St. Margareta in Kürten – Olpe
Kirche des Monats im Erzbistum Köln: Juli 2006
Auf den ersten Blick mag St. Margareta wie eine von vielen neugotischen Landkirchen erscheinen. Dennoch ist die Kirche in dem Dorf Kürten-Olpe im Bergischen Land sehenswerter als manche andere: Sie ist vollständig in dem zwischen 1895 und 1910 fertig gestellten Zustand erhalten! Aus diesem Grunde erscheint St. Margareta heute noch als ein vollständig geschlossenes neugotisches Ensemble aus Architektur und Ausstattung, das Jahr für Jahr von vielen Besuchern, vor allem Wanderern aus Nah und Fern, mit großem Interesse besichtigt wird.
Natürlich gab es bereits vor 1895 ein Gotteshaus in Olpe. Doch nachdem die alte Pfarrkirche zu klein und baufällig geworden war, entschloss man sich in den 1870er Jahren zunächst zur Erweiterung und zum Umbau der alten Kirche, diese wurden jedoch nicht verwirklicht. Erst 1890 wurde der Plan gefasst, auf einem der alten Kirche gegenüberliegenden Grundstück ein neues Gotteshaus zu errichten. Mit der Planung und Bauleitung beauftragte Pfarrer Feldhoff den Bonner Architekten Franz Langenberg, der im Januar 1895 seine Pläne und Entwürfe einreichte. Doch einen Monat später starb der Architekt, und die Bauplanung wäre ins Stocken geraten, wenn die Gemeinde nicht ein Angebot des Architekten Eduard Endler zur Fortführung des Neubaues angenommen hätte. Endler, aus dessen Feder unter anderem die stilistisch herausragende Pfarrkirche Heilige Drei Könige in Neuss stammt, veränderte die Pläne seines verstorbenen Vorgängers hin zu einer klareren Gliederung des Gebäudes mit reduzierter Ornamentik.
Im April 1895 erfolgte die Grundsteinlegung, und bereits im November 1897 wurde das fertige Gebäude benediziert. Ein Jahr später folgte die Überführung der Reliquien aus der alten Kirche, die im Jahre 1899 schließlich niedergelegt wurde. Die Ausstattung des Gotteshauses wurde größtenteils für St. Margareta entworfen und angefertigt – dies gilt sowohl für die Altäre und Möbel als auch für die Fenster und die Ausmalung des Innenraumes. Um 1910 war die Gestaltung der neuen Kirche in Olpe abgeschlossen, und seitdem bemühte man sich im Verlaufe des 20. Jahrhunderts nicht um „Modernisierungen”, sondern stets um den Erhalt des neugotischen Ensembles.
St. Margareta ist eine dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus, die aus regionaltypischem Bruchstein errichtet ist. Im Westen befindet sich der hohe Turm, der von einem verschiefertem Helm bekrönt wird. Im Erdgeschoss des Turmes befindet sich das Hauptportal, über dem ein Spitzbogen das Tympanon rahmt, darüber ein großes vierbahniges Maßwerkfenster. Zwei Seiteneingänge mit dahinter liegenden Windfängen flankieren das große Portal. Aus der Flucht der Langhausfassade ragen im Süden und Norden die Arme des breiten Querhauses heraus.
Spitzbogenfenster zwischen kräftigen Strebepfeilern gliedern die Wände des Langhauses; die Querhauswände hingegen werden von vierbahnigen Maßwerkfenstern durchbrochen. Das in seiner Höhe nur geringfügig gestufte Gebäude findet im fünfseitigen Chor seinen Abschluss. Der Chor wird im Süden und Norden von Sakristeianbauten mit Pyramidendächern gerahmt.
Den prächtigen Innenraum gliedern vier massive, rosa bemalte Rundpfeiler, so dass ein zweijochiges Langhaus mit schmalen Seitenschiffen entsteht. Das Langhaus wird von einem einfachen Kreuzgewölbe überdeckt, dessen Rippen und Bögen durch Ornamentmalereien hervorgehoben sind. Ein großer Triumphbogen im Osten der Vierung bildet den Übergang vom Hauptschiff in den Chor.
Dieser wird vom prächtigsten Ausstattungsstück in St. Margareta beherrscht: dem über drei Meter hohen Hochaltar. Der zweiflügelige Altarschrein steht auf einer so genannten Mensa aus Sandstein. In der Mitte des Altarschreins befindet sich der Tabernakel, auf dessen Türen die Verkündigung an Maria dargestellt ist. Den Altarschrein und die Innenflügel schmücken Reliefs: Zu sehen sind der zwölfjährige Jesus im Tempel, das Abendmahl, das Passahfest als Symbol der Eucharistie und das Martyrium des heiligen Sebastian. Über dem Zelebrationsaltar hängt im Chorbogen ein großes Triumphkreuz. Die Kreuzarme enden in großen Vierpässen, und in der Kreuzmitte bildet ein aufgemalter Ring den Nimbus des leidenden Christus. Die drei großen Chorfenster bestehen aus dreiteiligem Maßwerk, in dessen Mitte sich Figuren der Heiligen Petrus, Paulus und Margareta befinden.
