Osternacht 2008 in Dünnwald
Einführung in der Kirche
Am letzten Sonntag konnten wir mit Jesus in Jerusalem einziehen, wir hatten die Möglichkeit mit ihm das Pessah zu feiern, durften am Karfreitag Zaungäste des Kreuzweges durch die Jerusalemer Altstadt sein, konnten bei seinem Tod dabei sein. Heute sind wir Zeugen der Auferstehung.
Aber wir wollen es uns heute nicht so leicht machen, wollen keine Light-Version des Lebens u. des Glaubens beschönigend darstellen, sondern dem Ist-Zustand ins Auge schauen.
Passion heißt Leiden. Jesus hat gelitten, ließ sich beschimpfen und misshandeln, wurde zum Sündenbock für alles, was andere verbockt haben. Sein Sterben wurde zum Grunddatum unseres Glaubens, weil Gott ein für allemal dem Leid und dem Tod den Kampf ansagt und alles, was wir ihm und einander schuldig bleiben, aus der Welt schaffen will.
Aber: Das Kreuz ist kein Relikt aus ferner Zeit, kein Stück fürs Museum, keine heilige Antiquität, sondern Anzeichen und Signal auch für Passion, die heute passiert:
Gottes Leidensgeschichte mit und an dieser Welt hat bis heute nicht aufgehört. Die Nachrichtenlage gibt nichts anderes her. Passion passiert. Leid wird erlitten. Unrecht wird angetan. Lieblosigkeit gelebt. Menschenverachtend ist der Umgang der Menschen miteinander, gottlos auch - ohne allerdings Gott los zu sein -, denn ihn werden wir nicht los, wie man einen ungebetenen Gast vor die Tür wirft. Er lässt sich nicht ausbürgern aus seinem eigenen Haus. Im Gegenteil: Jesus hat sich leidenschaftlich, wie es seine Art ist, für anwesend erklärt. Solidarisch wird er zum Leidensgenossen, allen, die Unrecht erdulden müssen, die entmündigt und gedemütigt werden. Er ist immer noch mitten in der Passion, die passiert. Jesus Christus lebt und Passion passiert - ob's passt oder nicht!
Gott kommt heute Nacht zu uns und sagt es uns wieder: Er lebt! Heute Nacht sind wir aus dem Tod auferstanden. Gott verbürgt sich für uns, für eine lebendige Zukunft.
Gehen wir nun alle hinaus aus der dunklen Kirche zum Feuer. Vielleicht tragen wir alle etwas in unserem Innern, was wir diesem Feuer übergeben wollen, was wir in der Begegnung mit unserem Gott heilen lassen möchten: das, was noch lähmend auf meinem Herzen liegt, das was tödlich mein Herz gefangen hält. Unser Gott ist das verzehrende Feuer, das uns im innersten ergreifen und zu neuem Leben entzünden will. Öffnen wir uns dem großen Gott oder sagen wir es mit den Worten der Hl. Gertrud von Helfta: „Vor Dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht.“
Gehen wir nun alle hinaus und lassen wir uns von Gott ergreifen und befreien.
Prozession zum Osterfeuer / Segnung des Osterfeuers
Verborgener Gott. Wir leben im Dunkeln und sehnen uns nach Licht. Wir leben im Dämmerlicht des Zweifels und fragen nach dem Sinn des Lebens. Wir bitten dich, Gott des Lebens: Segne dieses + neue Feuer, das die Nacht erhellt. Mache es für uns zum Zeichen, dass du das Licht und das Ziel unseres Lebens bist. Lass uns glauben an Jesus Christus, Licht von deinem Licht. Denn durch seine Auferstehung hat er das Todesdunkel hell gemacht und leuchtet für uns in dieser Nacht und an allen Tagen.
Bezeichnung der Kerze
Jesus Christus, er war gestern und ist heute.
Er ist der Anfang und das Ende,
das Alpha und das Omega.
Sein ist die Zeit und die Ewigkeit
Jesus Christus, auferstanden vom Tod, sein Licht vertreibe alle Finsternis dieser Welt und die Dunkelheit unserer Herzen.
Einladung zum Einzug in die Kirche
Die Osterkerze trage ich in den Händen. Mein Lebenslicht entzünde ich am Licht dieser Nacht, und es darf zusammen mit den vielen Lichtern der hier versammelten zum Licht unserer Gemeinde werden, das wir in unsere Welt hineintragen.
Jesus Christus, das Licht der Welt, ist wirklich auferstanden.
Einführung zu den Lesungen der Osternacht:
Wir haben die Osterkerze am lebendigen Feuer entzündet. Diese Kerze steht für Christus, den gesalbten, der sich für uns hingibt aus Liebe, der uns zeigt was Menschsein heißt und uns mit seinem Leben von der Liebe Gottes erzählt. Diesen lebendigen Gott feiern wir in dieser Osternacht. Wir sind aber auch in dieser Nacht verbunden mit allen Juden auf dieser Welt, mit denen uns die grossen Heilstaten verbinden. Das jüdische Osterfest, das Pessach, das in diesem Jahr auch heute gefeiert wird, ist der “Mutterboden“, aus dem unser Osterfest entstanden ist.
