Termine
Festhochamt zum zweiten Weihnachtsfeiertag
Cäcilienchor Herz Jesu
Was bewirkt beharrliches Bitten?
Immer aber verstecken sich in den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen göttliche Botschaften, die es zu erkennen gilt,
so auch aus dem Gleichnis
vom bittenden Freund (Lk.11,5-8),
in dem Jesus mit anschaulichen, einfachen Worten eine Geschichte erzählt, aus der er eine allgemeingültige Schlussfolgerung zieht. Es handelt sich um eine Begebenheit, die den damaligen Menschen offenbar vertraut war, wodurch er allgemeine Zustimmung zum Sachverhalt erwarten kann, um dann vergleichend auf das Verhalten Gottes im Himmelreich verweisen zu können. Ausgehend von einer alltäglichen Situation, wendet er sich mit seiner Erzählung, in der sich die Verhältnisse in einem palästinischen Dorf wiederspiegeln, an seine Jünger:
Ein Mann, der unverhofft und spät in der Nacht von einem Freund besucht wird, hat kein Brot mehr im Hause, um seiner Verpflichtung der Gastfreundschaft nachkommen zu können. Vor dem Hintergrund, dass zur Zeit Jesu Brot nicht im Laden gekauft, sondern der Tagesbedarf für die Familie von den Hausfrauen am frühen Morgen gebacken wurde und jeder ziemlich gut über seinen Nachbarn Bescheid wusste, scheint seine Handlungsweise realistisch. In seiner Verlegenheit erbittet er vom Nachbarn, von dem er offenbar weiß, dass dessen Tagesvorrat nicht erschöpft war, drei Brote, den Bedarf für eine Mahlzeit. Allerdings muss er diesen in der Nachtruhe stören. Der Nachbar ist ungehalten und möchte zunächst nicht gestört werden. Er versucht, den Freund loszuwerden mit den Worten: „Belästige mich nicht, die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder sind mit mir zu Bett, ich kann nicht aufstehen und dir geben“ -.
Die beiden Kontrahenten werden von Jesus in knapper Form charakterisiert: während der Bittsteller sich durch Beharrlichkeit auszeichnet, lässt sich der Nachbar, der zunächst ungehalten ist, schließlich zur Hilfe überreden und öffnet die Tür. Er hilft zwar nicht aus Freundschaft, sondern wegen des ihm lästig gewordenen Drängens des Freundes.
Jesus selbst zieht den Schluss aus dem Sachverhalt: "Wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines Drängens sich erheben und ihm geben, was er braucht."
Auf den ersten Eindruck hin könnte der Schwerpunkt des Gleichnisses in der Beharrlichkeit des Bittenden vermutet werden. Unter Berücksichtigung der Folgerung daraus fällt jedoch auf, dass nicht der Bittende, sondern der gestörte Nachbar im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Es kristallisiert sich eindeutig das Verhalten des Nachts belästigten Freundes als Hinweis auf die Botschaft Jesus heraus. Denn das Gleichnis soll Aufschluss über das Verhalten Gottes im Himmel zu den Menschen geben. Die Botschaft Jesu lautet:
„Wenn schon der belästigte Nachbar dem bittenden Freund schließlich hilft - wenn auch nicht aus Freundschaft, sondern wegen seiner Beharrlichkeit -, um wie viel eher wird Gott im Himmel jene erhören, die in Not sind, wenn sie nur inständig genug darum beten.“
Doch eine Bitte an Gott geht noch über die Bitte an einen Menschen hinaus. Die Bitte an einen Menschen verlangt zuvor einen bestimmten Grad von Vertrautheit, um erhört zu werden. Die Bitte an Gott hingegen macht uns selbst zu Vertrauten Gottes. Reden mit Gott entspricht dem persönlichen Gebet.
Die im Gebet erworbene Vertrautheit regt den Menschen dazu an, sich voll Gott zuzuwenden. Mit ihm kann er alles besprechen. Eifriges und beharrliches Bitten im Gebet ist Gott nicht lästig, sondern vielmehr willkommen. Er drängt sich uns zwar nicht auf, doch er lädt uns ein zu bitten: „Bittet, dann wird euch gegeben, klopft an, dann wird euch geöffnet“ (Mt 7,7).
Inge Flock
für den Sachausschuss Glaubensverkündigung