Auf den Spuren des heiligen Franziskus – Assisi 2018
Ich weiß zwar nicht, was auf mich zukommt, aber in der Gruppe macht das bestimmt Spaß. Das habe ich mir gedacht, als ich entschieden habe, dass ich dieses Jahr gerne auf KHG-Wallfahrt fahren möchte.
Als es dann soweit ist, habe ich gerade angefangen zu arbeiten, bin umgezogen und nach und nach kommen meine neuen Mitbewohner dazu. Irgendwie passt es jetzt auch ganz gut, mit einer neuen Gruppe diese Erfahrung zu machen.
Ah hey, wir kennen uns… Dich habe ich auch schon mal gesehen… Wer bist du? Am Flughafen lerne ich die Anderen kennen. Ich bin ein bisschen müde und etwas aufgeregt, aber bald merke ich, dass es allen irgendwie so geht. So langsam finden wir heraus, warum wir uns schon mal gesehen haben, was so unsere Situation ist und mit wem wir es zu tun haben.
Weil ich es schaffe, im Flugzeug noch Schlaf nachzuholen, muss mich die Hitzewand Italiens beim Aussteigen erstmal wieder in die Realität zurückholen.
Irgendwann kommen wir dann in Trevi, einer kleinen Stadt nördlich von Assisi, an einem Kloster der Gemeinschaft Chemin Neuf, von der die KHG betreut wird, an. Hier dürfen wir für die nächste Woche wohnen und werden, zur allgemeinen Erleichterung, auch am Abend schon mit wunderbarem Essen versorgt. Wir lernen uns noch weiter kennen: Beim Essen, in der Runde und auf dem Zimmer. Ich habe zwei sehr nette Zimmerkumpanen: Lukas und Son. Mit den Beiden ergeben sich so einige lustige Gespräche und ich kenne sie am Ende eben doch irgendwie besser als die Anderen.
Am nächsten Tag geht es sofort nach Assisi. Das hört sich für mich erstmal komisch an, weil das ja eigentlich das Ziel der Reise sein sollte. Ich lasse mich trotzdem darauf ein und wenn wir in Assisi ankommen, verstehe ich es auch: Die Stadt ist wirklich sehr beeindruckend. Die mittelalterliche Architektur, die kleinen Gassen und die vielen Kirchen geben ihr eine sehr ruhige und friedliche Atmosphäre. Ein toller Ort um zur Ruhe zu kommen, sich zu besinnen und für das persönliche Gebet. Auf der Suche nach einem Ort für meine erste Gebetszeit, werde ich von einer Begegnung mit einem Mann berührt: Von allen Leuten, die an ihm vorbei gehen, spricht er mich an, stellt mir mit großer Offenheit und Ausstrahlung kurze persönliche Fragen, wünscht mir von Herzen einen schönen Tag und lässt mich wieder gehen. So fühlt sich die Atmosphäre dieser Stadt an und ich verstehe, dass dieser Tag in der Stadt geholfen hat, mich auf den Weg, den wir gehen einzulassen.
Abends gehen wir noch auf die Terasse und treffen dort ein paar Andere, die auf die gleiche Idee gekommen sind. Wir unterhalten uns und lernen uns ein bisschen kennen. Das wird sofort zur abendlichen Tradition mit Louisa, Stefanie, Konrad, Lukas und mir.
