St. Anna, Weiden

Gedenktag: 26. Juli

Anna und Joachim waren (nach der Legende bzw. apokryphen Evangelien) die Eltern der Gottesmutter Maria und somit die Großeltern von Jesus Christus. Anna war königlicher Abstammung und stammte aus dem Geschlecht Davids. Der Name "Anna" ist hebräisch und bedeutet "Gnade, Erbarmung". 

Anna ist Schutzpatronin der Mütter und der Ehe. Sie ist auch besonders die Patronin der Bergleute und der Bergwerke. Aber auch für viele andere Berufstände und Personengruppen steht sie als Patronin, z. B. für Hausangestellte, Witwen, Armen, Arbeiterinnen, Bergleute, Weber, Schneider, Strumpfwirker, Spitzenklöppler, Knechte, Müller, Krämer, Schiffer, Seiler, Tischler, Drechsler, Goldschmiede. Sie soll gegen Fieber, Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen und vor allem gegen Gewitter schützen (Um den Annatag herum beginnen die sommerlichen Hundstage, die bis in den August hinein andauern).

Kapelle

Die Kapelle liegt an der Alten Kölner Straße oder dem Heerweg, dem „hehren“ Weg, der seit Jahrhunderten über die Höhen des bergischen Landes führt. Damit war sie nicht nur für die Anwohner ein Ort, den sie besuchten, um ihre religiösen Gewohnheiten nachzukommen, sondern auch für Reisende, die dort Schutz und Hilfe für ihre Reise erbaten. Das untermauern auch die beiden Gasthöfe, die es in Weiden schon seit Menschengedenken gab. Reisende brauchen Unterkunft und Verpflegung – und manchmal auch geistlich-seelischen Trost.

Über die Errichtung der Kapelle weiß man gut Bescheid. Aus einer Pergament-Urkunde vom 28. Juni 1507 geht hervor, daß am 7. Mai des Jahres 1507 in der Pfarrgemeinde Kürten in der Ortschaft Weiden vom damaligen Kölner Weihbischof Theoderich Wichwael eine Kapelle „zo der wyden“ geweiht wurde „zu Ehren des allmächtigen Gottes und seiner Heiligen: der allerseligsten Jungfrau Maria, der heiligen Anna, ihrer Mutter, des heiligen Martyrers Sebastianus und des heiligen Abtes Antonius“. Urheber des Kapellenbaus waren der damalige Kürtener Geistliche Vizekurat Sebastianus Vette, der ein großer Verehrer der Hl. Anna war. Wenige Jahre vorher war eine Reliquie der hl. Anna (das Haupt) auf etwas ominöse Weise von Mainz nach Düren gelangt. Aufgrund von zahlreichen Wunderheilungen hatte das einen wahren Boom der Annenverehrung hervorgerufen. Nach einer Pilgerreise nach Düren gründete der Vizekurat in Kürten eine Annen-Bruderschaft und regte den Bau der Kapelle an, die in Eigenleistung auf gestiftetem Land errichtet wurde.

Aus den  darauf folgenden 200 Jahren gibt es keine Akten oder Berichte über das kleine Gotteshaus. Eine Inschrift über dem Portal weist auf die erstmalige Restaurierung unter dem Kürtener Pastor Wilhelmus Breidenbach im Jahre 1708 hin. Im Jahre 1842 vernichtete ein Großfeuer den gesamten Hof Weiden einschließlich der benachbarten Kapelle. Nach der Wiedererrichtung wurde die Kapelle dann am 16. Juni 1845 von Pastor Tuchscherer wieder eingeweiht. 1904 erhielt das Gebäude vier neue Fenster und 1912 wurde das Dach neu gedeckt. Einige Schäden erlitt die Kapelle bei dem Bombenangriff auf Weiden und Hutsherweg am 10. Februar 1945. Als im Jahre 1947 Heinrich Pohl, neben der Kapelle aufgewachsen, seine Primiz dort feierte, wurde das Innere des Kirchleins von der Nachbarschaft aufpoliert. Mit Altar, Kommunionbank, Kniebänken, Fenstern und Lampen erhielt es eine völlig neue Inneneinrichtung. Die letzte große Renovierung fand endlich anläßlich der 500-Jahrfeier im Jahre 2007 statt (Generalsanierung von Mauerwerk, Dach, Elektroinstallation, Malerarbeiten, Innenausstattung). Ferner wurden zwei neue Fenster eingebaut. Das Jubiläum wurde ausführlich gefeiert (Ausstellung und Festgottesdienst an der Kapelle).

Die Anna-Kapelle ist ein Bruchsteinbau mit 7,15 m x 5 m Grundriß. Der Chor schließt mit einer dreiseitigen Apsis ab. Das Dach wird von einem Dachreiter als Glockentürmchen gekrönt. Auf den Langseiten weist das Gebäude je zwei Bogenfenster auf.

Im Innenraum der St. Anna Kapelle finden wir: einen neubarocken Altaraufsatz mit den Figuren der Hl. Anna mit ihrer Tochter, der Gottesmutter Maria und die Darstellung Mariens mit dem Leichnam des vom Kreuz abgehängten Jesus Christus (Vesperbild); darüber ein Kreuz; zwischen den Fenstern an den Längswänden Maria mit dem Kind und der heilige Josef.  

Zwei der Fenster mit einfacher Schmuckverglasung zeigen einmal Symbole für den christliche Glauben: Getreideähren und Weintrauben als Zeichen für Brot und Wein, die Sinnbilder für den Leib und das Blut Christi; zum anderen einen Fisch – ebenfalls ein altes Sinnbild für Jesus Christus – und eine Taube, von der Lichtstrahlen ausgehen, als Symbol für den heiligen Geist. Die beiden anderen Fenster sind zum 500 Jahre -Jubiläum mit zwei Werken des aus Schlesien stammenden Kürtener Künstlers Franz Toenniges (…) ausgestattet worden, nämlich den Darstellungen der heiligen Hedwig (Patronin von Schlesien) und der heiligen Anna-Selbdritt (Darstellung der heiligen Anna und ihrer Tochter Maria mit dem Jesuskind.), die er eigens aus Anlaß des Jubiläums entwarf. Die Realisierung besorgte die Kürtener Glaskünstlerin Maria Schätzmüller-Lukas.
Die Kapelle ist mit einer Bestuhlung ausgestattet, so daß Gottesdienste abgehalten werden können.

In früheren Zeiten wurden mehrmals im Jahr in der Kapelle Gottesdienste gefeiert, so natürlich am Gedenktag der Kapellen-Patronin am 26. Juli, aber auch am 22. Februar, dem „Pitteschdaach“ (Petri Stuhlfeier). Auch die Fronleichnamsprozession von Kürten kam hierher. Heute findet außer am patronatsfest noch ein gut besuchter wöchentlicher Gottesdienste statt.

Nicht zu vergessen ist die Anna-Kirmes, die in der Woche des Patronatsfestes gefeiert wird. Von dem früheren mehrtägigen Kirmesbetrieb mit feierlichem Gottesdienst, Tanz, Kirmesbuden, Karussells etc. ist allerdings nicht mehr viel übrig geblieben.