Zur schmerzhaften Mutter, Biesfeld

Biesfeld

Gedenktag: 15. September

 

Das Fest zum Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens kam im Mittelalter auf. Auf einer Synode in Köln 1423 wurde der Gedenktag auf den 4. Freitag nach Ostern festgesetzt. Vom 15. Jahrhundert an stellte die Kunst die volkstümliche "Mater dolorosa" mit den Schwertern in der Brust dar. Meist aber wird Maria mit dem toten Sohn Jesus auf ihrem Schoß dargestellt (Vesperbild, Pieta).

 

Die sieben Schmerzen sind:

1.   Darstellung Jesu im Tempel mit Weissagung Simeons

2.   Flucht nach Ägypten vor dem Kindermörder Herodes

3.   Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel

4.   Begegnung zwischen Jesus und seiner Mutter am Kreuzweg

5.   Das Ausharren unter dem Kreuz Jesu (Kreuzigung und Sterben Christi)

6.   Kreuzabnahme und Übergabe des Leichnams an Maria (Beweinung Christi)

7.   Grablegung Jesu.

 

Kapelle und Kirche

Auf dem Biesfelder Sattel, über den eine Querverbindung zwischen den alten Straßen Herweg und Kurfürstenweg verlief, gab es sicher schon vor Jahrhunderten eine Raststation für Reisende und Fuhrleute. Eine Kapelle aber wird in den Unterlagen erst 1693 genannt - mehr als 100 Jahre nach der Erwähnung von Kapellen in Weiden und Offermannsheide. Vermutlich wurde damals die schon länger existierende Kapelle erweitert, denn es ist die Rede von einem wachsenden Wallfahrtsbetrieb. Kurz danach wurde sogar eine Vikarie eingerichtet, um die seelsorgliche Versorgung der Gläubigen sicherzustellen.

Geschichte

Biesfeld- Sonnenfenster

Von dieser ersten Kapelle ist wenig bekannt. Sie soll nach einer alten Überlieferung auf dem Hof der alten Schule (heute Parkplatz) gestanden haben und mit Holzschindeln gedeckt gewesen sein.

Nach der Überlieferung soll das Biesfelder Gnadenbild von Dabringhausen nach Biesfeld gelangt sein, nachdem der größte Teil der dortigen Gemeinde zum evangelischen Glauben übergetreten war. Das müßte nach der Faktenlage (Übertritt von Dabringhausen zum Protestantismus) im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts gewesen sein. Es heißt weiter, man habe das Bildnis damals in einem Baume aufgestellt und dort verehrt. Da laut Prof. Peter Opladen die Kapelle in Biesfeld nicht vor 1676 errichtet worden sein soll,  müßte das Bild fast ein Jahrhundert lang im Freien verehrt worden sein – eine kaum glaubhafte Annahme, vor allem wenn man den großen Zulauf berücksichtigt, von dem oben berichtet wird.

Der Pilgerstrom war offensichtlich über Jahrhunderte ungebrochen. 1866 wird Biesfeld als der „besuchteste Wallfahrtsort weit und breit“ bezeichnet. Um dem Ansturm gerecht zu werden, wurden zeitweilig Mönche aus dem Kloster Altenberg als Verstärkung beim Gottesdienst und beim Abnehmen der Beichte eingesetzt.

1859 dachte man über einen neuen Kapellenbau nach – das alte Gebäude war zu klein geworden. Die Finanzierung wurde teilweise durch den Verkauf von gespendeten Wertgegenständen der Pilger gesichert. In den Jahren 1862/63 entstand dann ein neuer Kapellenbau auf dem Platz der heutigen Kirche. Von dieser Kapelle sind Pläne und Abbildungen (Ansichtskarten) vorhanden. Das Gebäude wurde aus Bruchsteinen errichtet mit folgenden Maßen: 50 Fuß (15,7 m ) Länge und 24 Fuß (7,5 m). Opladen berichtet von einem hochgezogenen Langhaus mit Spitzbogenfenstern, einer hochgiebeligen Fassade und einem kleinen schön abschließenden Chor. Ein schlankes Turmchen krönte das ziemlich flache Dach, unter dem sich ein zierlicher Bogenfries hinzog, der sich an Fassade und Chor fortsetzte. Das Innere zeigte einen Rundbogen und ein Kreuzgewölbe.

