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Wer macht was? - Teil 1: Die Bauleitung

Eine zentrale Aufgabe der Bauleitung ist die Planung, Durchführung und Umsetzung der Baumaßname sowie die Koordination aller Handwerker. Michael Wissen von der Pfarrbriefredaktion sprach mit dem Architekten und Bauleiter Jens Kratzheller.

Sagen Sie uns etwas zu Ihrer Person?
Ich arbeite als freiberuflicher Architekt mit einer Partnerin im Architekturbüro Karl-Band Nachfolger hier in Köln. Unser Büro bearbeitet im Wesentlichen Aufträge aus dem kirchlichen Bereich. Dazu gehören auch Sanierungsarbeiten an Kirchengebäuden. Der Kirchturm von St. Severin oder der Umbau von St. Johann Baptist waren u.a. Aufträge in den letzten Jahren hier im Viertel.

 

Was ist ihre Aufgabe im Zuge der Sanierung der Kirche St. Severin?
Zur Planung der Baumaßnahme muss ich mich mit dem Bauherrn, also der Pfarrgemeinde St. Severin, der Bauverwaltung und den Denkmalbehörden des Bistums und der Stadt Köln, den Baustatikern und Ingenieuren der verschiedensten Fachrichtungen abstimmen und eine vollständige Planung der Maßnahmen aufstellen. Ist diese genehmigt, veranlasse ich eine Ausschreibung der notwendigen Arbeiten. Dann werden die Handwerker beauftragt. Ich koordiniere die Durchführung der Baumaßnahmen, kontrolliere den Fortschritt und die Ergebnisse der Arbeiten und nehme sie ab.

 ©SilviaBins ©SilviaBins

Eine solche "Rundum-Sanierung" ist sicher keine alltägliche Aufgabe. Was macht für Sie persönlich den Reiz bei der Sanierung eines solch alten Gebäudes aus?
Da ich in den Jahren häufig Maßnahmen an Kirchen durchgeführt habe, ist es für mich sicher nicht mehr der Reiz einer neuen Aufgabe. Aber es ist trotzdem immer wieder spannend, zum Erhalt eines solch alten und wertvollen Bauwerks beizutragen. Das lässt sich trotz umfangreicher Planung nicht wie ein Neubau-Projekt oder ein normales Sanierungs-Projekt umsetzten. Ein so altes Bauwerk, das über die Jahrhunderte schon mehrfach umgestaltet worden ist, hält jeden Tag neue Überraschungen und Probleme bereit, für die ich eine Lösung finden muss. Das ist schon eine spannende und herausfordernde Aufgabe, bei der ich auch als erfahrener Architekt immer wieder Neues dazulerne.

 

Welche Gewerke/Handwerker sind hier gefragt? Und müssen die beauftragten Handwerksbetriebe spezielle Kenntnisse und Erfahrung für die Ausführung mitbringen?
Bei den meisten Arbeiten ist schon ein gewisses Maß an Erfahrung und Spezialwissen gefragt. Arbeiten an Steingewölben und Strebebögen oder den großflächigen Schiefer- und Kupfereindeckungen der Dachbereiche des Hauptschiffs und der Seitenschiffe gehören heute nicht mehr zu den „normalen“ Handwerkeraufgaben. Aus diesem Grund ist die Auswahl an Handwerksbetrieben nicht besonders groß. Hauptgewerke sind Gerüstbau, Maurer-
und Steinmetzarbeiten, Dachdecker, Glaser, Zimmermannsarbeiten, Maler- und Restaurationsarbeiten, Elektro- und Schreinerarbeiten. Besonders hohe Anforderungen werden bei Planung und Aufbau des Gerüstes gestellt – wegen der enormen Größe und des hohen Gewichts. Zusätzlich müssen die großen Lasten von Arbeitsgeräten, Material und Mauer- und Gewölbesteinen getragen werden. Auch die Arbeiten der Maurer und Steinmetze an den tragenden Elementen der Kirche – dem Gewölbe und den Strebepfeilern – müssen mit Sorgfalt und Fachkompetenz ausgeführt werden, damit sowohl während als auch nach der Baumaßahme die Statik der Kirche sichergestellt ist.

Wer schon einmal im privaten Bereich mehrere Handwerkerarbeiten zu koordinieren hatte, weiß wie schwierig das ist. Wie schaffen Sie das?
Ich bin eher der kommunikative Typ. Das heißt, ich spreche alle wichtigen Punkte mit den Beteiligten regelmäßig ab. Wenn sich Unvorhergesehenes oder Probleme abzeichnen, spreche ich das direkt an und versuche, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass ich damit bisher gut gefahren bin. Richtig laut werde ich tatsächlich eher selten. Ich muss aber dazu sagen, dass bei solch speziellen Sanierungsmaßnahmen auch meist sehr professionelle Handwerker arbeiten; das erleichtert die Zusammenarbeit doch erheblich.

 

Sie haben ja Zugang zu Orten an und in der Kirche, die normalerweise nicht zugänglich sind und demnächst über die Gerüste erreichbar sind – gibt es einen Ort, der Sie besonders beeindruckt?
Ja, mich faszinieren die großflächigen Ausgrabungen des Gräberfeldes unter dem Hauptschiff der Kirche. Den Blick auf die romanische Architektur erlebe ich besonders intensiv bei einem Rundgang durch die äußere Zwerggalerie (ein offener Arkadengang knapp unter dem Dachansatz), die außen um den romanischen Hochchor auf der Ostseite herumführt. Und nicht zuletzt ergeben sich immer wieder in der Höhe sehr beeindruckende Blicke in die nähere und weitere Umgebung, wenn ich im Zuge der Schadensbegutachtung mit einer Krangondel die verschiedenen Bereiche außen an der Kirche abfahre.

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