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Prof. Dr. phil. Ernst Tittel

* 26. April 1910 in Sternberg (Nordmähren)
† 28. Juli 1969 in Wien

Repertoire

  • Kleine Festmesse op. 37
  • Deutsches Te Deum op. 9a
    (1940 unter Hans Weindorf einstudiert; nicht mehr im aktuellen Repertoire)

 

Portrait

Österreichischer Organist, Komponist und Musiktheoretiker

 

Ernst TittelNach der Matura 1928 ging Ernst Tittel nach Wien, wo er bis 1932 an der „Abteilung für Kirchenmusik“ der Akademie für Musik und darstellende Kunst vor allem bei dem unvergessenen Meister Josef Lechthaler, bei Vinzenz Goller, Karl Walter und Andreas Weißenbäck studierte und die Reifeprüfung mit Auszeichnung ablegte.

 

1932 wurde er Organist an der Franziskanerkirche, der Institutskirche der „Abteilung für Kirchenmusik“, und von 1934 bis 1967 auch Organist der „Geistlichen Stunde“ des Österreichischen Rundfunks, ausgenommen die Jahre der NS-Zeit von 1938 bis 1945. Im Jahre 1933 legte Tittel noch die Lehramtsprüfung an der neuerrichteten „Abteilung für Kirchen- und Schulmusik“ ab. Von 1929 an studierte er zugleich an der Wiener Universität und wurde 1935 in Musikwissenschaft mit der Dissertation „Simon Sechter als Kirchenkomponist“ promoviert.

 

Seit 1936 unterrichtete Tittel selbst an der Wiener Akademie, zunächst als Assistent von Prof. Goller, dann ab 1948 als Professor im Mittelschulstatus, ab 1954 als außerordentlicher und schließlich ab 1961 als ordentlicher Hochschulprofessor. Er lehrte Musiktheorie, Harmonielehre, Kontrapunkt, Kirchenkomposition und Orgel. 1965 wurde er zudem Lehrbeauftragter für Kirchenmusik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

 

Seine Unterrichtstätigkeit mündete in die Neubearbeitung des Gradus ad Parnassum von Johann Joseph Fux, die unter dem Titel Der neue Gradus 1959 in Wien veröffentlicht wurde. Als Musikhistoriker verfasste Tittel die profund recherchierte Geschichte der österreichen Kirchenmusik, Österreichische Kirchenmusik. Werden-Wachsen-Wirken, Wien 1961, ein Standardwerk, das viele Musikergenerationen bereichert hat.

 

Tittel, der als Lehrerpersönlichkeit wesentlich an dem hohen Niveau österreichischer Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts beteiligt war, komponierte mit sicherer Satzkunst in einem nachklassischen, teilweise von der Gregorianik ausgehenden kontrapunktischen Stil in einer bis zu freier Zwölftontechnik erweiterten tonalen Harmonik.

 

Sein musikalisches Wirken wurde schon früh mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Förderungspreis der Stadt Wien für Musik des Österreichischen Staatspreises im Jahre 1952 für sein weltliches Werk „Polyhymnia“. Desöfteren repräsentierte Tittel die Wiener Akademie bei Kongressen im In- und Ausland. Sein Engagement für Österreich, unter anderem bemühte er sich gemeinsam mit Prof. Dr. Gerhard Frotz um die soziale Besserstellung der Kirchenkomponisten, wurde im Jahre 1960 mit der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst honoriert. Als größte Anerkennung für sein epochemachendes kirchenmusikalisches Schaffen verlieh ihm Papst Johannes XXIII. im Dezember 1961 beim 50-jährigen Jubiläum des Pontifico Istituto di Musica Sacra in Rom - als einzigem Kirchenmusiker Österreichs des 20. Jahrhunderts - das Komturkreuz des Gregoriusordens1.

Ernst Tittel litt in seinen letzten Lebensjahren an einem tragischen Gehörleiden, das ihm auch seelisch sehr zu schaffen machte und verstarb plötzlich und unerwartet nach einem zweiten Herzinfarkt im Juli 1969. Er wurde am 4. August 1969 auf dem Wiener Zentralfriedhof (Grab 10/19/90) beigesetzt.

 

Quellen und weiterführende Links:

Marc Honegger/Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik, Band 8, Verlag Herder Freiburg, 1992

Mit bestem Dank an Traudl (Gertrud) Wally, Tochter von Ernst Tittel für die persönliche Mitteilung an den Stifts-Chor Bonn im Oktober 2012
Dr. Michael Tunger: Erinnerungen an Prof. Dr. Ernst Tittel (1910-1969), © SINFONIA SACRA - Gesellschaft zur Förderung katholischer Kirchenmusik e.V., Aachen

 

1 Der Ordine Equestre Pontificio di San Gregorio Magno (Päpstlicher Ritterorden vom heiligen Gregor dem Großen) ist der vierthöchste Orden, der unmittelbar vom Papst für Verdienste um die römisch-katholische Kirche verliehen wird. 