Zur ersten Lesung
Die erste Lesung aus dem Buch Genesis erzählt in einer bildhaften Sprache von der Erschaffung der Welt. Gott schafft den Menschen als sein Abbild und gibt damit etwas von seinem eigenen Wesen preis: als Mann und Frau schafft Gott den Menschen. Gott macht den Menschen nach seinem Bild, ihm ähnlich. Damit schenkt Gott den Menschen Freiheit, aber auch eine große Verantwortung.
ERSTE Lesung aus dem Buch Genesis, Gen 1, 1 - 2, 2
Gebet
Lebendiger Gott, du bist wunderbar in allem, was du tust. Lass uns erkennen, wie großartig deine Schöpfung ist, die du uns gegeben hast. Wir sind freie Geschöpfe mit einer großen Verantwortung für das, was um uns herum geschieht. Darum bitten wir dich, Gott Israels, lass uns deine Wege gehen und bleibe uns und dem Bund mit uns Menschen treu, heute und alle Tage.
Zur zweiten Lesung
Mit dem Auszug aus Ägypten wird das Osterfest, das Pessachfest, begründet. Das Volk Israel lebte in der Knechtschaft und Sklaverei Ägyptens. Moses wird zu ihrem Anführer und erkämpfte mit den Israeliten den Weg in die Freiheit. Bevor die Israeliten Ägypten verließen, hielten sie Mahl. Sie schlachteten ein fehlerfreies Lamm und bekamen den Auftrag, die Türpfosten des Hauses mit dem Blut des Tieres zu bestreichen. Gott versprach den Israeliten, die ägyptischen Unterdrücker zu bestrafen. Das Blut am Türpfosten zeigte, dass dort Israeliten wohnten und Gott, der Herr, wollte diese Häuser verschonen. Daher kommt der Name Pessach, Pascha, d. h. Vorübergang. Nach diesem Mahl brachen die Israeliten zu ihrer langen Wanderung auf. Der Durchzug durch das Rote Meer wird zum Symbol für das Verlassen der Knechtschaft und den Aufbruch in die Freiheit, der zum Symbol der Erneuerung und zur reinigenden Kraft für das Neue wird. Der Weg durch das Wasser wird zur Taufe für das neue Leben in Freiheit.
Zweite Lesung aus dem Buch Exodus, Ex 14, 15 - 15, 1
Gebet
Herr, unser Gott, du hast uns durch die Evangelien den Sinn der Wunder erschlossen, die du im Bund mit uns Menschen gewirkt hast. Das Rote Meer ist ein Bild für das Wasser der Taufe; das befreite Volk Israel deutet hin auf den Bund, den du immer wieder mit uns Menschen geschlossen hast. Schütze uns vor allen versklavenden Mächten, die uns festhalten wollen und sei du unsere Hoffnung. Darum bitten wir jetzt und alle Tage.
Zur dritten Lesung
Die Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja stammt aus einer Zeit, die für die Israeliten schrecklich war. Im 6. Jahrhundert vor Christus wurden sie aus ihrem gelobten Land vertrieben und mussten ins Exil nach Babylon. Aber auch in dieser schweren Zeit hielten sie an dem Glauben fest, dass Gott mit ihnen ist, er mit ihnen einen ewigen Bund geschlossen hat. In dieser Zeit der Drangsal und des Verlustes ist der nun folgende optimistische und hoffnungsvolle Text geschrieben.
dritte Lesung aus dem Buch Jesaja, Jes 55, 1-11
Gebet
Gott des Bundes, du bist die Hoffnung unserer Welt. Durch die Propheten hast du uns die Gemeinschaft mit dir zugesagt. Hilf uns, dass wir deine Wege gehen in der Kraft deines Geistes heute und alle Tage unseres Lebens.
Zur vierten Lesung
Auch der Prophet Ezechiel wird nach der Zerstörung Jerusalems 587 vor Christus ins babylonische Exil verschleppt. Er verkündet dem Volk Israel die Botschaft, dass Jahwe, der Gott Israels, nicht an sein Land gebunden ist. Ezechiel verkündet Gott als den, der der Herr aller Völker ist. Israel soll diesem Gott in Zukunft als ein innerlich neues Volk dienen. So wird die Zeit des babylonischen Exils als eine Zeit der Läuterung und Reinigung gedeutet. Nach dieser Läuterung durften sie wieder in ihrem Land wohnen. Und Gott verspricht ihnen einen neuen Geist. Er verspricht ihnen das Herz aus Stein aus ihrer Brust zu nehmen und ihnen ein Herz aus Fleisch und Blut zu geben.
vierte Lesung aus dem Buch Ezechiel, Ez 36, 16-17a.18-28
Gebet
Herr unser Gott, durch dein Wort willst du uns das Geheimnis dieser heiligen Nacht erschließen. Öffne uns Augen, Ohren, Mund und Herz für die Freude über die Auferstehung deines Sohnes Jesus Christus, dem Ursprung unseres Lebens.
