Aus dem Tagebuch Jakobusoktav 2017

Samstag, 22. Juli 2017

15:00 Uhr       Pater Manfred kommt nach Dürscheid.

 

Sonntag, 23. Juli

11:15 Uhr        St. Nikolaus Dürscheid; Pater Manfred legt seinen Rucksack am Altar ab und zeigt nicht nur Kinderschuhe, sondern spannt einen Bogen zur Sehnsüchten von uns Menschen. Widerlegt die These: der Weg ist das Ziel. Wege haben immer ein Ziel. Auch die Kunst in der Kirche bekommt noch einmal die Stimme: ich sehe Fetzen aus Schwimmwesten der Flüchtlinge – und in den Schuhsohlen kann ich mich spiegeln... ich wandere durch Raum und Zeit...

 

Montag, 24. Juli

7:00 Uhr          Spitze – Die Muschel als Zeichen für den Jakobsweg. Die Muschel das Zeichen für eine Tankstelle. Unser Morgenimpuls - eine Tankstelle. Eine Tankstelle auf unserem Arbeitsweg. Die Jakobusoktav könnte auch zur Tankstelle werden. Zum Auftanken für uns. Für unseren Lebensweg.

19:00 Uhr        Spitze – Wir sind nur Gast auf Erden ist ein Reiselied, erfahren wir. Ein Pilgerlied. Vielleicht ein Lebenslied? Wir wandern ohne Ruh... oft sind wir allein... manchmal verlieren wir den Weg, sind auf Irrwegen und fühlen uns von allen vergessen. Wer wandert treu zur Seite?

 

Dienstag, 25. Juli

7:00 Uhr          Spitze – Regen! Ich trage den Rucksack – das Gefühl „on the way“ zu sein stellt sich ganz schnell ein und ist herrlich. Ich trage meinen Rucksack, ich wachse mit ihm zusammen. Was ist mir wichtig auf dem Weg? Was ist mir wichtig auf meinem Lebensweg? Trage ich nur leichtes Gepäck?

19:00 Uhr        Spitze - Regen, Regen, Regen! Wieviel noch? So gerne wollte ich aufstehen und laut rufen: Ihr Winde und Wasser, geht dort wo man euch braucht... Ja, was brauchen wir? Was brauchen wir überhaupt?

 

Eines Tages fällt dir auf, dass du 99% nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg...

All der Dreck von gestern, all die Narben, all die Rechnungen, die viel zu lang offen rumlagen: Lass sie los, schmeiß sie einfach weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

 

Mittwoch, 26. Juli

7:00 Uhr          Spitze – Aufbruch! Ein Wort mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen. Die Knospen brechen auf, man kann die Tür aufbrechen, man kann einen Menschen, der durch irgendeinen Umstand stumm oder in sich gekehrt geworden ist, durch eine positive Hinwendung wieder aufbrechen. Man kann aufbrechen auf den Weg, auf einen neuen Weg.

10:00 Uhr        Kinder brechen zur Jakobuswallfahrt auf, Gemeinschaftsmahl, Freude, Spiel, Segen.

15:00 Uhr        Dürscheid – Senioren brechen zur Krankensalbung auf und feiern gemeinsam die Eucharistie.

19:00 Uhr        Spitze – Mach dich bereit. Brich auf. Schau nicht zurück. Denn deine Zeit ist da.

Geh unbeschwert. Lass los. Nimm ins Gepäck die Sehnsucht nur und Gottvertrauen.

Sie sind nicht schwer. Und später werden sie dich tragen in der Dunkelheit.

Halt deine Augen offen unterwegs. Verborg’ne Zeichen warten schon auf dich.

Verschließ die Ohren nicht. Nur in der Stille ruft die Stimme zärtlich deinen Namen.

Wer ruft? Geh einfach mit. Du wirst es unterwegs erfahren.

 

Du Gott des Aufbruchs, segne unsere Wege!

 

Donnerstag, 27. Juli

7:00 Uhr          Spitze – Dass Gott ein Nomadengott ist und niemals Paläste und Tempel wollte, ist mir schon lange bewusst. Es wird noch deutlicher an diesem Morgen: Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gezeltet. Das ist wörtlich aus dem griechischen übersetzt. Gott liebt das Provisorium. Diese Sätze entspannen mich ungemein. Hoffentlich denke ich öfters daran, wenn ich meine, alles picobello machen zu müssen.

19:00 Uhr        Spitze – Bölinghoven – Heilige Messe mit Agape in der Scheune von Albert, der nach langer Krankheit und Beinamputation mitfeiert und nicht lamentiert. Starker Eindruck. Es wirkt auf mich wie: Aufbruch auf einen neuen, schweren Weg mit leichtem Rucksack, im provisorischen Zelt von Raum und Zeit... und in guter Gemeinschaft bei Brot und Wein.

 

Freiheit wohnt in Zelten.

 

Freitag, 28. Juli

7:00 Uhr          Spitze – Endlich unter dem Blätterdach und mit einem Sonnenschein im Rücken. Heute geht es um Brunnen am Weg, um Brunnen auf unserem Lebensweg. Ein Brunnen spendet uns Wasser. Wir müssen jedoch aktiv werden und schöpfen. Wir müssen das Angebot des Brunnens nutzen.

 

18:30 Uhr        Spitze – Es gibt Brunnen und Quellen des Lebens, aus ihnen zu schöpfen macht frei, stillt die Sehnsucht und tut Not.

 

Schöpfe Hoffnung gegen Ausweglosigkeit,

Freude gegen Angst und Einsamkeit,

Liebe, die empfangen und geben kann,

die verzeihen und tragen kann,

Geist, der Phantasie und Mut verleiht,

Sinn, der einen Weg zum Leben zeigt,

Frieden dort, wo Unrecht und Gewalt beginnt,

Leben, das im Tod kein Ende kennt,

schöpfe Segen, der nicht bei sich selbst verweilt,

Segen, der sich in die ganze Welt verteilt.

Amen.

 

Samstag, 29.07.

9:00                 Spitze – Heilige Messe, Begegnung!

 

Manchmal begegnet dir einer,

der mit dir geht,

der mit dir lacht,

der mit dir weint,

der dich wieder verlässt ...

Doch er bleibt dein Freund.

Und dann begegnet dir einer,

den keiner sieht,

der mit dir geht,

der mit dir lacht,

der mit dir weint,

der dich nie mehr verlässt ...

der dir mehr wird als jeder Freund. Viel mehr.

 

 

22:00 Uhr        Kraftort St. Jakobuskapellchen

                        Und das ist heute und jetzt!

 

                        Ankommen, Heimkehren heißt weitergehen!

                        Pilgern heißt sich verwandeln zu lassen!

 

Bleiben Sie hier mit uns - in Gemeinschaft – in Gesprächen, bei Brot und Wein – der köstlichen Kombination aus Speise und Trank, die Jesus favorisierte.