An der Ostwand des nördlichen Querarmes, das östliche Ende des Seitenschiffes bildend, steht der Marienaltar. In der überhöhten mittleren Nische des Seitenaltars ruht Maria mit dem Kind auf einer Mondsichel; begleitet wird sie von ihren Eltern, der heiligen Anna und dem heiligen Joachim. Alle Figuren sind farbig gefasst und befinden sich unter Baldachinen mit gotisierenden Bogenformen. Das Pendant zum Marienaltar ist der Josephsaltar an der Ostwand des südlichen Querarmes. Der Altar ist ähnlich gegliedert wie der Marienaltar: Aus der mittleren großen Nische blickt der heilige Joseph auf den Betrachter herab; er steht auf einem flachen Sockel, dessen Seiten die Inschrift „Hl. Joseph bitte für uns” enthalten, gerahmt wird er von der heiligen Theresa und Katharina.
Besondere Beachtung verdienen in St. Margareta die Wandmalereien, die einen wesentlichen Anteil an der Raumwirkung haben. Das Wandgemälde über dem Marienaltar zeigt eine wichtige Szene aus der Kreuzlegende: Die Kreuzauffindung durch die heilige Helena, die hier in rotem Gewand im Zentrum des Bildes dargestellt ist. Zu den wichtigsten Szenen der Kreuzlegende gehört auch die Kreuzerhöhung, die im südlichen Querarm über dem Josephsaltar zu sehen ist. Auffällig ist, dass die (gemalte) Architektur, die beide Szenen rahmt, den Seitenaltären sehr ähnlich ist. Außerdem haben sie einen besonderen Bezug zu St. Margareta, denn hier werden seit langem zwei Kreuzreliquien besonders verehrt. Da der Legende nach die Kreuzauffindung am 14. September 320 und die Kreuzerhöhung am 14. September 335 stattgefunden haben, wird in Olpe auch heute noch der Kreuzerhöhung an jedem 14. September mit einer Kreuzoktav feierlich gedacht.
Eine besonders gelungenes Beispiel für die Wandmalerei der Neugotik bildet die so genannte „Deesis-Darstellung” in den Gewölbefeldern der Vierung. Dieser auf die byzantinische Kunst zurückgehende Bildtypus besteht aus der Figur des thronenden Christus mit zwei Engeln und zwei Löwen, begleitet von Johannes dem Täufer und der anbetenden Maria. Die Darstellung Christi mit seinen Fürbittern Maria und Johannes ist Abbild einer Himmelsvision und gilt als repräsentatives Herrlichkeitsbild, ähnlich wie Bilder des Weltgerichtes.
Ähnlich prächtig wie die Altäre ist die hölzerne Kanzel am nördlichen Vierungspfeiler gestaltet. Auf einem Säulenfuß mit ornamentaler Gliederung ruht ein sechseckiger Kanzelkorb, dessen Brüstung aus vier Kassetten mit Evangelistensymbolen besteht. Die Ecken der Brüstung werden durch fünf Figuren mit Baldachin und Konsole hervorgehoben; eine Figur stellt den segnenden Christus dar, die vier anderen sind die lateinischen Kirchenväter Ambrosius, Augustinus, Hieronymus und Gregor der Große. Den reich verzierten Schalldeckel krönt schließlich eine Figur des Erzengels Michael.
Die Fenster in St. Margareta wurden allesamt im Jahre 1897 von der Kölner Glasfirma Reuter & Reichardt eingesetzt und sind nach wie vor sehr gut erhalten. Die vier Bahnen des großen Fensters im nördlichen Querarm enthalten ein aus Vierpässen gezeichnetes „Teppichmuster”, nur in der Rosette unter dem Spitzbogen ist die Figur des heiligen Andreas zu sehen. Das Fenster des südlichen Querarmes besteht aus demselben Muster, doch die Rosette umrahmt diesmal den heiligen Johannes. Diese Aufteilung der Fenster setzt sich in den Seitenschifffenstern fort: Unten jeweils zwei Bahnen mit einfachen Ornament, oben ein Maßwerk mit Vierpass, der einen Apostelkopf mit Attribut und Beschriftung umschließt. Im nördlichen Seitenschiff sind dies Simon, Philippus, Thomas und Jakobus Major, im südlichen Seitenschiff Jakobus Minor, Bartholomäus, Matthias und Judas Thaddäus.
Ebenso harmonisch wie die Altäre und die Kanzel fügen sich die Orgel und die Empore in das neugotische Ensemble des Innenraumes ein. Die Empore steht auf zwei schlanken hölzernen Pfeilern, die Brüstung wird von einfachen Kassetten ohne Figurenschmuck gegliedert. Die Orgel mit Prospekt aus dunkel gebeiztem Holz hat die bekannte Orgelbaufirma Klais im Jahre 1903 hergestellt. Beim Verlassen der Kirche durch einen der beiden Seiteneingänge neben dem Haupteingang fallen schließlich die Wandmalereien über den Portalen auf: Der heilige Christophorus mit Kind und die heilige Cäcilia, die dem Besucher gleichsam ihren Segen für seinen Weg durch die Welt und das Leben spenden.
Fotos und Text: Dr. Christian Frommert
Literatur: Katholische Kirchengemeinde St. Margareta, Olpe [Hrsg.], Josef Büchel, 825 Jahre Olpe im Bergischen Land, Lindlar 1996.
Anschrift:
Kath. Pfarramt St. Margareta
Hauptstraße 27
51515 Kürten – Olpe
Tel. 02268 – 7320
Fax 02268 – 3691