• Fresko: Die Krönung Mariens |
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Während wir heute Maria eher als demütige Magd betrachten, wurde die im 13. Jh. als Königin dargestellt. Wie könnte es anders sein in der Zeit der Minne, im 12. bis 14. Jh. als die Marienfrömmigkeit einsetzt, und Maria als Unsere Liebe Frau besungen wird! Als prominentesten Vertreter dieser Verehrungswelle ist wohl der hl. Bernard von Clairvaux zu nennen. Die Verehrung führte sogar so weit, dass es auf dem 4. Laterankonzil (1215) sogar eine Vorlage gab, die Maria in die Dreifaltigkeit hineinzunehmen versuchte, um so eine Vierfaltigkeit zu schaffen. Dies wurde abgelehnt. Im jüngeren Bibelfenster des Kölner Domes in der Stephanuskapelle - das Fenster stammt aus dem ehemaligen Dominikanerkloster und wurde 1271 entworfen - sitzt Maria bereits bei der Verkündigung auf einem Thron und ist majestätisch gekleidet, als Himmelskönigin. In einem Buch des 14. Jhs aus franziskanischen Kreisen wird das Leben Jesu aus der Sicht Mariens geschildert. Die Mutter ist immer dabei, und Jesus beratschlagt sich mit seiner Mutter. Maria tritt immer mehr in den Vordergrund als die Frau, die zu Christus und zu Gott führen kann. Maria rückt auch in den Mittelpunkt des Leidens. Im Andachtsbild der Pietà ist sie die Mutter, die ihren toten Sohn in den Armen hält. Wir können uns in unserem Leid mit ihr identifizieren, da sie Mensch ist wie wir, im Gegensatz zu Jesus, den man weitgehend als Gott (mehr denn als Mensch) ansah. In franziskanischen Kreisen kam auch die Theorie der Immaculata (Maria ohne Erbschuld empfangen) auf, was schließlich 1854 zum Dogma erhoben wurde (zu einer Zeit, als Marienerscheinungen an der Tagesordnung waren). Die Marienverehrung verselbständigte sich. Die Assumptio, Mariä Himmelfahrt, wurde 1950 zum Dogma erhoben. Für uns heute sitzt Maria nicht mehr auf dem gleichen Thron wie Jesus. Sie ist die erste der Erlösten, betont das II. Vatikanische Konzil. Sie ist die Mutter unseres Herrn und führt uns zu ihm. Marcel Oswald
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