Durch Zufall wurde 1965 bei Restaurierungsarbeiten ein gemaltes Mauerfresko im Marienchor wiederentdeckt, das dann auch sofort freigelegt wurde. Man fand heraus, dass es aus dem späten 15. Jh. stammt. Im 19. Jh. war es unter Putz gelegt worden und somit in Vergessenheit geraten. Gestiftet wurde es von Kardinal Heseler, der in Rom die Titularkirche S. Lucia innehatte. Daher ist die hl. Lucia dargestellt und neben ihr die hl. Agatha, beide sizilianische Heilige aus dem 3. Jh., die in enger Verbindung zueinander stehen. Georg Kardinal Heseler (1427-1482) war zeitweilig Reichskanzler unter der Regierung Kaiser Friedrichs III.. Georg Heseler hat dem Stift St. Andreas, an dem er und zwei seiner Brüder Kanoniker waren, eine Stiftung gemacht, wahrscheinlich eine Wandausmalung des nördlichen Querhauses, von der noch dieses Stück erhalten ist. Unter dem Kardinalshut mit seinen 15 Quasten sieht man ein Wappen, das einen Hasen zeigt, der über ein Gelände läuft. Statt "Heseler" könnte "Haseler" gesprochen worden sein. "Heseler" müsste sich auf Haselnuß oder Haselnussstrauch beziehen. Aber einen Hasen darzustellen ist anschaulicher. Kardinal Heseler hatte, wie schon erwähnt, zwei Brüder, die an St. Andreas tätig waren, nämlich Johann Heseler, Kanoniker in St. Andreas, dann Dechant in St. Aposteln und später Kanoniker am Dom von Köln (Domherr), und Nikolaus Heseler, Dechant in St. Andreas von 1499 bis 1502. Kardinal Heseler, manchmal auch Heßler geschrieben, stammte aus einer Würzburger Bürgersfamilie. Er studierte in Köln, in Heidelberg und in Pavia, wurde Propst des St. Viktorstiftes in Xanten und später Kanzler des Kaisers. Als solcher vermittelte er die Heirat von Maximilian, dem Sohn des Kaisers, und Maria von Burgund, der Tochter Herzog Karls des Kühnen. Georg Heseler wurde schließlich Bischof von Passau. Er starb in der Nähe vom Kloster Melk 1482. Als Kardinal hatte er, wie gesagt, als Titularkirche S. Lucia in Rom. Lucia war schon als Kind so sehr von Christus begeistert, dass sie wegen ihm Jungfräulichkeit gelobte; ihre Mutter aber hatte sie einem reichen Mann versprochen. Lucia zögerte die Verlobung hinaus. Als die Mutter dann erkrankte, unternahm Lucia mit ihr eine Wallfahrt nach Catania zum Grab der hl. Agatha. Die Mutter wurde geheilt und wollte fortan ihrem Kind keine Steine mehr in den Weg legen, ein jungfräuliches Leben zu führen, Christus geweiht. Lucia gründete mit ihrem Vermögen und mit Unterstützung ihrer Familie eine Armen- und Krankenstation. Den versteckten Christen brachte sie Lebensmittel. Damit sie beide Hände frei hatte zum Tragen der Speisen, setzte sie sich einen Lichterkranz aufs Haupt, um in der Dunkelheit den Weg zu finden.
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