Dr. h.c. mult. Johannes Brahms
* 7. Mai 1833 in Hamburg † 3. April 1897 in Wien
Repertoire
- Der englische Gruß, aus: Marienlieder für gemischten Chor op. 22 Nr. 1 (1859)
(~1966 unter Kantor Joseph Noël einstudiert; nicht mehr im aktuellen Repertoire)
- Mit Fried und Freud ich fahr dahin, Choral aus: Motette „Warum ist das Licht gegeben“ op. 74, 1
- O Heiland, reiß die Himmel auf op. 74 Nr. 2 (1986 unter Kantor Andreas Wery einstudiert)
Portrait
Komponist, Pianist und Dirigent Er gilt als einer der bedeutendsten europäischen Komponisten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Johannes Brahms war Sohn einer weit verzweigten niedersächsisch-norddeutschen Familie und wuchs in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er vom Vater, einem Stadtmusikanten. Später wurde er durch Cosel und Eduard Marxsen in Klavier, Komposition und Theorie unterrichtet.
Als Klavierbegleiter eines ungarischen Violinspielers unternahm er 1853 eine Konzertreise, auf der er in Hannover den aus Ungarn stammenden Geigenvirtuosen Joseph Joachim kennenlernte, einen bedeutenden Komponisten von Orchesterstücken und Violinkonzerten. Mit Joachims Empfehlung besuchte Brahms Robert Schumann in Düsseldorf und gewann durch seine Kompositionen die Anerkennung und Freundschaft des Meisters. Nach kurzem Aufenthalt in Weimar bei Franz Liszt siedelte Brahms 1857 nach Detmold über und war dort drei Jahre Chordirigent und Hofpianist. 1859 wurde er Leiter eines Frauenchors in Hamburg. 1862 zog Brahms nach Wien, wo er von 1863 bis 1864 die Singakademie und von 1872 bis 1875 die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde leitete. Abgesehen von Erholungsreisen in Österreich oder nach Italien verließ Brahms die Stadt nicht mehr.
Er wurde Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin, Präsident des Wiener Tonkünstlervereins und 1889 Ehrenbürger der Stadt Hamburg. Die Universitäten Cambridge und Breslau verliehen ihm 1877 respektive 1878 die Doktorwürde honoris causa.
Brahms starb am 3. April 1897 im Alter von 63 Jahren in Wien-Wieden, Karlsgasse 4, nach Angaben einiger Biografien an Leberkrebs. Wie sich jedoch herausgestellt hat, war ein Pankreaskarzinom ursächlich für seinen Tod. Er wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Brahms’ Werk steht in einer gesamteuropäischen Musiktradition. Nicht nur Beethoven, auch Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Giovanni Pierluigi da Palestrina hatten Einfluss auf seine Musik. Brahms griff auf mittelalterliche Kirchentonarten und auch auf die niederländische Kanontechnik zurück. Er fühlte sich dem Vergangenen verpflichtet. Die von ihm vorgenommenen Abweichungen zur Tradition wurden in unauffälligen Schritten vollzogen. Obwohl Brahms im Wesentlichen tradierte Formen übernahm, schuf er ein unabhängiges und eigenständiges Werk. Brahms ist seit Ludwig van Beethoven der bedeutendste Symphoniker.
Unbestreitbar zählt Johannes Brahms zu den bedeutendsten Komponisten aller Zeiten. In seiner Musik verbindet sich dramatische Kraft mit lyrischer Intensität und einer beruhigenden Wärme. Im Hinblick auf seine harmonischen Experimente und seine Ausdruckskraft war Brahms ohne Frage ein Neuerer, während seine Verwendung traditioneller, ja archaischer Formen eher konservativ anmutet. Er schrieb keine einzige Oper, schuf aber in beinahe allen anderen Gattungen bedeutende Werke: an Orchestermusik vier Symphonien und vier Solokonzerte, zwei Orchesterserenaden und zwei Konzertouvertüren sowie die Haydn-Variationen; sein sehr persönlich geprägtes Deutsches Requiem; Hunderte von Liedern und anderen Vokalkompositionen; eine Vielzahl hervorragender Kammermusikwerke; etliche Stücke für Klavier, das er selbst ausgezeichnet spielte; und natürlich seine Ungarischen Tänze, die sich in den unterschiedlichsten Bearbeitungen nach wie vor ungebrochener Popularität erfreuen.
Brahms stand den radikalen Neuerungen von Liszt und Wagner skeptisch gegenüber und wurde darum regelmäßig von deren Anhängern angegriffen. Gegen Ende seines Lebens verloren diese Polemiken jedoch an Schärfe, denn Interpreten und Publikum hatten schließlich erkannt, dass man sich in seinen musikalischen Vorlieben keineswegs auf ein ideologisches Lager beschränken muss.
Johannes Brahms wurde am 6. April 1897 auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 26) in einem Ehrengrab beigesetzt.
Werke
Von seinen Werken ist am volkstümlichsten Ein Deutsches Requiem op. 45 (1861-68) für Soli, Chor und Orchester. Der von Brahms selbst gewählte Text ist der Bibel entnommen. Im Mai 1896, kurz vor dem Tod Clara Schumanns, schrieb Brahms Vier ernste Gesänge: dem Alten Testament entnommene Gedanken über den Tod. Als einziges neutestamentliches Stück wählte Brahms 1. Kor 13. Von seinen 200 Liedern ist wohl Guten Abend, gute Nacht! das Bekannteste.
Sein Œuvre umfasst: 4 Sinfonien, 2 Serenaden, 2 Ouvertüren (Akademische, Tragische), Orchestervariationen, 2 Klavierkonzerte, Violinkonzert, Doppelkonzert für Violine und Violoncello, je 2 Streichsextette und Quintette, je 1 Quintett mit Klavier bzw. Klarinette, 3 Streichquartette, 3 Klavierquartette, 5 Klaviertrios, Sonaten für Klavier und Violine (3), Violoncello (2), Klarinette (2); Sonaten, Variationen, Balladen, Rhapsodien, Chorwerke mit Orchester (Rinaldo-Kantate, Triumphlied, Schicksalslied, Rhapsodie, Gesang der Parzen, Nänie), Motetten, weltliche gemischte und Männerchöre, Frauenchöre, Liebeslieder und Zigeunerlieder für vier Singstimmen mit Klavier, Duette, zahlreiche Lieder und Romanzen.
Quellen und weiterführende Links:
Marc Honegger/Günther Massenkeil (Hrsg.): Das große Lexikon der Musik, Band 1, Verlag Herder Freiburg, 1992
Lexikon der klassischen Komponisten, Nikol Verlagsgesellschaft mbH Hamburg, 1996
Siegmar Hohl (Hrsg.): Musikführer. Oper, Operette, Musical, Ballett, Konzert, Orbis Verlag München, 1995
Friedrich Wilhelm Bautz: Johannes Brahms In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band I, BBKL Hamm 1990, ISBN 978-3-88309-013-9, Spalten 726-728
Riezler, Walter, Brahms, Johannes in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 508-513 [Online-Version]
Johannes Brahms | Wien Geschichte Wiki, Herausgeber: Wiener Stadt- und Landesarchiv und Wienbibliothek im Rathaus (Seite nicht mehr abrufbar)
Letzte Änderung am 19.10.2022 |