Heute soll also das Wandern losgehen. Ich entscheide mich, heute noch in kurzer Hose zu wandern, weil mir der Gedanke, bei der Hitze mit langer Wanderhose zu laufen, nicht so richtig gut gefällt, ziehe feste Schuhe an und lasse das Ganze einfach mal auf mich zu kommen. Den ersten Teil der Strecke verbringen wir schweigend. Das gibt mir Zeit für mich und ehrlich gesagt bin ich beim Bergsteigen in der Hitze auch gar nicht so unzufrieden damit, nicht zu reden. In den nächsten Tagen werden wir immer wieder Wegabschnitte in Stille verbringen, wo wir Zeit fürs persönliche Gebet bekommen. Auch wenn mir das nicht immer leicht fällt, bringt es mich ein ganzes Stück weiter. Dass die Natur um mich herum so wunderschön aussieht, hilft dabei natürlich auch. Hier versteht man leicht, warum Franziskus der ganzen Schöpfung das Evangelium verkünden wollte. Auf dem größten Teil der Strecke schweigen wir aber natürlich nicht und hier bekomme ich jeden Tag die Gelegenheit tolle Gespräche zu führen und meine Mitpilger besser kennenzulernen. Ob über Glauben und Kirche oder über Lebenspläne und Studium oder einfach über Essen… Irgendwie kann man hier über alles reden und, dass das alles innerhalb von ein paar Stunden passiert, erlebe ich sonst auch nicht alle Tage.
Fast jeden Tag darf ich mich in meiner Fraternitätsgruppe über persönliche Erfahrungen in Glauben und Leben austauschen. Hier erlebe ich einen sehr intensiven, ehrlichen und persönlichen Austausch, der mir Kraft für die Erfahrung gibt.
Am vorletzten Tag haben wir eine Wüstenerfahrung, das heißt, wir nehmen uns den Vormittag im Gebet ganz für uns alleine. Ich entscheide mich dafür in den Wald an einer franziskanischen Einsidelei etwa eine halbe Stunde von Assisi, an der wir beim Wandern schon einmal vorbei gekommen sind, zu gehen. Ich setze mich auf einen malerischen Felsen und darf die Einsamkeit und Stille dieses schönen Orts genießen. Der Treffpunkt ist in Assisi, also mache ich mich irgendwann auf den Weg nach unten in die Stadt. Bevor ich losgehe mache ich aber Halt am Eingang der Einsidelei. Hier erfahre ich die Begegnung mit einem indischen Bruder einer christlichen Gemeinschaft, die sich an der franziskanischen Spiritualität orientiert. Ich darf von seinem Leben und Überzeugungen erfahren. Belebt von dieser Erfahrung mache ich mich jetzt also wirklich singend auf den Weg in die Stadt. Ganz alleine wirkt der Weg und die Stadt doch noch anders und ich freue mich die Erfahrung gemacht zu haben.
In aller Herrgottsfrühe geht es heute zum Bahnhof in den Zug nach Rom. Dort wollen wir unseren letzten Tag noch verbringen. Wir schauen uns diese tolle Stadt an und obwohl ich schon öfter hier gewesen bin, macht es mir trotzdem wieder Spaß. Wir dürfen in den Zimmern des heiligen Ignatius von Loyola Messe feiern und beten. Danach geht es in den Vatikan, wo wir uns im Gespräch mit einem Kardinal Einblicke in die Kirche und das Leben dort geben lassen. Ich lasse mich wieder auf ein Neues vom gewaltigen Petersdom beeindrucken. Ein Gefühl dafür bekomme ich, als ich auf dem Boden eine Markierung finde, auf der die Größe des Kölner Doms im Verhältnis angedeutet wird. Er kommt mir winzig vor. Den Rest des Tages wandeln wir in kleinen Gruppen durch die Stadt. Ich schaue mir das Kolosseum, den Cirkus Maximus, den Mund der Wahrheit und Santa Maria in Cosmedin an. Meine Gruppe kenne ich schon relativ gut, also habe ich eine entspannte Runde und erlebe schöne Gespräche.
Jetzt geht es schon wieder zurück. Wir veranstalten heute noch einmal Großputz im Kloster und am nächsten Morgen geht es früh los zum Flughafen. Wir kommen etwas knapp an, bekommen aber unseren Flug und haben trotz Flughafengewusel niemanden verloren. In Bonn gehen wir wieder getrennte Wege. Hat Spaß gemacht mit euch, bis zum nächsten Mal!