Tagesgebet
Grosser und lebendiger Gott! Du hast diese Nacht hell gemacht durch die Auferstehung deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus. Aus Dunkelheit, Resignation und Mutlosigkeit willst du auch uns durch die Kraft deines Schöpfergeistes befreien zu neuer Hoffnung: Das Leben besiegt den Tod! Auf diese Hoffnung wurden wir einst getauft. Wir bitten dich: Stärke uns an diesem Osterfest des Jahres 2008 von neuem in diesem Geist, durch Jesus Christus, das Licht der Welt.
Zur fünften Lesung
Der Jude Paulus bezeugt Christus, den Lebendigen. Er schreibt diesen Brief an die Römer, die keine Juden waren, sondern an viele verschiedene Götter glaubten. Damit macht er die Botschaft des Ezechiels wahr, dass Gott nicht nur der Gott des Volkes Israel ist. Christus der sich aus Liebe hingegeben hat, ist nicht im Tod geblieben: Er ist auferstanden, er lebt. Wenn wir das glaubend nachvollziehen, dann ist auch uns damit neues Leben geschenkt. Jesus lebt, diese Botschaft muss gelebte Wirklichkeit werden, sie muss uns durchdringen bis in die letzte Phase unseres Herzens und in die Tat umgesetzt werden.
Epistel aus dem Römerbrief, Röm 6, 3-11
Evangelium, Mt 28, 1-10
Schluss des Evangeliums:
Jesus Christus ist wirklich auferstanden! Er ist auferstanden hinein in unsere Mitte und ist so der Mittelpunkt unserer christlichen Gemeinde.
Taufwasserweihe
Einführung:
Dieses Wasser in der Schale soll Zeichen sein für unsere Lebendigkeit und als Taufwasser dienen für die Menschen, die im kommenden Jahr durch die Taufe in unserer Gemeinde aufgenommen werden. Es ist Zeichen des Lebens.
Gebet:
Durch die Taufe schenkt uns der lebendige Gott seine Wegbegleitung und seinen Segen. Wir sind in dieser Nacht hier um die Auferstehung Jesu zu feiern, der das Zentrum unseres Lebens und unserer Gemeinde ist. Durch die eine Taufe gehören wir dieser Gemeinschaft an, durch die Christus erfahrbar wird und in die hinein er auferstanden ist. So werde ich nun dieses Wasser segnen:
Gott, du bist die Quelle allen Lebens. Du schenkst uns dieses Wasser, das ein Zeichen des Lebens ist. Dieses Wasser empfange nun deine Lebensspendende Kraft + , die in der Praxis Jesu für uns offensichtlich geworden ist. Belebe es mit seinem Geist der Solidarität und der Versöhnung, damit alle, die damit getauft werden, befreit werden von aller Ohnmacht und Resignation. Lass uns aufbrechen, damit wir mit anderen Menschen zusammen an einer Welt bauen, in der sich Menschen einander wohlwollend zuwenden, so wie es uns Jesus Christus vorgelebt hat. Und das erbitten wir durch unseren auferstandenen Herrn Jesus Christus, dem Licht der Welt.
Gabengebet:
Gott, gib uns die Kraft, mit der Einstellung Jesu hier zusammen zu sein und das zu tun, was er getan hat, was er uns aufgetragen hat, Brot und Wein miteinander zu teilen, zum Zeichen seiner Gegenwart unter uns Menschen. Amen
Friedensgruss
Grab, das ist nicht mehr weiterkönnen.
Grab, das ist keine Perspektive mehr haben.
Grab, das ist keine Antworten mehr haben.
Grab, das ist keine Hoffnung mehr kennen.
Grab, das ist das Ende, der Tod.
Auferstehung, das ist hoffen wider alle Vernunft.
Auferstehung, das ist Beginn nach einem Ende.
Auferstehung, das ist eine Aufgabe haben.
Auferstehung, das ist Leben.
Auferstanden ist der Herr, halleluja.
Und der Friede des Auferstandenen sei mit euch!
Schlussmeditation:
Auferstehung!
Wenn du meinst, es geht nicht weiter: Steh auf!
Wenn man dir sagt, es gibt keine andere Möglichkeit: Steh auf!
Wenn gesagt wird: Das musste ja so kommen: Steh auf!
Wenn du meinst, es gibt keine Zukunft: Steh auf!
Wenn du kein Leben mehr in dir spürst: Steh auf!
Wenn alles im Alltag zur Routine erstarrt: Steh auf!
Wenn du nicht mehr aus den Rollen kommst, in die du gesteckt wurdest: Steh auf!
Wenn man dir befiehlt, etwas gegen deine Überzeugung zu tun: Steh auf!
Weil dir dein Leben lieb ist: Steh auf!
Weil du nur einmal lebst: Steh auf!
Weil du nur träumst und deinen Träumen traust: Steh auf!
Weil es geht, wenn du es willst: Steh auf!