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Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Um die Verhältnisse im Himmelreich zu verdeutlichen und zu zeigen, wie eng die beiden Teile der Vaterunser-Bitte: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" voneinander abhängig sind, zeigt uns Jesus in seinem Gleichnis Vom unbarmherzigen Knecht (Mt.18,V.21-35)

In der Erzählung wird von einem König berichtet, der mit seinen Knechten Abrechnung hält. Zu Beginn wird dem Herrn ein Knecht vorgeführt, der ihm 10.000 Talente schuldet, die er nicht zurückzahlen kann.

Zurzeit Jesu waren in Palästina Talente noch in ihrer ursprünglichen Bedeutung als Gewichts- und Währungseinheit verbreitet. Der Wert eines Talents wird für diese Zeit mit etwa 58,932 kg Silber angegeben. Entsprechend war die Schuld des Knechtes mit 589.320 kg Silber ungewöhnlich hoch, sodass naheliegt, dass er nie in der Lage sein würde, sie zu begleichen.

Der König gibt den Befehl, den säumigen Schuldner mit seiner ganzen Familie und seinem Besitz zu verkaufen. Die kniefällig vorgetragene Bitte des Knechtes um Geduld und das Versprechen, alles zu bezahlen, erweckt jedoch das Mitleid des Herrn. Er gewährt ihm nicht nur Aufschub, sondern erlässt ihm die ganze Schuld.

Als kurz darauf dieser Knecht einem Mitknecht begegnet, der ihm 100 Denare schuldet, verlangt er von diesem sofortige Rückgabe des Geliehenen. Eine Umrechnung nach heutigem Maßstab kann sich daran orientieren, dass der Tageslohn eines Arbeiters ein Denar betrug. Der Mitknecht richtet an seinen Gläubiger fast wörtlich die gleiche Bitte um Zahlungsaufschub, mit der dieser sich zuvor an seinen König gewandt hatte.  

Doch der Knecht, dem so großes Entgegenkommen zuteil geworden war, ist selbst seinem Schuldner gegenüber hartherzig. Er lässt ihn in Schuldhaft nehmen, bis dass er die Schuld bezahlt habe. Zeugen dieses Handelns melden den Vorfall empört dem König. Dieser lässt den Knecht abermals rufen, stellt ihm seine Handlungsweise vor Augen und nimmt seine zuvor gewährte Gnade zurück. Der Knecht wird der gesetzlichen Strafe übergeben.

Das Außergewöhnliche in der Erzählung wird durch das Zusammentreffen von zwei extrem unterschiedlichen Verhaltensweisen verdeutlicht: auf der einen Seite steht die übergroße Gnade, die der Knecht erfahren hat. Auf der anderen Seite steht kontrastreich die unbarmherzige Hartherzigkeit gerade dieses Knechtes gegenüber einem seiner Mitknechte.

Kontrastreich ist auch die Höhe der beiden Schulden angegeben: Der wohl abstrakt hohen Summe von 10.000 Talenten - wohl ein Betrag, den sich die Zuhörer zu dieser Zeit kaum vorstellen konnten - ist als bewusste Übertreibung in Relation zu dem vergleichsweisen geringfügigen Betrag von 100 Denaren gesetzt.

Obwohl das Verhalten des hartherzigen Knechtes vom Rechtsstandpunkt aus legal ist, wird dieser Mann durch den argumentativen Charakter der Ereignisse - nach der vorausgegangenen erfahrenen Güte - ins Unrecht gesetzt, was den König veranlasst, seine bereits gewährte Gnade zurückzunehmen.

Durch den im Gleichnis enthaltenen moralischen Apell lässt Jesus seine Zuhörer zu der Schlussfolgerung gelangen:

Ebenso wie der König dem unbarmherzigen Knecht seine Gnade entzieht, so wird auch Gott denen, die hartherzig zu ihren Mitmenschen sind, sein Erbarmen versagen.

Gott wird nur denjenigen vergeben, die ihrerseits auch vergeben: Das ist das Gesetz Gottes. Somit vermittelt uns Jesus in diesem Gleichnis, dass wir bei moralischem Versagen selbst bei einer nach irdischem Gesetz unanfechtbaren Handlung die Barmherzigkeit Gottes verwirken.

Inge Flock

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