St. Nikolaus, Dürscheid

Kirche in Dürscheid

Gedenktag: 6. Dezember

Nikolaus, Bischof von Myra in Kleinasien (geb. um 280/286 in Patara in Lykien, gest. 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra) ist einer der populärsten Heiligen der Ost- und Westkirche. Seine Gebeine liegen seit 1087 in der Basilika S. Nicola in Bari (Apulien/Süditalien). Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige belegte Tatsachen. Dafür aber umsomehr Legenden.

Die Legende zeichnet ihn als temperamentvollen Streiter und zugleich als Mann der fähig war, diplomatisch zu vermitteln und Gnade vor Recht ergehen zu lassen. So wird berichtet, daß er beim  1. Konzil von Nicäa im Jahre 325 kämpferisch gegen die falsche Lehre des Arianismus vorging; dabei habe er sogar deren Verfechter Arius geohrfeigt.

Nikolaus gilt vor allem als großer Wundertäter und Wohltäter. Sein ererbtes Vermögen soll er an die Armen verteilt haben. Bekannt ist die Legende von den Geldgeschenken, die er einem veramten Edelmann durchs Fenster warf, um seine Töchter vor der Prostitution zu bewahren; oder die Geschichte von der Wiedererweckung von drei Knaben, die ein verbrecherischer Metzger getötet und in ein Pökelfaß zur Wurstbereitung gesteckt hatte; oder die Errettung von Pilgern aus Seenot; und viele andere Legenden.

Nikolaus gilt als Helfer in fast allen Schwierigkeiten. Die Volksfrömmigkeit hat seinen Gedenktag mit reichem Brauchtum bedacht, seit 1555 ist Nikolaus als Gabenbringer für Kinder belegt.

Nikolaus ist Patron der Ministranten, Kinder, Jungfrauen, Pilger und Reisenden; der Rechtsanwälte, Notare, Kaufleute, Apotheker, Wirte, Weinhändler, Schiffer, Fischer, Matrosen, Flößer, Müller, Bäcker, Metzger, Bierbrauer, Weber, Spitzen- und Tuchhändler, Steinmetze, Kerzenzieher, Zigeuner, Prostituierten; auch der Feuerwehr und der Gefangenen. Er wird angerufen für eine gute Heirat, gegen Wassergefahren und Seenot, zur Wiedererlangung gestohlener Gegenstände und gegen Diebe.

Die Kirche

Innenansicht der Kirche in Dürscheid

Die Keimzelle des Ortes Dürscheid war der Hof Dursen oder Dursten, der ein Lehnshof des freiadligen Stiftes St. Maria im Kapitol zu Köln war. Er entstand vermutlich im ausgehenden 10. oder zu Beginn des 11. Jahrhunderts. Dieser Hof - und der sich allmählich daraus entwickelnde Ort - war über Jahrhunderte Verwaltungszentrum der Besitztümer von St. Maria im Kapitol im Bergischen Land. Man kann annehmen, daß es schon sehr früh eine einfache Kapelle aus Fachwerk gab. Erst Mitte des 14. Jahrhunderts (1351) wird Dürscheid als "Kirchspiel", also als Pfarrei, urkundlich erwähnt. 1413 wird Dürscheid seelsorglich Filiale der Pfarrei Herkenrath, in der die Johanniter 1224 die Seelsorge übernommen und später im nahen Herrenstrunden eine Kommende erbaut hatten. Im Jahre 1550 wird die Abhängigkeit von Herkenrath bestätigt. Erst 1816 wird Dürscheid unter Pfarrer Christian Wilhelm Selbach nach 400 Jahren Abhängigkeit von Herkenrath (wieder) eigenständig.

Eine feste Kirche aus Stein ist vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden. Aus dieser Zeit stammt nämlich der Turm der heutigen Kirche. Das Alter eines Holzbalkens aus dem Turm konnte auf 1280 ± 40 Jahre datiert werden.

