|
Der Pilgerweg der letzten 200 JahreMündliche Überlieferungen und das handgeschriebene Gebetbuch von Peter Harf
von 1840, 1868 und 1879, abgeschrieben 1935 von Peter Grommes aus Rheidt, ergeben ein genaues Bild
dieser 200-jährigen Pilgerwege.
Der Pilgerweg nach Trier hat sich im wesentlichen bis heute erhalten. Die
Änderungen bestanden darin, dass man etwa nach Errichtung der Ahr-Eisenbahn ein Stück im
Ahrtal aufwärtz mit dem Zug bis
Adenau
fuhr und ab etwa 1900 bis 1910 die Strecke mit der Bahn ab Bonn, Remagen bis Adenau
zurücklegte. Immer war es das Bestreben gewesen, auf kürzestem Wege nach Trier zu
kommen.
Im alten Pilgerbuch von 1840 werden zwei Wege bis ins Ahrtal beschrieben. Der
eine führte von Lülsdorf bis
Mondorf
mit dem Boot nach
Graurheindorf
, dann über Bonn,
Meckenheim
bis nach
Altenahr
, von dort am ersten Tag bis
Dümpelfeld
an der Ahr. Abmarsch 3.00 Uhr in der Frühe - wie überhaupt die Tagesetappen 12 bis 14
Stunden betrugen. Der zweite Weg, ebenfalls im Pilgerbuch von 1840 beschrieben, ging von Lülsdorf
mit dem Boot nach
Wesseling
, von dort über
Walldorf
,
Moorenhoven
,
Todenfeld
bis
Kreuzberg
an der Ahr.
Auch der Weg der Vorpilgergruppe, die erstmalig 1978 von Lülsdorf zu Fuß geht,
und sich in Adenau am Christi Himmelsfahrtstag mit der zweiten Gruppe vereint, hat sich damals in
Unkenntnis des alten Weges im wesentlichen an die alte Strecke gehalten. Gehen sie doch ab
Wesseling über Bornheim, Altendorf-Ersdorf, Hilberath, Kreuzberg, Dümpelfeld, Insul, Schuld,
Reifferscheid bis nach Adenau. Ab Adenau hat sich der Wallfahrtsweg kaum wesentlich geändert. Um
1840 ging man von Adenau über
Nürburg
, Müllenbach,
Kelberg
. Etwas später führte der Weg von Adenau über das Schwedenkreuz vorbei an der heutigen
Rennstrecke nach Müllenbach, Zermüllen, Kelberg. Diesen Weg verfolgte man bis etwa 1970; denn
damals suchte Pater Henk Volmer, Pastor von Lülsdorf-Ranzel, einen neuen Weg. Er fand, sicher
unterbewusst, den alten Pilgerweg. Ab Adenau geht es jetzt direkt über Nürburg, Richtung Zermüllen,
auf dem
Karl Kaufmann Weg
.
Deshalb wurde auch das erste Kreuz am Pilgerweg oberhalb von Zermüllen
errichtet, weil man ab 1960 in der Gaststätte und im Dorf Zermüllen übernachtete. In den alten
Quartieren in Kelberg gab es zu wenig Platz, um die Pilger alle aufzunehmen.
Ab Kelberg führt der Weg seit Jahrhunderten, wahrscheinlich seit beginn der
Pilgerreise, über die Höhe nach
Darscheid
, weiter nach
Mehren
und
Udler
.
Im alten Pilgerbuch ist besonders der "Henneberg" genannt, eine Anhöhe, die
aus dem Sammettal rechts von der alten Mühle auf den Henneberg führt. Die alten Pilger machten und
machen auch heute noch den Neupilgern vor diesem Berge, dem Kottenberg oder Bösenberg, Angst.
Jedoch hat ihn bis heute jeder geschafft.
Heute führt der Pilgerweg über die Höhe in Richtung
Laufeld
, wo er auf die Bundesstrasse nach Daun nach
Hasborn
, Wittlich stößt und diese Strasse verfolgt bis in das Dorf Hasborn. Im alten Buch wird
der Weg über Laufeld in Richtung Liesertal und dieser abwärts über Ober- und
Niederöfflingen
und bergauf bis Hasborn beschrieben. In Hasborn ist seit mindestens 110 Jahren Station,
davon über 90 Jahre bei der Familie
Thomas
, heute Rehm.
Den weiteren Weg bestimmte der Marienwallfahrtsort
Eberhardsklausen
, gegründet vom Einsiedler Eberhard. Geht es von Hasborn an Greimerrath vorbei, noch
etwas aufwärts, so fällt der Weg auf der Höhe angekommen, steil bergab in das Wittlicher Becken, wo
Tabak und Wein gedeihen. Es war die frührer Poststrasse: Trier, Wittlich, Köln.
Hinter
Wittlich
geht es dann steil bergauf, so wie es vor Wittlich bergab ging. Der Weg quert vor
Salmrohr die Bundesbahn und geht durch die Felder in Richtung Polbach. Von dort sind es noch zwei
Kilometer steil aufwärts bis Eberhardsklausen. Nach einer Andacht mit Segen schließt sich eine
große Pause an, um dann die letzte Strecke über Esch nach
Hetzerath
zu bewältigen. Vorher ist am Übergang über die Salm, bis 1970 am Übergang über den Bach,
die Taufe der Neupilger und am Bruderschaftskreuz das Abendgebet, ehe man früher in Hetzerath
übernachtete. Am nächsten Tag ging es weiter bis zum Hochkreuz bei Bekond. Hier holte uns der Bus,
der von Lülsdorf-Ranzel kam, ein und brachte uns bis Trier.
Bis etwa 1970 ging man zu Fuß bis
Schweich
an der Mosel und fuhr dann mit der Moseltalbahn bis Trier. Ehe die Moselbahn gebaut
wurde, legte man die Strecke Hetzerath, Schweich, Ruwer, Trier zu Fuß zurück.
So war uns ist das Grab des hl. Apostel Matthias in Trier unser Ziel. Aber die
Wallfahrt mit all ihren Gebeten und Erlebnissen findet unterwegs statt.
Der Rückweg wird heute mit dem Bus zurückgelegt. Nach Inbetriebnahme der
Eifelstrecke, Trier, Koblenz, Köln bzw. Trier, Gerolstein, Köln, fuhr man mit der Eisenbahn nach
Hause. Der Rückweg um 1840 gestaltete sich wie folgt:
Altes Pilgerbuch: Je nach Bedarf kaufte man in Trier einen Fischerkahn; denn
viele Pilger waren Rheinfischer und dadurch brauchte man hin und wieder ein neues Boot. So ging es
dann über Mosel und Rhein bis nach Lülsdorf. Im Pilgerbuch sind 196 Namen von Burgen, Schlössern
und Städten verzeichnet, an denen man vorbeikam. An einigen wurde an der Vorbeifahrt ein besonders
Gebet gesprochen oder ein Lied gesungen. Diejenigen, die nicht in das Boot passten, oder in Jahren,
in denen kein Boot gekauft wurde, gingen denselben Weg, den man nach Trier gegangen war, auch
wieder zurück nach Lülsdorf und Ranzel. Den Abschluss bildete ein Umzug um die Lülsdorfer Kirche
mit einer Abschlussandacht und dem Engel des Herrn.
(Entnommen aus dem Festheft 325 Jahre Sankt Matthiasbruderschaft Lülsdorf-Ranzel
von 1994) |