Termine

Festhochamt zum zweiten Weihnachtsfeiertag
26.12.2024 - 11:30 Uhr Spatzenmesse KV220 von W.A.Mozart
Cäcilienchor Herz Jesu

Vom verlorenen Sohn

In vielen seiner lebensnahen biblischen Erzählungen verkündet uns Jesus durch einen Vergleich der Verhaltensweisen der Menschen mit dem Handeln Gottes im uns unbekannten Himmelreich die Barmherzigkeit Gottes. Dies geht auch aus der gradlinigen Geschichte vom verlorenen Sohn (Lk.15,V.11-32) hervor.

In diesem Gleichnis orientiert sich Jesus an den damaligen weltlichen Gesetzen, wonach der schollengebundene Erstgeborene gegenüber dem Nachgeborenen Anspruch auf das väterliche Erbgut hatte. Dem Jüngeren jedoch stand ein Erbanteil zu, den er sich auszahlen lassen konnte. Zur Zeit Jesu war es nicht ungewöhnlich und rechtlich zulässig, die Erbteilung bereits zu Lebzeiten des Vaters vorzunehmen.

In dieser Erzählung bittet der Jüngere von den zwei Söhnen eines Gutswirts seinen Vater, ihm sein Erbteil auszuzahlen. Der Vater entspricht ohne Einwand dem Wunsche. Der jüngere Sohn zieht mit seinem Vermögensanteil in die Fremde. Indem er jedoch ein ausgelassenes, verschwenderisches Leben führt, hat er seinen Besitz schnell vergeudet. Als eine Hungersnot eintritt, gerät er in große Armut. Um nicht zu verhungern, muss er sich als Schweinehirt verdingen, eine für einen Juden tiefe Erniedrigung, da schon die Berührung mit diesen als unrein geltenden Tieren ihn selbst auch unrein macht.

Seine große Not führt ihn zu der Erkenntnis, dass es den niedrigsten Arbeitern auf dem Hofe seines Vaters besser geht als ihm. Seine Selbstbesinnung lässt ihn seine Schuld erkennen. Er beschließt heimzukehren, dem Vater sein Versagen einzugestehen und ihn zu bitten, ihn zwar nicht als Sohn, sondern als Tagelöhner aufzunehmen, um sich sein Brot verdienen zu können.

Als der Vater den Heimkehrenden von Weitem kommen sieht, läuft er ihm – ganz im Widerspruch zur Würde eines Orientalen – entgegen, umarmt und küsst ihn voll Freude. Der Sohn kann sein Schuldbekenntnis nur zum Teil vorbringen. Denn der Vater lässt ihn gar nicht ausreden, sondern gibt seinen Knechten sogleich Anweisung, die beste Kleidung für den Sohn zu holen, außerdem Schuhe als Zeichen des freien Mannes und einen Ring als Symbol dafür, dass der Vater ihn wieder ganz in seine frühere Stellung einsetzen will. Das ganze Haus soll Anteil an seiner Freude haben und ein Freudenfest feiern.

Der ältere Bruder, der auf dem Felde war, hört auf seinem Heimweg schon von Weitem freudige Musik. Überrascht fragt er den ersten Knecht, den er sieht, nach dem Grund. Er ist über den Anlass so erbost, dass er nicht hineingehen will, um mitzufeiern.

Der Vater, der dem zurückgekehrten Sohn seine verzeihende Liebe geschenkt hat, zeigt auch dem älteren Sohn gegenüber Entgegenkommen. Er geht zu ihm hinaus und hört sich geduldig dessen Protest an. Liebevoll versucht er, auch ihn mit in seine Freude hineinzuziehen und argumentiert: "Kind, du bist immer bei mir, und all das Meine ist dein".            

Das Verhalten der beiden Brüder ist kontrastreich gezeichnet:

Während der eine durch seinen Lebenswandel Unrecht tut – dieses aber schließlich einsieht und den Vater um Verzeihung bittet –, verharrt der andere, dessen Verhalten zwar der vorbildlichen Norm entspricht, in Selbstgerechtigkeit. Doch beide erfahren die Barmherzigkeit des Vaters.

Die Botschaft, die Jesus verkünden will, dürfte lauten:

Ebenso wie der Vater seine verzeihende Liebe seinem verschwenderischen, aber reuevollen Sohn zuteilwerden lässt, so wird auch Gott einen Sünder, der umkehrt, voll Freude und Barmherzigkeit aufnehmen. Indem er gleichzeitig seinem daheim gebliebenen, richtenden Sohn Verständnis entgegenbringt, zeigt er, dass er die Gerechten dadurch nicht vernachlässigt.

Denn Gott ist der barmherzige Vater, der alle, die zu ihm kommen, herzlich empfängt. Darauf dürfen wir vertrauen.

 

Inge Flock

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