Doch auch dieses Gotteshaus war bald zu klein. Außerdem strebten die Biesfelder, deren Zahl inzwischen stark angewachsen war, immer mehr von der Pfarre Kürten weg - obwohl schon 1841 ein Rektorat eingerichtet worden war.

 

Im Jahr 1906 war es dann soweit, die Kapellengemeinde wurde zur eigenständigen Pfarre erhoben. Das brachte auch die Kirchbaubestrebungen wieder in Gang. So riß man  1908 die Kapelle ab und begann mit dem Bau einer neuen Kirche. Aber erst 1911 konnte das Langhaus vollendet werden, der Turm wurde sogar erst zwei Jahre später fertig.

Die Kirche von 1911/1913 wird als "dreijochiger Saal mit gotisierenden Netzgewölben" beschrieben, geplant von  dem Kölner Architekt Josef Lehmenkühler. Von der Innenausstattung erwähnt Opladen besonders den Herz-Jesu-Altar und den Barbara-Altar, letzterer ein Geschenk der in der Gemeinde ansässigen Bergleute. Der Marienaltar mit dem Gnadenbild stand an unterschiedlichen Stellen; lange Zeit im Chor, später auch eine Zeit lang hinten unter dem Turm.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es ein weiteres Mal zu einer Veränderung. Im Jahr 1959/60 baute der bekannte Architekt Bernhard Rotterdam die Kirche um. Der Chor wurde in moderner Form aus Grauwackebruchstein gestaltet. Links wurde an den Chor die Gandenkapelle angebaut mit einem  trapezförmig abgeflachten Dach. Zusammen mit dem auf der rechten Seite unter Pfarrer Josef Prinz in den 1990er Jahren eingebauten Sonnenfenster ergibt sich eine gelungene Erweiterung des alten neuromanischen Kirchengebäudes. In der Kapelle steht der barocke, aus Holz gefertigte Gnadenaltar aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zentraler Teil ist die vergitterte Figurennische, die das Vesperbild "Schmerzreiche Mutter mit dem Kinde" aus der 2. Hälfte des 15. Jh. enthält. Darunter befindet sich der Tabernakel. Der obere mächtige Volutenaufsatz wird von zwei korinthischen Säulenpaaren getragen. Er ist mit dem Schweißtuch der Veronika mit dem Antlitz Christi bemalt.

Über dem Altar zieren 7 Stern die flache Decke, Sinnbild für die 7 Schmerzen Mariens. Die Fenster werfen ein blau-goldenes Licht ins Innere der Kapelle. Sie zeigen Marien-bezogene Darstellungen: Das kleinere Fenster seitlich neben dem Altar zeigt Symbole, die in den Anrufungen der lauretanischen Litanei für Maria genannt werden. Das große Fenster dem Altar gegenüber stellt Szenen aus dem Leben Mariens dar.

Die Wallfahrt nach Biesfeld lebt auch heute noch fort. Mitte des letzten Jahrhunderts berichtete Peter Opladen, daß aus folgenden Orten bzw. Kirchengemeinden Prozessionen nach Biesfeld zogen: Dürscheid, Kürten, Bechen, Offermannsheide, Herrenstrunden, Herkenrath, Sand, Bensberg, Heumar, Refrath, Immekeppel, Odenthal, Grunewald, Wipperfürth, Lindlar und Buchheim. Heute ist die Zahl allerdings gesunken. Neben den Teilgemeinden in der neuen Großpfarrei St. Marien Kürten, die am Festtag zu Ehren der 7 Schmerzen Mariens (15. September) nach Biesfeld ziehen, zählen Immekeppel, Refrath und Rath-Heumar zu den Unentwegten.