Darstellung der sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit
Nach einer Idee des damaligen Pfarrers Heinrich Pohl wurden in den Jahren 1970 und 1980 bis 1987 die Fenster der Dürscheider St. Nikolauskirche gestaltet. Die Gestaltung der 1. Charge erfolgte durch Dr. Reuter (Köln) und dem Künstler Hans Lünenborg (1904-1990, Köln). Die restlichen Fenster wurden von Wilhelm Derix (Taunusstein) und Lünenborg gestaltet.
Ganz bewusst wurde auf die bunte Ausmalung der Kirchenfenster verzichtet. Vielmehr sind die Fenster in Grautönen gehalten, die das triste Erddasein verkörpern. Überall, wo himmlische Herrlichkeit erahnt werden kann, findet man hingegen goldene Darstellungen.
Die Sünder zurechtweisen
Der Begründer des Zisterzienserordens Bernhard von Clairvaux (Frankreich, um 1090 -1153) rief als Kreuzzugprediger die Menschen in Europa zu Umkehr.
Oben sieht man Bernhard vor dem Kreuz, Christus umfängt ihn mit einem Arm. Unten sieht man Bernhard als Marienverehrer.
Ganz unten ist das Reformkloster Citeaux. Die Bienen im Vierpass erinnern an die „honigfließende“ Gelehrsamkeit des Heiligen.
Die Unwissenden lehren
Der bedeutendste Theologe und Naturwissenschaftler seiner Zeit, Albertus Magnus (Deutschland, 1193-1280), oben im Kreise seiner Schüler, daneben der Kölner Dom, weil er u.a. in Köln wirkte.
In der Mitte ist Albertus als Bischof von Regensburg mit Dom abgebildet. Im Vierpass sieht man Mitra und Stab als Zeichen der Bischofswürde.
Der Schüler von Albertus Magnus, Thomas von Aquin (Frankreich, 1226-1274) versuchte Vernunft, Theologie und Philosophie zu vereinen. Er lehrte in Rom und Paris. Dargestellt ist er neben der Kirche Notre Dame. Er stützte sich wie Albertus Magnus auf die Werke der griechischen Philosophen Aristoteles und Platon, die ganz unten dargestellt sind.
Den Zweifelnden recht raten
Oben erkennt man Hildegard von Bingen (Deutschland, 1098-1179) am Rhein und darunter als Beraterin vor dem Kaiser. Sie war Klosterfrau, Mystikerin, Naturkundlerin und Beraterin in religiösen und moralischen Fragen. Rechts oben ist das Kloster Rupersberg zu sehen, darunter Hildegard als Nonne unter Mitschwestern. Ganz unten stehen Laute und Notenständer als Zeichen ihrer musischen Begabung. Im Vierpass sind drei Türme als Zeichen für die drei Klöster, die sie geleitet bzw. gegründet hat.
Die Betrübten trösten
Die Gottesmutter Maria als Schutzmantelmadonna und Königin des Himmels. Engel umschweben sie, Mond und Sterne, aber auch die Erde (Steine unten) verehren sie. Die Sonne als Sinnbild für Jesus schwebt über ihr. Links ist die Rose als Zeichen der Reinheit. Rechts ist die blutende Rose als Zeichen für ihre Schmerzen. Die Perlmuschel unten gilt als Symbol für die Gottesgebärerin.
Die Lästigen geduldig ertragen
Der Priester und Bischof Franz von Sales (Frankreich, 1567-1622) war ein begnadeter Prediger und Seelsorger. Er war gleichzeitig sanftmütig und ließ sich nicht provozieren. Er gründete den Salesianerorden. Im Fenster sieht man (von oben) wie Franz predigt, Salesianerinnen mit Kindern, das anbetungswürdige Gotteslamm als Inbegriff von Langmut und Geduld, Krankenpflege und Familienbetreuung. Im Vierpass ist das dornenumkränzte Herz als Zeichen der Duldsamkeit zu sehen.
Denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen
Der erste Diakon der Kirche Stephan, der Erzmartyrer wurde von aufgebrachten Gegnern gesteinigt. Er verzieh ihnen und betete für sie. Im Bild sieht man Stephan vor dem hohen Rat. Im Vierpass erkennt man die Palme als Siegeszeichen.
Die Nonne Edith Stein, Benedicta vom Kreuz (Deutschland, 1891-1942) wurde von den Nationalsozialisten als Jüdin umgebracht. Sie verzieh ihren Mördern. In der Darstellung ist sie nur mit halbem Heiligenschein zu erkennen, da sie bei der Erstellung des Fensters nur seliggesprochen war. Die Heiligsprechung erfolgte 1998. Im Fenster erkennt man einen Wachmann, Stacheldraht, Totenkopf und eine anonyme Menschenmenge, sie zeugen von den Grausamkeiten in den NS-Lagern.
Für die Lebenden und die Toten beten
Der Freiheitsheld Judas Makkabäus (Israel, Altes Testament) kämpfte gegen die Unterdrückung der Juden während der Seleukidenherrschaft. Er ließ die Toten nach dem Kampf begraben und für sie beten. Oben sieht man Judas auf dem Schlachtfeld. Ein Gefallener und das aufgerichtete Kreuz als Hinweis auf das kommende Christentum. Der Elefant im Vierpass zeigt die Überlegenheit der seleukidischen Großmacht. Sie wurden in der Schlacht eingesetzt.
Die Nonne und Mystikerin Teresa (Theresia) von Avila (Spanien, 1515-1582) verbrachte Stunden im Gebet vor dem Kreuz. Ihr unverwester Leib kündet noch heute von ihrer tiefen Gläubigkeit. Sie wird hier mit pfeildurchbohrtem Herz dargestellt. Die Rosen gelten als Zeichen der Unversehrtheit.