Erst im Jahr 1727 hören wir wieder von der Kirche. Das Langhaus war wegen Baufälligkeit eingestürzt. Der damalige Geistliche in Dürscheid, Vizekuratus Peter Schumacher, wendet sich hilfesuchend an den Komtur der Johanniterkommende Herrenstrunden, die damals das Patronatsrecht  (Einsetzungsrecht des Pfarrers) auch über Dürscheid besaß und damit für die Kirche auch eine Sorgeverpflichtung hatte. Er schreibt, "die Pfarrgenossen ahn diesem rauhen bergischen Orth seien zwahren mit Hand- und Spanndiensten fast Tag und Nacht willigst zu concurriren, gelt aber beyzusteuern nicht imstande." So steuert denn der Komtur  Carl Franz, Freiherr von Wachtendonk, das Bauholz für den Dachstuhl aus den Kommendewaldungen bei. Zum Dank dafür verewigen die Dürscheider sein Wappen in einem Fenster der Kirche, das aber leider im zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. Den Turm hat man dabei mit Eisenankern gesichert. Diese hat man außen mit der Jahreszahl 1727 versehen. Das hat zeitweise zu der irrigen Annahme der Entstehung des Turmes im 18. Jh. geführt.

Geschichte

Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche aufgrund einer deutlichen Zunahme der Bevölkerung (Verbesserung der Landwirtschaft, Eisenerzbergbau) zu klein. 1894/95 baute der damalige Pfarrer Johann Voß eine neue Kirche im neugotischen Stil, wie wir sie heute noch kennen. Lediglich der alte Turm blieb stehen, weil das Geld ausging.

So haben wir heute in Dürscheid eine neugotische Kirche, die einen eher spartanischen, klar gegliederten Innenraum aufweist mit einem ausgeprägten Querschiff. Die einst neugotische Gestaltung des Innenraumes (Ausmalung, Kanzel, Kommunionbank etc.) fiel in den 1960er Jahren weitgehend den Reformbestrebungen nach dem 2. Vatikanischen Konzil zum Opfer, als viele Kirchen ausgeräumt und "modern" eingerichtet wurden. Erhalten blieb neben dem Taufstein nur der Hochaltar, der vermutlich aus einer belgisch-flämischen Werkstätte stammt. Die Flügel zeigen (aufgeklappt) Szenen aus dem Leiden Christi (Jesus am Ölberg, Geißelung, Dornenkrönung und Kreuztragung).

Als wertvoller "Neuzugang" sind die Fenster anzusprechen. Der damalige Pfarrer Heinrich Pohl ließ sie innerhalb von gut 30 Jahren (1965 - 1987) von dem Maler und Glaskünstler Hans Lünenborg erstellen und einbauen. Sie stellen die sieben leiblichen und sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit dar, die durch Heilige (oder als heiligmäßig geltende Menschen) symbolisiert werden. Auch Gestalten aus dem Alten Testament und sogar altgriechische Philosophen sind dabei. Lediglich die drei Chorfenster stammen aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg (Jesus am Kreuz; der heilige Nikolaus rettet durch ein Geldgeschenk die Töchter eines veramten Edlen vor der Prostitution; Berufung von Jüngern am See Genezareth).

Vervollständigt wird die Ausstattung der Kirche durch eine moderne Orgel, Apostelleuchter und einige Statuen von unterschiedlicher Herkunft und Alter (Hl. Nikolaus, Maria mit dem Kinde, Hl. Josef, Hl. Sebastian).

Nach mehreren Reparaturen und kleineren Renovierungen erfuhr die Kirche in den letzten Jahren (2010/2011) eine größere Veränderung. Außer einer gründlichen Sanierung (insbesondere des Daches) wurde vor allem der Altar fast bis in die Mitte der Vierung gerückt, was sich hinsichtlich der Raumwirkung und der Atmosphäre bei den Gottesdiensten sehr positiv auswirkte.

 

Informationen zu den Kirchenfenstern von St. Nikolaus finden Sie hier.