Vor der noch geschlossenen Kirchentür drängen sich die Menschen. Mit stummem Staunen betreten
sie nach Öffnung der Tür zur Osternachtfeier den fast dunklen Kirchenraum und lassen zunächst im
Umhergehen oder auch von ihrem Platz aus die Weite des Raumes auf sich wirken. "Unwirklich, dass
hier vor kurzem noch der Raum bis zur Decke angefüllt war mit Gerüsten", flüstert ein Nachbar dem
anderen zu.
Staunend lassen die Besucherinnen und Besucher auch die ungewohnte Anordnung von Altar und Ambo
(Lesepult) auf sich wirken, eine Anordnung, die den "Tisch des Wortes und den Tisch des Brotes" in
der jeweiligen Bedeutung unterstreicht. Das nimmt dem großen Altar nichts, der in seiner strengen
steinernen Schönheit ohne jegliches Beiwerk ganz besonders zur Geltung kommt.
In der noch dunklen Kirche werden die alttestamentlichen Lesungen von verschiedenen Orten im
Kirchenraum vorgetragen - ausgewählt entsprechend dem Inhalt der jeweiligen Texte. Und dann drängen
die Menschen in den Kreuzgang zum dort entzündeten Osterfeuer. Mit der großen Osterkerze und vielen
kleinen Kerzen ziehen alle wieder ein und warten dann auf den Augenblick, zu dem in der
Osterliturgie - als Sinnbild der Auferstehung - Orgelklang den Raum erfüllt und in einer sorgsam
abgestimmten "Choreographie" zunächst der Hochchor und nach und nach der übrige Kirchenraum in
helles Licht getaucht wird. In gesammeltem Schweigen nehmen die Gottesdiensteilnehmer diese
ungewöhnlichen Eindrücke auf.
Erst später im Pfarrsaal bei der Agape, beim Wein, bei Osterbrötchen und Ostereiern tauschen sie
ihre Erfahrungen aus - und das braucht Zeit. Um halb drei können die Organisatorinnen der Agape die
Tür abschließen.