Baugeschichte St. Engelbert, Teil II

 

Nachdem 1915 die Städtischen Krankenanstalten erbaut und von der Pfarrgemeinde St. Engelbert seelsorgerisch mitbetreut wurde, erhielt die Gemeinde 1928 den ersten Kaplan, der sich, so wie seine Nachfolger, zusammen mit den jeweiligen Pfarrern auch um die Gründung und geistliche Betreuung der kirchlichen Vereinigungen der Gemeinde bemühte.  

Der Rückgang der Kirchensteuereinnahmen, verursacht durch die hohe Arbeitslosigkeit als Folge der Weltwirtschaftskrise 1929/1933 und der Tatsache, dass ein hoher Prozentsatz der Katholiken der Gemeinde in gemischten Ehen verheiratet war, deren Hauptverdienen – waren sie evangelischen Bekenntnisses – sich weigerten, auch Kirchensteuer in die katholische Kirche zu zahlen, führten in Verbindung mit größeren Ausgaben für den Einbau einer Koksheizung und Lichtanlage in die Kirche zu einer hohen Verschuldung der Gemeinde.

1922 wurde die Rektoratsgemeinde St. Engelbert zur selbständigen Pfarrei erhoben und der bisherige Rektor Cornelius Koenen wurde erster Pfarrer unserer Gemeinde.

 

Zwei Monate nach der Pfarrerhebung erfolgten die ersten Wahlen zum Kirchenvorstand und der kirchlichen Gemeindevertretung. Nach gesetzlichen Bestimmungen gehörten dem Kirchenvorstand 16 ordentliche Mitglieder und drei Ersatzmitglieder an, wovon mindestens die Hälfte aus Männern bestehen sollte. Obwohl damals die theoretische Möglichkeit der Mitgliedschaft von Frauen im Kirchenvorstand gegeben war, dauerte es noch fast 50 Jahre, bis die erste Frau als Mitglied in den KV einzog.

Zur Verringerung des Defizits wurden äußerste Sparmaßnahmen ergriffen, die die Reduzierung aller laufenden Ausgaben beinhaltete, z.B. die Kürzung der Gehälter der kirchlichen Angestellten (des Küsters, Organisten, Rendanten, des Pfarrers und des Kaplans). Trotzdem stiegen die Schulden in den Folgejahren noch an, weil für die Kredite Zinsen und Amortisierungen zu zahlen waren, so dass der Kirchenvorstand 1932 um Einziehung der Kaplanstelle bitten musste, weil die Gemeinde das Gehalt nicht mehr aufbringen konnte.

 

Dem 1932 ernannten Pfarrer Josef Brochaus oblag es, die völlig erschöpfte Kirchenkasse zu sanieren und den Schuldenberg abzubauen. Durch unzählige Bettelbriefe an das Generalvikariat erreichte er, dass in der Erzdiözese Köln und im Bistum Aachen Kirchenkollekten für unsere Pfarrgemeinde abgehalten wurden. Zusammen mit einem Vertreter des Kirchenvorstandes fuhr er zu Bettelpredigten in die benachbarten Gemeinden, um Mittel zusammen zu bringen zur Begleichung der ältesten Handwerkerrechnungen. Die Kirchenvorstandsmitglieder unterstützten ihn, indem sie persönlich die Kirchensteuern in kleinsten Beträgen bei den Gläubigen kassierten.

 

Pfarrer Brochhaus war jedoch nicht nur als Finanzier erfolgreich. Er sorgte auch dafür, dass wieder ein Kaplan angestellt wurde, mit dem er einen Zeit lang sein Gehalt teilte. Unter ihm begann der erste wesentliche Umbau unserer Pfarrkirche.