Nachdem die Rezensionen am Tag des Buches und beim Bücherherbst so gute Resonanz gefunden haben, stellt das Team der KÖB Im Alten Rathaus Ihnen jetzt regelmäßig einmal im Monat ein lesenswertes Buch vor.
Dieser Buchvorschlag enthält eine Zusammenfassung, eine persönliche Einschätzung sowie Angaben zum Buch des Autors.
Vielleicht weckt es Ihr Interesse? - Dann besuchen Sie uns …
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Helga Sartorius empfiehlt im September:
Trude Teige
Als Großmutter im Regen tanzte
Fischer – 380 Seiten
Rezension:
Wussten Sie, dass die norwegische Geliebte eines deutschen Besatzungssoldaten - verächtlich als „tyskerjenta“ oder „tyskertos“ (Deutschenflittchen) beschimpft - im Fall einer Heirat nach der Befreiung Norwegens im Frühjahr 1945 ihre norwegische Staatsbürgerschaft verlor?
Und wussten Sie von einem der größten Massensuizide der Geschichte in der vorpommerschen Kleinstadt Demmin, als sich zwischen dem 30. April und 4. Mai 1945 mehrere hundert bis eintausend Zivilisten beim Einmarsch der Roten Armee kurz vor Ende des Krieges das Leben nahmen?
Der Bestseller der norwegischen Schriftstellerin Trude Teige beschäftigt sich mit diesen Themen und beleuchtet grausame, bis dato kaum behandelte Facetten europäischer Zeitgeschichte.
Obwohl der Titel eine eher beschwingte und frohe Geschichte vermuten lässt, ist der Inhalt keineswegs ganz leichte Kost und führt einem immer wieder die unvorstellbaren Folgen von Kriegen für die betroffenen Menschen vor Augen. Aber gerade in der heutigen Zeit ist es meiner Meinung nach wichtig, den Blick dafür zu schärfen.
„Der Regen ist der Applaus des Lebens“, erklärt Tekla und tanzt dabei durch den Garten.
Trude Teige erzählt von einer Großmutter, deren Leidensgeschichte auch das Leben ihrer Enkelin Juni prägt.
„Als Juni ins Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf der kleinen norwegischen Insel zurückkehrt, entdeckt sie ein Foto: Es zeigt ihre Großmutter Tekla als junge Frau mit einem deutschen Soldaten. Wer ist der unbekannte Mann? Ihre Mutter kann Juni nicht mehr fragen. Das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter war immer von etwas Unausgesprochenem überschattet.
Die Suche nach der Wahrheit führt Juni nach Berlin und in die kleine Stadt Demmin im Osten Deutschlands. Juni begreift, dass es um viel mehr geht als um eine verheimlichte Liebe.
Und dass ihre Entdeckungen Konsequenzen haben für ihr eigenes Glück.“ (So steht es im Klappentext)
Die Lektüre des Romans, der teilweise wie eine Kriminalgeschichte geschrieben ist, hat mich persönlich insofern bereichert, als ich unserer deutschen Geschichte noch einmal ein Stück näher gekommen bin. So etwas darf sich in unserem Land niemals mehr wiederholen.