 

Werke

Der Nachlaß von Ernst Tittel, der aus Autographen, Handschriften, Drucken, Korrespondenz und Photos besteht, liegt heute in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Es sind sowohl Werke mit Opus-Zahl und Datierung (1930-1969: op. 1a bis op. 84, 93 Werke) als auch ohne Opus-Zahl und Datierung (1925-1969: 24 Werke) sowie undatierte (119 Werke) vorhanden, was eine Gesamtzahl von 236 Kompositionen ergibt, darunter: 4 deutsche Singmessen, 25 lateinische Messen, Kantaten, Magnificat, Proprien, Ordinarien, Motetten, zahlreiche Orgel-Stücke, ferner zahlreiche weltliche Vokalwerke.

 

Zu Lebzeiten Tittels wurden oft und viel in den deutschsprachigen Ländern aufgeführt (laut Gertrud Wally):

 

  • Missa super O esca viatorumInnsbruck, ich muss dich lassen“ op. 7b für gem. Chor a cappella (1936) 
  • Missa festiva in F (Klemens-Maria-Hofbauer-Messe) op. 52 für gemischten Chor mit Orgel und Orchester ad libitum (1951) 
  • Missa „Cum Jubilo“ op. 66 für vierstimmigen Chor a cappella (1953)
  • Engelmesse (Missa de Angelis) op. 67 für gemischten Chor und Orgel (1956)

 

  • Missa in honorem Sanctae Elisabeth für Soli, Chor und Orchester (1927, anlässlisch des frühen Todes seiner Schwester Elisabeth komponiert)
  • Missa cum populo activo für Kantor, Volk, Chor und Orgel (1932)
  • Missa Magnus et potens in honorem Sti. Antonii de Padua op. 15 für gem. Chor, Bläser und Orgel (2 Pauken ad lib.) (1940)
  • Missa Cantate Domino op. 31 für vier gemischte Chöre a cappella (1948)
  • Missa Mariana op. 32 für gem. Chor und Orgel
  • Kleine Festmesse op. 37, für gem. Chor und Orgel, Orchester ad lib. (1950)
  • Neue kleine Festmesse, Missa brevis für gemischten Chor, Orgel u. Orchester ad lib. (1954)
  • Altöttinger-Muttergottes-Messe op. 61 für Soli, gem. Chor und Orchester (Orgel ad lib.) (1954)
  • Missa Gregoriana op. 62 für gem. Chor a cappella (1954)
  • Franziskusmesse op. 78 für gemischten Chor und Orgel (1964)
  • Missa „Laudate Dominum“ op. 84 für Männerchor und Orgel (3 Trompeten, 2 Posaunen ad lib.)
  • Klosterneuburger Messe, Deutsches Ordinarium für Vorsänger, gemischten Chor und Volk (1968)

 

  • Volksoratorium Franziskus op. 2, für Soli, gemischten Chor, Volksgesang, Orchester und Orgel (1932)
  • Das Klosterneuburger Osterspiel, für Soli, gem. Chor, Kinder- bzw. Volksschola, Flöte, Oboe, Klarinette in A, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Pauke, Orgel und Streicher, op. 3 (1934)
  • Christkönig-Proprium, op. 28 für gem. Chor, Streicher und Orgel (oder Orgel allein) (1945)
  • Requiem mit Libera, op. 34 für gem. Chor und Orgel (4 Bläser ad lib.)
  • Te Deum, op. 48 für gem. Chor, 2 Trompeten, 2 Hörner, 2 Posaunen und Orgel
  • Jubilate Deo,  op. 74/2 für gem Chor a cappella
  • Deutsches Requiem mit Libera, op. 81 für gemischten Chor a cappella, Ordinarium auch für Volksgesang

 

  • Streichquartett in e-moll, op. 1a (1930)
  • Variationen und Fuge über die Haydn-Hymne, op. 4 (1934)
  • Symphonia sacra für Orchester, op. 14 (1939)
  • 2 Konzerte für Orgel und Orchester, op. 18 u. 20 (1941)
  • Toccata und Fuge in e-moll für Orgel, op. 49 (1951)
  • Präludium und Fuge für Orgel, op. 56
  • Toccata für Orgel, op. 63 (1954)

 

Bitte beziehen Sie sich beim Zitieren dieses Dokumentes auf folgende URL:
http://gemeinden.erzbistum-koeln.de/stifts-chor-bonn/service/komponisten/Tittel.html

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Autor: Judith Roßbach

Letzte Änderung am 18.08.2022


 
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