Schwerpunkte unserer Pädagogik
1. Das Kinderhaus als vorbereitete Umgebung
„Das Kind kann in der komplizierten Welt der Erwachsenen kein ihm
gemäßes Leben führen“,
sagt Maria Montessori.
Die vorbereitete Umgebung in unserem Kinderhaus ist so gestaltet, dass sie dem
Tätigkeitsbedürfnis und dem Bewegungsdrang des jungen Kindes entspricht. Durch Anordnungen und
Darbietung des Materials können die Kinder, ohne die Hilfe von Erziehern, ihre Tätigkeit frei
wählen. Wichtig ist, die Ordnungsstruktur für das Kind zu erhalten, denn Ordnung gibt dem Kind
Sicherheit und Vertrauen. Das Material ist in niedrigen, offenen Regalen untergebracht und somit
leicht für die Kinder, ohne die Hilfe des Erwachsenen zu erreichen. Dies ermöglicht dem Kind, das
Material bzw. seine Arbeit frei zu wählen, und es kann sich in seinem Tun frei
entfalten. Dadurch gewinnt es an Selbstvertrauen und Sicherheit.
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2. Soziales Lernen
In den drei Gruppen des Kinderhauses sind zur Zeit Mädchen und Jungen im Alter von
3 – 6 Jahren in möglichst ausgewogenem Verhältnis verschiedener religiöser Gruppen und
Kulturen, untergebracht. Auf Grund der kath. Trägerschaft überwiegt die Zahl der katholischen
Kinder. Diese soziale Mischung ist von großer Bedeutung. Oft führen die schon
„Größeren“ die „Neulinge“ in das Kindergartenleben ein und geben
Hilfestellungen im Alltag. Die Kinder lernen den Umgang mit Jüngeren und Älteren, mit Schwächeren
und Stärkeren und gewinnen ein realistisches Bild menschlichen Zusammenlebens. Gemeinsames Arbeiten
mit dem Lern- und Spielmaterial stellt sich zwanglos ein. Man trifft Verabredungen, schaut
den anderen zu, hilft oder lässt sich helfen. Individuelle Selbsterziehung und soziales Lernen
ergänzen und befruchten sich wechselseitig. Das nach Eigenständigkeit drängende Kind wird zugleich
fähig zur anregenden, hilfsbereiten und schon verantwortlichen Partnerschaft.
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3. Musikalische und künstlerische Erziehung
Im
Kinderhaus geben wir den Kindern eine Einführung in die Musik. In der vorbereiteten Umgebung findet
das Kind die Geräuschdosen, den Glockentisch, Klangspiele und die Orffschen Instrumente. Singen,
Spiele mit Geräuschen, Rhythmische Bewegung oder Gehen auf der Linie werden angeboten. Im Umgang
mit diesen Materialien und Angeboten entwickelt sich bei dem Kind ein musikalischer
„Sinn“ und „Musikverstand“. Beim Zeichnen, Malen und beim Gestalten
mit Papier, Ton und Textilien kommt die schöpferische Phantasie der Kinder voll zur Geltung.
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4. Die Übungen des praktischen Lebens
„Hilf mir, es selbst zu tun“
ist der Appell des Kindes an uns Erwachsene und Leitsatz unserer Einrichtung.
Das Kind will es selber können und wird zornig, wenn es von uns Erwachsenen am Erproben und
Üben gehindert wird. Die „Übungen des täglichen Lebens“ nehmen einen bedeutenden Rang
in unserer Einrichtung ein und helfen dem Kind, seine Unabhängigkeit zu erobern. Wir bieten dem
Kind dafür hinreichend Zeit, sowie eine Fülle von Hilfsmitteln, die nach Montessori-Prinzipien
entwickelt sind. In der Montessori-Pädagogik gibt es eine große Auswahl an „Übungen des
praktischen Lebens“, die thematisch klar gegliedert sind. Die folgenden Beispiele sollen
Ihnen zeigen, nach welchen Kriterien sie unterschieden werden.
Übungen zur Pflege der eigenen Person
Ein klassisches Beispiel sind die Verschlussrahmen. Sie ermöglichen dem Kind, alle Formen von
Verschlüssen wie Reißverschluss, Klettverschluss, große und kleine Knöpfe, Schleife und Schnallen
Schritt für Schritt kennen zulernen, zu erproben und bei sich und anderen anzuwenden.
Übungen zur Pflege der Umgebung
Für alle diese Übungen werden den Kindern im Rahmen der vorbereiteten Umgebung Materialien
angeboten. Das Kind trifft die Entscheidung, ob es das Angebot annimmt. Ein aufregender
Prozess beginnt, den wir ermutigend und unterstützend begleiten.
Beispiele: Kehren, Metallputzen, Blumenpflege, Gartenarbeit, Schuhe putzen usw.
Übungen zur Pflege der Gemeinschaft
Beispiele: Tisch decken und bedienen, spülen, einander helfen, miteinander reden usw.
Übungen zur Pflege der sozialen Beziehungen
Beispiele: Partnerübungen, gegenseitige Hilfe und Unterstützung anbieten usw.
Übungen zur Pflege der Bewegung
Beispiele: Türe öffnen oder schließen, Stuhl tragen und leise hinstellen oder auch nur ganz
einfach gehen, stehen, sitzen, hocken usw.
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5. Die Übungen der Sinne und des
Sinnesmaterials
Bei der Konzeption ihres Sinnesmaterials ist
das berühmte Zitat von John Locke
„Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen
war“
pädagogisches Prinzip.
