

 

Was vor Ostern begonnen hat, setzt sich nachösterlich im weltweiten Maßstab fort: „Geht hin in alle Welt und macht alle Völker zu meinen Jüngern“, sagt der auferstandene Jesus bei seiner Erscheinung auf dem Berg in Galiläa (Matthäusevangelium 28,16-20). Die Apostel haben nicht geschwiegen, sondern geredet. Sie haben das Gedächtnis Jesu lebendig gehalten und seine Auferstehung von den Toten verkündet. Im Heiligen Geist, der am Pfingstfest auf die Gemeinde herabkommt, beginnt Petrus, das Wort Gottes zu verkünden, um die Hörer zu Buße und zur Umkehr zu führen, damit sie sich taufen lassen und zur Gemeinschaft der Kirche stoßen (Apostelgeschichte 2).

 

Die Apostel haben, wie Paulus sagt, das Fundament der Kirche gelegt, das Jesus Christus selbst ist (1. Korintherbrief 3,10-17). Wir bekennen uns im Glaubensbekenntnis zur „apostolischen Kirche“, weil wir nur auf dem Fundament der Apostel den Glauben empfangen, bewahren und weitergeben können. Die Apostel bilden aufgrund ihrer Berufung und Sendung eine Gemeinschaft; in ihrer Gemeinschaft stehen sie für die vielfältige Einheit der Kirche (Galaterbrief 2,1-11).

 

Auch die große Frage, wie nach dem Tode der Apostel der Aufbau der Kirche weitergehen kann, wird schon im Neuen Testament beantwortet. Es müssen Wege gefunden werden, wie das Evangelium Jesu Christi in Übereinstimmung mit dem Zeugnis seiner Apostel von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Alle Wege werden durch den Heiligen Geist gebahnt. Jesus hat ihn den Seinen verheißen. Der Heilige Geist wird die Jünger „an alles erinnern“, was Jesus sie „gelehrt“ hat (Johannesevangelium 14,26) und sie so „in die ganze Wahrheit führen“ (Johannesevangelium 16,13).

 

So wie Jesus in der Kraft des Geistes das Evangelium Gottes durch Menschen auf menschliche Weise den Menschen nahegebracht hat so bleibt es auch in der Kirche. Der Epheserbrief legt Zeugnis ab, dass der auferstandene Christus durch den Heiligen Geist seiner Kirche die Gaben schenkt, die alle Gläubigen brauchen, um im Glauben zu reifen und mündig zu werden. Die wichtigsten Gaben sind geisterfüllte Menschen, die gesandt sind, das Evangelium zu verkünden, die rechte Lehre vorzutragen, die Sakramente zu spenden und die Kirche so zu leiten, dass die vielen Geistesgaben aller Gläubigen zur Geltung kommen, aber die Einheit der Kirche gewahrt bleibt (Epheserbrief 4).

 

In den Briefen an Timotheus und Titus tritt der Bischof als Leiter der Ortskirche hervor, verbunden mit Presbytern („Ältesten“) und Diakonen. Es müssen bewährte Männer mit einem gesunden Glauben sein, die innerhalb wie außerhalb der Gemeinde anerkannt sind. In denselben Briefen wird gesagt, dass diesen Männern der Kirche „die Hände aufgelegt“ werden sollen (1. Timotheusbrief 4,14; 5,22; 2. Timotheusbrief 1,6). Das ist ein alter jüdischer Ritus der Einsetzung in ein Amt. Im Christentum symbolisiert die Handauflegung das Herabkommen des Heiligen Geistes. Deshalb spricht man von einer Weihe. Das Weihegebet – im Neuen Testament ist von „Prophetie“ die Rede – klärt den Sinn der Handlung. Sie ist „Ordination“: Eingliederung in das kirchliche Amt und Zurüstung zum Dienst am Aufbau der Kirche. Die Handauflegung führt vor Augen, dass der Geweihte in die Gemeinschaft der Bischöfe respektive des Bischofs mit den Presbytern und Diakonen eingegliedert wird. Auch die ganze Gemeinde ist beteiligt: Bei der orthodoxen Weihe äußert das versammelte Volk seine Zustimmung durch den Zuruf „würdig“ (axios). Im römisch-katholischen Weihegottesdienst beantwortet ein vom Bischof Beauftragter die Frage des Bischofs nach der Würdigkeit der Weihekandidaten mit folgenden Worten: „Das Volk und die Verantwortlichen wurden befragt; ich bezeuge, dass sie für würdig gehalten werden.“ Auf das anschließende Erwählungswort des Bischofs folgt dann die Zustimmung aller Gläubigen durch den Ruf „Dank sei Gott, dem Herrn“.

 

Ab dem 2. Jahrhundert häufen sich die Zeugnisse für das dreigliedrige Amt der Kirche: Bischof – Priester – Diakone. Anders als die katholische Kirche und die Orthodoxie sieht die evangelische Theologie im dreigliedrigen kirchlichen Amt nur eine mögliche, aber nicht die verbindliche Form. Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Ständigen Diakonat wiederentdeckt und die geistliche Dimension des Amtes betont. Der Bischof empfängt die Fülle des Weihesakraments; die Priester sind seine Mitarbeiter; die Diakone haben besondere Aufgaben in Verkündigung, Liturgie und Caritas.

 

Das entscheidende neutestamentliche Wort für das „Amt“ heißt „Dienst“. Den Sinn des kirchlichen Amtes bringt der Apostel Paulus in großer Klarheit zum Ausdruck: „Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen“ (2. Korintherbrief 4,5).

 

 

(Hrsg.: Ökumenische Bibelkommission Köln)


 
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