Sie schafft für die Kinder ein Material zum Be-greifen. Das Sinnesmaterial gibt eine
kindgemäße Ordnung vor und wird in unseren Gruppen auch so dargeboten. Hierbei unterscheidet sich
das Material in verschiedenen Bereichen.
Material zur Unterscheidung von Dimensionen
Beispiel: Rosa Turm
Material zur Unterscheidung von Farben
Beispiel: Farbtäfelchen
Material zur Unterscheidung von Formen
Beispiel: Geometrische Formen
Material zur Unterscheidung von
Materialstrukturen
Beispiel: Tastbretter
Material zur Unterscheidung von Gewichten
Beispiel: Gewichtsbrettchen
Material zur Unterscheidung von Geräuschen
Beispiel: Geräuschdosen
Material zur Unterscheidung von
Geschmacksqualitäten
Beispiel: Geschmacksgläser
Material zur Unterscheidung von Wärmequalitäten
Beispiel: Wärmekrüge
Die am Material gewonnenen Erkenntnisse werden
vom Kind in seiner Umwelt ausprobiert und angewandt. Es gewinnt an Unabhängigkeit. Alle
Sinnesmaterialien berücksichtigen die Bewegungslust des Kindes.
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6. Das mathematische Material und das
Sprachmaterial
Das von Maria Montessori entwickelte
mathematische Material und das Sprachmaterial sind eine Antwort auf die Bedürfnisse der Kinder nach
Zahlen und Buchstaben. Kinder haben bei uns ein Recht auf Schreiben, Lesen und auf Rechnen, wenn
sie dazu bereit sind. Es lässt sich kaum eine klare Grenze zwischen den Sinnesmaterialien und den
ersten mathematischen und Sprachmaterialien ziehen. Denn zahlreiche Sinnesmaterialien erhalten
mathematische Strukturen, bieten indirekte Vorbereitung auf das differenzierte Sehen (Lesen) und
sie schulen die Feinmotorik für das Schreiben. Bedeutsam dabei ist, dass die Mathematik und das
weite Feld der Sprache immer handelnd erfahren werden. Die Kinder erleben die Zahlen, das
Dezimalsystem, die Buchstaben, die Schrift, etc.. Dabei bestimmt das Kind sein eigenes Tempo.
Im Folgenden werden einige ausgewählte Mathematik- und Sprachmaterialien vorgestellt, die in
unserem Kinderhaus vorhanden sind.
Material zur Entwicklung des Zahlenbegriffes
und der Vorstellung von Mengen
Beispiel: Numerische Stangen „Menge“, Sandpapierziffern „Zahl“,
Spindelkästen „Null“, Ziffern und Chips „gerade & ungerade Menge“
Material zur Einführung in das Dezimalsystem
Beispiel: goldenes Perlenmaterial, Kartensatz, ...
Material zur Vorbereitung auf das Schreiben und
das Lesen
Beispiel: metallene Einsatzfiguren, Sandpapierbuchstaben, bewegliches Alphabet,
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7. Übungen der Stille
In der Stille spür ich mich. In der Stille find ich mich.
(Ingrid Biermann)
Mit den „Übungen der Stille“ ermöglichen wir es den Kindern, Ruhe zu erfahren. Es
wird dabei immer ein Sinn besonders angesprochen, z.b. das Hören. Ruhe und Bewegung wechseln sich
dabei immer ab. Die Übungen werden allen Kindern angeboten und sollten einen besonderen Reiz
beinhalten, um die Kinder neugierig zu machen. Sie werden aber auf keinen Fall durchgeführt, weil
es in der Gruppe „zu laut“ ist. Es ist zu betonen, dass die Erfahrungen, die wir
gemeinsam machen, nicht verbalisiert werden. Die Stille an sich ist das Wertvolle und bleibt
undiskutiert.
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8. Religiöse Erziehung
Die religiöse Erziehung gehört zu den
grundlegenden Aufgaben unseres Hauses. Sie finden in jedem Gruppenraum die
„Gebetsecke“. Diese Ecke ist geschmückt mit einem Kreuz und wechselnden religiösen
Bildern, Bilderbüchern, Symbolen und der Lebenskerze. Hier kann das Kind in Dialog mit Gott treten.
Wir führen die Kinder zu den kirchlichen Festen hin, die sich im Ablauf des Kirchenjahres ereignen.
Die religiöse Erziehung nur auf den Ablauf des Kirchenjahres zu beziehen wäre jedoch sehr einseitig
betrachtet. Wichtig ist das Erleben in den alltäglichen Begegnungen, die Art wie man
miteinander umgeht, aufeinander achtet und füreinander da ist.
Pfarrer Hold besucht vierteljährlich jede Kinderhausgruppe. Er lässt die Kinder Religion auf
verschiedenste Art und Weise erleben. Er erzählt von Jesus, betrachtet und erarbeitet mit den
Kindern Bilder und singt mit ihnen religiöse Lieder.
Gemeinsam mit Eltern und der Gemeindereferentin werden Wortgottesdienste, die einmal
monatlich in der Kirche stattfinden, vorbereitet. Die musikalische Begleitung übernimmt eine Gruppe
von Eltern. In kindgemäßer Form wird so die biblische Botschaft vermittelt.
Religion so mit den Kindern zu (er)leben, bedeutet die Bereitschaft und Fähigkeit zu wecken,
die Religion als wichtigsten Bestandteil im Leben mit aufzunehmen.
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